Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

Griechin verströmt die Magie ihrer unbeschreiblichen Ruhe; ihre Ausläufer gehen schon in die Ebenseer Berge über, hinter denen das Massiv des Schönbergs in einer Mächtig keit und Breite liegt, die bereits an die Majestät des Dach steins denken läßt. Zwischen Erlakogel und Traunkirchen wird der See ziemlich schmal, der Sonnstein erscheint daher in der Perspektive beinahe als eine Fortsetzung der links seitigen Berge. Einen harmonischen Abschluß des weiten Halbkreises geben die wellig-sanften Höhenrücken des Farnaugupfs und des Hochsteins; so weich und scheinbar so knapp liegen sie vor dem blaugrauen Kamm des Höllengebirgs, daß man das romantische Langbathtal mit seinen beiden Seen kaum dazwischen vermutet. Wenn man aber aus dem Himmel, in den die Hügel und Gebirge gezeichnet sind, wieder zum Ufer zurückfindet, wird man erst recht überwältigt. Es existieren nicht viele Sehenswürdigkeiten, die so ins Auge fallen wie das kleine alte Schloß Ort auf seiner künstlichen Insel. Es gibt ein reizendes Märchen, demzufolge der Riese Erla dieses Schloß von den Zwergen des Königs Laurin erbauen ließ — für eine zierliche kleine Nixenprinzessin, die er liebte. Manchmal, an besonders schönen Tagen, könnte man dieses Märchen beinahe glauben. Mit einem unübertreff lichen Liebreiz liegt dann Schloß Ort mitten im blauen See, umkränzt von der majestätischen Schönheit der Berge und umspielt von weißen Segeln und freundlichen Schwä nen. Immer wieder verfallen die Menschen diesem Anblick; vergessen sind dann die Unzulänglichkeiten, die sich wie überall auch in dieser Stadt ergeben, da der Lärm und die Unrast der Zeit mit aller Gewalt einzudringen suchen in eine begnadet schöne Landschaft. Aber Bläue und Sonnenschein, malerische Schönheit und spielerische Lieblichkeit sind ohnehin nur ein winziger, unwesentlicher Ausschnitt aus dem eigentlichen Gmunden. Der größere Teil besteht in — scheinbaren — Unfreund lichkeiten, in Sturm und Regen, Gewitter und Nebel. Dies ist zwar oft eine Behinderung für den erwartungsfrohen Urlauber, aber zugleich doch notwendige Selbstbesinnung der Stadt. Könnten wir es denn überhaupt ertragen,jeden Tag von neuem die Sonne über dem blauen Gebirge auf gehen zu sehen, wie es uns ja manchmal geschieht? Wo bliebe das Maß, diese Schönheit zu erkennen, wenn sie nicht erhöht würde in Hoffnung und Sehnsucht? Scheltet mir nicht die Regentage des Salzkammergutes, sie sind uns not wie alles, was Dankbarkeit lehrt. Die grauen Tage erst machen die hellen leuchtend und schön, und der Nebel, der die Weite zudeckt, zeigt zugleich das Nächste in seiner ganzen Einzigkeit. Wie schön steigen aus dem Regen die verschiedenen Windungen des Ufers im Näher kommen heraus; Einzelheiten werden nun deutlich, die wir im großen Bild als eine unbeachtete Selbstverständ lichkeit hingenommen haben. Kleine Hügel, unbemerkt sonst, wachsen aus der Straße, Bäume zeigen ein Profil, das man nie zuvor an ihnen sah. Nein, scheltet mir den Regen nicht, wir wären sehr viel ärmer ohne ihn. Und wir wären auch ärmer ohne den Sturm! Man muß ganz unten am Ufer stehen, das Gesicht und das Herz hingewendet dieser Gewalt. Wie der Wind brüllt, wenn er Seite 13: Die berühmte Konditorei Zauner in der Pfarrgasse Die Symbole: Kaiser^fagdstandhild und Herzoghut

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