Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

\\1()\ l?IU(K\I nen -vi 'höi,"««!?'!? Ml fr"i!ii(in \ -wLA..*l,^E.N Dfc^ KA t Vi R11A V S fA (\ DI m E R :^[K'lfit'HE Oir OttliEE-ApEtUt i;.llWrUbsKPW Mj Bnrf Ischl, Kaiservilla ■ ' *'■ f ■'^ -^ ' ■" Pfarrkirche, Bruckner=Gedenktafel «t .•.jRITTER^flRER STIFTUNC Trinkhalle aus 1829—J83I ELFRIEDE PRIEL INGER Kaiserkrone und Herzogshut Unverbindliche Gedanken über die Salzkammergutstädte 1. Kaiserliches Bad Ischl Wenn man in die kleine Ortschaft Traxl egg am Fuße des Hoisenrads hinaufsteigt und sich dort oben auf den weiten, ruhigen Wiesen am Rande des Waldes ein wenig umschaut, tut sich talwärts einer der freundlichsten Blicke über Bad Ischl auf. Von hier aus sieht man so richtig, wie es sich gemächlich ausdehnt in seinem Talkessel und dennoch voller Geduld in den Kranz der umgebenden Hügel und Berge einfügt. Wie ein Nest liegt es da, rund, anheimelnd, beschützend; lediglich der spitze Kirchturm ragt als sicht barer Blickpunkt aus dem Gewirr der Dächer heraus, das Städtchen selbst aber erscheint wie eine wundervolle Insel der Ruhe und Befriedung. Der Wald, der sich von allen Seiten bis nahe an Bad Ischl herandrängt, vertieft diesen Eindruck der Ruhe, und auch die großen Wiesen am Hange des Jainzen oder rund um den Siriuskogel verbreiten gleich außerhalb des Stadtkerns wieder das Gefühl ländlicher Geborgenheit. Bad Ischl ist eine Stadt, in der der natürliche Rhythmus des Lebens noch nicht vom Übermaß der Bedürfnisse verdrängt ist, eine Stadt, in der auch die kleinen Dinge noch den Wert ihrer Wirklichkeit behalten haben. Hier geht der Herbst nicht vorbei, ohne daß die Laubstreu für den Winter zusammengetragen wird in den vielen kleinen Gehölzen rund um die Ortschaft; hier sind die fallenden gelben Blätter nicht lästiger Abfall, dessen Be seitigung eine zeitraubende Mühe darstellt — hier sind sie noch einbezogen in den Nutzen des Jahres. Bad Ischl ist einei der Orte, die einen fühlbaren Mittelpunkt in sich selber haben, um den sie sich logisch und allmählich entwickeln und um den sie wachsen, wie eine Kugel um ihre Mitte wächst: einfach, selbstverständlich, natürlich. Unveränderlich wirkt in solchen Oiten der Gedanke ihrer einstigen Gründung weiter und bildet einen unzerstörbaren Wesenskern. Viele von den Ortschaften des Salzkammer gutes scheinen dieser Art zu sein, im kleinen Bad Ischl aber kommt es am reinsten zum Ausdruck. Zwei, drei Hütten vor fünf-, sechs- oder noch mehrtausend Jahren mögen wohl der Zellkern gewesen sein für den heute so blühenden Ort. Vielleicht waren ein paar illyrische Männer die ersten „Ischler", als sie auf der Suche nach einem guten Stück Erde Gefallen fanden an dem geschützten Tal. Sie blieben, und später kamen andere und blieben auch; aus den Hütten wurden Häuser, Familien wuchsen in ihnen heran, ein bescheidener Handel blühte alsbald. Immer mehr erweiterte sich der Kreis des Lebens, immer weiter zurück schob der Mensch den Wald und die Un wirtlichkeit. Langsam verfeinerte sich die urtümliche Art des Seins, der Mensch gewann Gewalt über die Natur, und so wurden die Bewohner des Ischler Landes mit der Zeit ein Geschlecht von Bergleuten, von Jägern und Fischern und Schiffern. Noch heute gibt es keinen Ischler — und keinen Salzkammergütler —, dem das Bewußtsein nicht zutiefst im Blute läge, daß dieses Land mit dem Wald und dem Stein und dem Wasser sein eigen sei. Und es gibt nichts, was dem Menschen des Salzkammergutes mehr zu Herzen ginge, als wenn einer sein Land lobt, wenn er zeigt, daß es ihm gefällt und daß er es liebt. Man gewinnt die Menschen des Gebirges nur über ihr Land. 11

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