Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

DR. BENNO ULM Die spätmittelalterliche Kunst in Oberösterreich Kunstgeographisch gesehen ist Oberösterreich wohl das vielgesichtigste Bundesland. Verschiedene Einflüsse von außen, teils direkt durch Ausstrahlungen anderer Kunst zentren, teils durch die Wirkung landfremder Meister, die sich hier seßhaft machen und Werkstätten gründen, prägen seine Kunst, fnnerhalb der Grenzen wirken die Bauhütten und Werkstätten der Städte und Klöster in einem engeren oder weiteren Umkreis. Dabei zeichnet sidi aber eine gewisse Vielschichtigkeit ab; es gibt zum Beispiel Gegenden, deren Baukunst von Burghausen her geprägt wird, deren Malerei von Salzburg aus bestimmt wird und deren Plastik wiederum Merkmale des Salz kammergutes zeigt. Trotz dieser Buntheit und Vielfalt ist die Kunst in Oberösterreich in ihren großen Zu sammenhängen noch kaum erforscht. Vlit der Material sammlung wurde noch nicht begonnen, und nur ge wisse Gebiete sind in ihrer Charakteristik erläßt worden; von diesen wird ausgegangen, um die großen Linien aufzuzeichnen. Die Kunstgeschichtsforschung selbst scheut sich fast im mer, minder cjualitätsvolles Material in den Bereich ihrer Betrachtungen zu ziehen. Es hat sich aber gezeigt, daß die Kenntnis der großen Meister, die Entwicklungslinien einer Werkstätte und deren Schicksal, und die Aufnahme neuer Stilnuancen an den Werken der schwächeren Meister oft viel klarer und eindeutiger erkannt werden können. Der Einfluß großer landfremder Kunstzentren ist im Verlaufe der Spätgotik nicht immer gleich stark und nicht immer in die gleichen Landschaften geflossen; die Befruchtung der oberösterreichischen Kunst wechselte im Verlaufe der Generationen in den einzelnen Kunst gattungen. Diese Vielschichtigkeit der Impulse kann heute erst erahnt werden; ein eindeutiger Beweis muß wegen der unbelriedigenden Forschungslage noch lange offen bleiben. Die Donau spielt in der Kunstgeographie eine ganz be deutende Rolle: Ulm als Ausgangspunkt der Donauschilfahrt sendet seine Kunst seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts; es ist aber noch nicht bewiesen, ob die „Schönen Madonnen" aus dieser Zeit von schwäbischen Bildschnitzern im Lande geschaffen wurden oder ob man sie auf dem Wasserwege einführte. Kurz vor 1500 wird der Name Gregor Erhalts in Zusammenhang mit der Frauensteiner Madonna und seinem Einfluß auf den Kefermarkter Altar genannt. Regensburg beschert dem Lande etwas später die Werke des großen Albrecht Altdorfer, welcher damit die Kunst der Endgotik des ganzen Donautales bestimmt. Daß der Stil der Passauer Kunst zu allen Zeiten besonders das flache Land stark formte, ist selbstverständlich. Der Sitz des Diözesanbischofs strahlt seine Kunst bis in die entfernteste Dorfkirche aus. Der Dombaumeister Jörg Windisch beginnt in den sechziger Jahren das Langhaus der Stadtpfarrkirche in Eferding, der unbekannte Meister des Kel'ermarkter Altares könnte aus Passau stammen. F)er Steinbildhauer Jörg Gärtner schuf zahlreiche prachtvolle figürliche Grabsteine. Bayerns Hauptstädte Landshut und Burghausen schick ten ihre ffauhütten nicht nur in das Innviertel; ihr Ein fluß reichte weit bis zum Hausruck und der Traun. Hans Stetheimer, Stephan Krumenauer und Hans Lang dörfer arbeiteten an den größten Kirchen des Landes Blick in die Pfarrkirche von Waldbur (Toto: Eiersebner) i Ii im

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