Kupfer-Fleischhäfen aus neuer oherösterreichischer Erzeugung. mit dem Bauernstande nichts mehr zu tun; ihre Erzeug nisse sind dennoch und meistens auch dort, wo sie ligural werden, Volkskunst im eigentlichen Sinne. Ein weiterer und für unser Land wichtiger Zweig der unpersönlichen Kunst ist die Töpferei. In vorgeschicht licher Zeit wurde sie in Hallstatt ausgeübt, hausgewerb liche und gewerbliche Werkstätten nützten seit altersher die Tonlager des Salzkammergutes und des Hausruckvier tels mit ihrem rotbrennenden Scherben. Die Schwarzhafnerei hatte ihr Zentrum im Donautal um Obernocler Hafnerzell. Bei den Töpferwaren unterscheidet man grundlegend die unglasierte und die glasierte Ware. Die erstere entspringt einer primitiven Technik und war überall dort verbreitet, wo es Tonlager gab. Für Ober österreich seien nur als Besonderheit die Kopfurnen aus dem westlichen Innviertel erwähnt, die als Votivgaben geopfert wurden. Bedeutendere Leistungen zeigt unser Hafnerhanclwerk jedoch in den engobierten, großflächig mit Blumen bemalten „Zwiebelschüsseln" aus der Steyrgegend. Glasierte Ofenkachel kennen wir renaissance zeitlich aus Steyr und Wels. Eine ganz besondere Lei stung vollbrachten die Hafner aus Gmunden, wo um 1700 die Technik der Majolika- oder Fayencemalerei ihren Einzug hielt. E)ie Majoliken kamen, wie die Blau drucke, aus Holland zu uns und entstammen einer per sönlichkeitsgebundenen Kunstrichtung. Ihre Abhängig keit von Delft können sie zunächst im Dekor und in vor wiegend blauer Farbgebung nicht verleugnen. Sie wur den aber, und das ist eine besondere Leistung der Gmundner und derWelser Majolikawerkstätten,in kurzer Zeit in eine vollkommen unpersönliche Volkskunst um gewandelt. Zu Blau traten später Gelb, Violett und Kupfer hinzu und um 1780 begann in Gmunden die Farbenpracht der „Grünen Periode", die fast ein Jahr hundert andauerte. Die Gmundner Erzeugnisse, Krüge, Schüsseln, Godenschalen, Weitlinge usw., wurden von den zünftischen Handwerkern in der Umgebung abgesetzt, aber auch wie das Salz, aid' Schiffe verfrachtet und in Wien verkauft. Das Ei.sen ist in unserer l^eihe der letzte für Oberöster reichs Volkskunst bedeutsam gewordene Grundstoff. Seine Verarbeitung besorgte ausschließlich der Schmied. Am altertümlichsten sind hier wohl die Geräte des offenen Herdes, die FTuerböcke, Zangen, Raster, Pfannen und die einfachen Lichtträger. Erst in gotischer Zeit finden wir mächtige Türbeschläge, die sich ornamental oftmals in magische Enden spalten. Gitter, Wirtshausschilder, Glockenzüge und Grabkreuze gehören wohl auch in das Gebiet der Volkskunst. Sehr schöne Stücke aus der Gotik, der Renaissance und dem Barock sind uns aus dem gan zen Bundeslande erhalten. Wer Näheres darüber wissen will, befrage Otfried Kastners Eisenbuch (Linz, Ober österreichischer Landesverlag 1954). Die Träger dieser über Oberösterreich weit verbreiteten Kunst waren selbst verständlich nur Handwerker, die keinem bäuerlichen, sondern einem zünftischen, bürgerlichen Milieu ent stammten. Diesem Kreise sind auch die „Messerer" der Eisenwurzen, die Silber- und Goldschmiede aus Steyr und Linz, sowie die Kropfkettenmacher des Innviertels zuzu rechnen. Ebenso hierher gehören die Puppen- und Putz macherinnen von Steyr und Linz, welche Kunstgattungen im Steyrer Kripperl und in der jüngeren Linzer Gold haube des 19. jahrhunderts bis heute lebhaft in Erinne rung blieben. Dem städtisch-bürgerlichen LIandwerk sind ferner die über fast alle bedeutenderen Orte Oberöster reichs verbreiteten Lebzelter und Wachszieher sowie die Milchhäfen,Keramik,braun,engohiert, aus der Werkstätte Franz Schleiß, Gmunden. 80
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