Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

1 Perchtenmaske von H. Ladener, hAühlvierlel. bäum und Lebensbrunnen, Doppeladler und ehrwürdige christliche Symbolik werden streng ornamental gelöst. Schließlich sei nicht vergessen, daß die Tracht, die überliel'erungsgebundene Bekleidung des Menschen, ständig Anregungen zu neuen Formen der Textilveredelung gegeben hat. Oberösterreich ist ein Holzland und der Werkstoff Holz zählt zum ältesten der Menschheit. Durch seine verhältnis mäßig leichte Bearbeitung formte der Bauer bis in un sere Tage fast sein ganzes Gerät aus Holz und erst nach dem zweiten Weltkriege wurde es von anderen Materia lien, besonders Eisen, verdrängt. Rein bäuerlich war zu nächst auch seine Veredelung. In flächenhafter Dekora tion wurden die Zier- oder magischen Vorstellungen ent sprungenen Muster, Linien, I^unkte, Sonnenwirbel, Fruchtbarkeitsdarstellungen eingeritzt oder später mit dem Messer eingeschnitten, eingekerbt. Die Farbe spielte zunächst keine Rolle, die Motivträger waren ausschließ liche bäuerliche Gerätschaften; für ganz Oberösterreich die allgemeinen Geräte wie Schaffei, Rahmzwecke, Man gelbretter, Schatullen. In den einzelnen Landschaften wuchsen dann die für die örtliche wirtschaftliche Beson derheit kennzeichnenden Geräte einer größeren Vollen dung entgegen, im Mühlviertel die Spinnrocken und Spinnräder, im Hausruckviertel die Mostpressen, im almerischen Gebirgsland die Tesseln (Maßstäbe), Butter roller und Iklappbritterformen. Die Träger dieser ur sprünglichen Stufe der Holzverarbeitung waren durch wegs Männer, und die Liebe zur Angebeteten ist es, die uns besonders schöne „Brautrocken", „Brautschaffel" usw. beschert hat. Der Schritt zum Hausgewerbe wurde in Oberösterreich in bedeutenderem Und'ange erst im 18. Jahrhundert ge tan. Es war hier notwendig geworden, den begabten, aber armen Keuschlern des Waldgebietes zwischen dem Atter- und Traunsee ein zusätzliches Einkommen zu verschallen. So wurde in der „Vieclitau" mit einem landeshauptmannschaftlichen Patent von 1756 die Er zeugung von Waren nach „I^erchtesgadener Art" ein geführt. Ausgehend vom einfachen bäuerlichen und bür gerlichen Küchengerät, soweit dieses aus Holz gearbeitet war, über Vlultern für Fleischhauer, Heurechen und höl zerne Pantoffel wurde besonders die Spielzeugherstellung betrieben. So kennen wir primitive Holzdocken (Puppen), RöIB mit einem Türkenreiter und einem Pfeiferlschwanz, Spielwägelchen, Hühnersteigen, Grillenhäuschen und „Viechtauerl",d.s. kleine Spiel/.eugmanderl in Grobschnit zerei und eine besondere Art von einfachsten Krippenfigu ren. Diese Erzeugnisse wurden über eigene ,,Verleger",ähn lich wie bei den Webwaren (die Linzer Wollzeugfabrik be sorgte jahrelang den Verkauf der Viechtauer Holzwaren in Wien), in allen Gebieten der Monarchie und auch im nahen Orient abgesetzt. Es ist selbstverständlich, daß ortsfremde Einflüsse, die von der deutschen Konkurrenz und von der Kundschaft her bestimmt waren, zu spüren waren, die wesentlichen Merkmale der unpersönlichen Kunst blieben jedoch immer gewahrt. Bei diesen Massen erzeugnissen spielte natürlich die Farbe (hier zum erstenmale sichtbar auch als „Verkaidshilfe" gebraucht) eine große Rolle. Zwei weitere Spezialitäten der Viechtauer seien noch angeführt: Die bunten Spanschachteln und eine Malerei, die besonders bei Löffeln angewendet wurde, die auf schwarzem Grunde rote und goldene Ornamente sowie figurale Darstellungen zeigt. Die Fach leute rätseln bis heute, ob und auf welchem Wege hier eventuell ostasiatische Lackarbeiten wirksam geworden sind. Alle diese Erzeugnisse wurden also vom Haus gewerbe in Familienbetrieben hergestellt, d. h., die groben Arbeiten waren Männersache, die „Fassung" oder Spansdiachlel, Holz, bemalt, VJerkstätte H. Wäscher, Kremsmünster. 9 78

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