m atint Ditt friedenheit des Lammes, das hier stellvertretend für die geretteten Herden steht. Mit dieser Verlagerung des künstlerischen Interesses von der Fonxi auf den Ausdruck, vom schönen Zusammen klang der Komposition auf die Einzelheiten der Er zählung, ist auch die Grenze dessen erreicht, was wir als frühgotische Kunst bezeichnen dürfen, fn der oberöster reichischen Malerei war deren Entfaltung mit beson derer Deutlichkeit zu verfolgen, nicht nur weil die SanktFlorianer Miniatorenschule eine Fülle zuverlässig datier barer Werke bereitstellte, sondern auch weil sie in ihrer Gesaiutheit das dominierende künstlerische Phänomen dieser Jahrzehnte gewesen sein muß. Von ihrer Strah lungskraft legen heute noch einige erhaltene Monument malereien Zeugnis ab: etwa die Ih-esken in den Schloß kapellen von Steyregg (um 1320) und von Burghausen au der Salzach (um 1330) oder die Glasfenster der Pfarr kirche von Pram, in denen ein Meister der Jahrhundert mitte einige Prophetenfiguren der St. Florianer Armen bibel mit größter Exaktheit kopierte. Wesentlich schwieriger ist es, die Entwicklung der gleichzeitigen Plastik in Oberösterreich nachzuzeichnen. Hier treffen wir vielfach atd Einzelwerke von hoher Qualität, die aber untereinander keinen Zusammenhang aufweisen, sondern eher die verschiedensten Einflüsse aus benachbarten Kunstlandschaften vermuten lassen. Beachtenswert sind die vier frühgotischen Flochgräber, die das Land beherbergt; die ältere der beiden SchaunInitiale O mit dem Prophelen Malachias. Aus der Bibel des Friedrich von Aich (Kremsmünster cod. 353). Um 1310. Bild Seite 4: David tötet Goliath und schätzt die Herden vor wilden Tieren. Aus einer oherösterreidüschen Heilsspiegel-Handschrifl von 1336 (Wien, Nationalhihliothek cod. S. N.2612). {Fotos: Johanna Fiegl, Kunsthistorisches Institut Wien) bergertumben in Wilhering vom Ende des 13., das Gunthergrab in Kremsmünster vom Anfang des 14. Jahr hunderts und die beiden Gräber in der Garstener Stifts kirche. Die zwei erstgenannten sind eigenwillige, ein wenig provinzielle Werke, denen freilich künstlerischer Reiz und ein erhebliches historisches Interesse keines wegs abgesprochen werden können. Die Gastener Grab platten aber zählen zu den auch kunstgeschichtlich fesselndsten Monumenten ihrer Zeit in Österreich. Die Tumba des Stifters, Ottokars VI. von Steyr, ist die jüngere von beiden. Sie wurde wohl 1347, anläßlich der zweiten Beisetzung des schon dreieinhalb Jahrhunderte früher verstorbenen Markgrafen, errichtet; künstlerisch steht sie in Abhängigkeit von den Statuen des Nord- und Mittelchores der Wiener Stephanskirche, deren Stil sie unverkennbar, wenn auch ein wenig gröber, übernimmt. Ihre Bedeutung beruht daher zum Teil auf ihrem Zeug niswert: Sie liefert ein gewichtiges Argument für die oft bezweifelte Spätdatierung der Wiener Plastiken in die Zeit um oder kurz nach der Chorweihe von 1340. Viel eindrucksvoller freilich ist die ältere Figur des hl. Bert hold, der 1111—42 Abt von Garsten war. Ihre Ent stehungszeit ist nicht belegt, doch muß sie in die ersten fahre des 14. Jahrhunderts gefallen sein. Der durch geistigte Kopf mit den schön geschnittenen Augen und dem regelmäßig gelockten Haar, die leingliederigen Hände, die flachen, an den Graten rund gewulsteten Faltenschüsseln der Kasel, die prallen Faltenstäbe des Untergewandes und nicht zuletzt der kultivierte Zierat an den Borten des Gewandes und am Pedum verraten einen Meister von Rang und hoher Bildung. Seine Her kunft läßt sich nur vennuten: Manche Züge seiner Kunst haben Entsprechungen am Oberrhein, und so dürfen wir in ihm wohl einen weiteren Zeugen für den Einfluß des deutschen Südwestens auf Oberösterreichs Frühgotik sehen — einen Plastiker also, der im monumentalen Bereich eine ähnliche Stellung beansprucht wie der Illuminator der Aich-Bibel im Bereich der Buchmalerei. Es ist verlockend, dem machtvoll-feierlichen Garstener Abt die berühmte Statue des Stiftspatrons von St. Florian gegenüberziustellen. Nicht nur die andere Aufgabe und das gefügigere Material unterscheiden dieses knapp über lebensgroße Holzbildwerk von der steinernen Liegefigur. Uiu 1330/40 entstanden, mit einigen der schönsten böhmisch-mährischen Madonnen des zweiten Jahr hundertviertels stilistisch verschwistert und sie dennoch an äußerer und innerer Größe überragend, kündet der „Ritter" von einer besonderen Möglichkeit gotischer Kunst an der Schwelle jenes Realismus, dem die oben er wähnte, etwa gleichaltrige Wiener Heilsspiegel-Handschrift schon vollends angehörte. Jede Einzelheit von Gewand und Bewaffnung wird liebevoll nachgebildet, Stanclmotiv und Volumen der Figur entsprechen den organischen Möglichkeiten — aber in der idealistischen
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