Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

Wahrung heimischer Kultur, der Hebung des künst lerischen Geschmacks und Urteils und Förderung aller gleichen Zielen zugewandten Bestrebungen". Das Interesse der bildenden Künstler an der handwerk lichen Arbeit führte in der „Wiener Werkstätte" zu einer Blüte handwerklicher Kultur, in der sich eine überschäu mende Erfindungskraft mit vorbildlicher Handwerks technik vereinigte. Diese Entwicklung in Österreich stand zu Unrecht im Schatten des Bauhauses. Jahrzehntelang wurde der Begriff des „Modernen" mit der „Absoluten Form" gleichgesetzt. Mondrian, Gropius und verschiedene Vertreter der holländischen „Stijl"- Bewegung verstanden unter der „Guten Form" die „Ab solute Form". Von diesem geradezu blinden Fanatismus in der Formgebung unterschieden sich die Arbeiten der „Wiener Werkstätte" auf das Angenehmste. Die „Absolute Form" allein scheint uns also doch nicht ganz zu genügen. In diesem Zusammenhang schrieb Karl Pawek im „Magnum" über Josef Hoffmann. „Hoffmanns Bedeutung bestand darin, daß er der moderne Architekt und Entwerfer der ,Konkreten Form' war. Das trennte ihn sehr vorteilhaft von der späteren monopolistischen .Moderne', die nur mehr Auge für die .Absolute Form' besaß." Das Mißverständnis ..Gute Form" ist gleich ..Absolute Form" brachte uns sowohl im Bereich der Architektur als auch des Gebrauchsgegenstandes eine ..keimfreie" Formenwelt, in der für den „schöpferischen Bazillus" kein Platz ist. Die bis jetzt im Gebrauch stehenden industriell gefer tigten Gegenstände können in bezug auf ihre Form gebung prinzipiell als gelöst betrachtet werden, fn wel chem Umfang eine schöpferische Weiterentwicklungmöglich ist. wird die Zukunft zeigen. Es ist nicht unbedingt erforderlich, daß jeder neue in dustriell gefertigte Gegenstand ein ..aerodynamisches" Aussehen erhalten muß. Die Formentwicklung in der Autoindustrie beginnt leider zum Teil auch tlie Form gestalt der Gegenstände des täglichen Gebrauchs zu be einflussen. Solcherart ..gestaltete" Gebrauchsgegenstände öden uns in ihrer glatten, charakterlosen „Schönheit" nach kürzester Zeit an. Die kurzlebige Form entsteht und versetzt uns in Unbehagen Man kann sich des Gefühls kaum erwehren, daß die „Goldenen zwanziger Jahre" der Formgebung eine große Belastung für die Weiterentwicklung darstellen. Wir brauchen daher begabte Entwerfer, die vor allem den Mut haben, gegen die festgelegten Vorstellungen der modernen f^ormgebung zu verstoßen. Sie müßten bewußt Ausstellung des Landesproduktenhandels 1960. ■t • - *T

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