Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

t Erste Internationale Keramikausstellung 1959. Betrachten wir nun die Entwicklung in Österreich zur selben Zeit. 1898, also zur Zeit der Gründung der „Dresdner Werkstätten Mr Handwerkskunst", veröffent lichte in Wien Otto Wagner sein Buch über die moderne Architektur. Er war auch der Lehrer von Josef Hoff mann. Im gleichen Jahr schlössen sich Josef Hoff mann, Gustav Klimt, Kolo Moser, Carl Moll und ver schiedene andere zur ,,Vereinigung der Bildenden Künst ler Österreichs" zusammen. Die erste Ausstellung dieser Gruppe war geradezu eine Sensation. Und zwar sowohl in beztig auf die Ausstel lungsgegenstände als auch die Art der Ausstellungsge staltung. Eine für die damalige Zeit fast unbegreifliche Erscheinung waren die Gebrauchsgegenstände aller Art, die von den besten Leuten des Kunstgewerbes entworfen oder selbst ausgeführt wurden. 1899 übernimmt Josef Hoffmann im Rahmen der Refornibestrebungen der Wiener Kunstgewerbeschule die Architekturklasse. 1902 erfolgte die Gründung der „Wiener Werkstätte", ein Kreis von Künstlern und Handwerkern, die dieselbe Sprache sprachen. In den Statuten heißt es: „Es gibt keine Vorgesetzten, keine Untergebenen, es gibt nur Mit arbeiter." Der „Wiener Werkstätte" war auch ein Architekturbüro angeschlossen. Es stand also schon damals fest, daß man das Kunstgewerbe nicht von der Entwicklung der Archi tektur, Malerei und Plastik trennen kann. Eine Fülle von Aufgaben und Problemen wurde mit Intelligenz, Phantasie und unfehlbarer Sicherheit gelöst. Unter an derem begegnen wir hier dent Quadrat in der Farb gebung schwarz-weiß in einer Fülle von herrlichen An wendungsbeispielen. Die Dinge des täglichen Gebrauches erhielten ihre natür liche Form und wurden aus dem ihnen entsprechenden Material angefertigt. Es entsteht die erste zylindrische Kaffeekanne. Jahrzehntelang meistens schlecht und selten gut nachgeahmt. Hoffmanns schöpferische Intelligenz ist schon am Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Gestal tung seiner Ausstellungsräume und mit dem Bau des Palais Stoclet dem Münchner Jugendstil weit voraus. 1912 erfolgte die Gründung des „Österreichischen Werk bundes". Die Aufgaben des Werkbundes wurden wie folgt festgelegt: „Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk durch Erziehung, Werbung und geschlossene Stellung nahme zu einschlägigen Fragen. Der Bund dient über diese Aufgaben hinaus der Entwicklung, Förderung und 60

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