Linz, Pfarrkirche 5t. Michael am Bindermichl, Detail des machtvollen Fensterfrieses (Foto: Widder) und hier erst zur Wirkung gelangen. In den letzten zwei Jahren sind unter dem Patronat der Benediktiner von Seitenstetten in Niederösterreiclt zwei weitere sakrale Großwerke ihrer Wand malerei entstanden. Eines davon ist das Altarwandfresko der gotisehen,eben reno vierten Pfarrkirche in St. Johann in Eng- .sielten, Christus am Kreuze.Aus dem leid vollen Haupt des Herrn blicken zwei übergroße, dunkle, unendlich traurige .A.ugen, überschatten sein ganzes Ant litz, scheinen das ganze Bild, den Kirchenraum in abgrundtiefe Trauer zu versenken, heften den ijleischweren Blick hinab zur Erde, zu Maria. Sie und Jo hannes der Tiiufer, der Kirchenpatron, stehen darunter und können unter die sem Blick nur mit hilfloser Geste ihre Gesichter verbergen. Die .\rme des Ge kreuzigten aber — eine Wirkung der un gewöhnlichen, perspektivisch wirksamen Zeichnung, die sie nicht starr ausge streckt zeigt — umfassen, obwohl ans Kreuz angenagelt, wie in geheimnisvoller Freiheit, das ganze Innere der Kirche, um alles und alle zu sich zu ziehen. Die Elauskapellc im wiederaufgebau ten Seitenstettnerhof, dem Heim des Benediktinerstiftes Seitenstetten in Wien, Franz-Josefs-Kai, hat die Künstlerin von oben bis unten an allen vier Wänden mit Gemälden bedeckt, die wieder eine gewi.sse Stilentwicklung zu bezeugen scheinen: Zeichnung und Malweise sind weiter aufgelockert. .\ber die innere Festigkeit der Figuren blieb unberührt. Es sind übrigens nicht Fresken, sondern Malerei in Dispersionstechnik. An der Altarwand ist die .'Vllerheiligste Dreifal tigkeit, der die Kapelle geweiht ist, und ihr Walten in der Welt bildhaft darge stellt: Aus dunklen Tiefen des Urmysteriums überflutet Licht und Helle die ganze Schöpfung, die durch und durch auch gezeichnet ist, wie durchfurcht und geteilt, vom Kreuz. An den ein zelnen Wänden gibt es keine kompak ten Kompositionen, sondern viele ein zelne biblische Gestalten und Gruppen — oben noch ein abschließender Fries von nebeneinandergereihten .Szenen —, wohl um nicht mit allzu großen Kompo sitionen den kleinen, hellen Raum zu erdrücken, der dafür wirkt wie das über volle, froh ergTiffene Flerz des Hauses. Die Altarwand flankieren, um noch einige Einzelheiten zu erwähnen, zwei eindrucksvolle Figuren: Auf der Evan gelienseite Johannes der 'Läufer — sein übergroßes Flaupt, sein verfärbtes Gesicht sprechen von der Sorge um die Wegbereitung des Herrn in einer un56
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