Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

Rudolf Kolhilsch, Beispiel eines der Tafelbilder im Foyer 2. Sfodc des Landes' thealers Linz (Foto: Widder) rade die Bewegung des Tanzes war seit langem schon ein geliebter Vorwurf, den sie mit der männlichen Kraft ihres Striches festhielt, daß wie ein stummer Schrei Bewegung und Ruhe gebannt blieben im Spannungsfeld dieser Blätter, aus denen eine Farbe spriAht, verhalten und vornehm oder auch laut und naiv, wie es den Tän zerinnen entspricht. Die neuen spanischen Tänzerinnen, die in der großen Kollektivausstellung dieses Jahres im Linzer Landesmuseum nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind, vereinigen alle diese Elemente einer Kunst in längst anerkannter Höhe zu neuer glanzvoller Bedeutung. Sie stellen die gültige Reife eines ehrlich erkämpften Lebenswerkes dar, das längst weltweite An erkennung gefunden hat. Die alten Themen der Land arbeit sind für das neue Schaffen freilich der Techni sierung zum Opfer gefallen. Seltsamerweise spricht nun aus Blumenstücken, die Frau Professor Eckl früher nur am Rande schuf, eine neue Glut und eine neue Bewäl tigung in der Kraft dieser Bilder. Die Antwort geben die stillen Beterinnen, die wachsamen Mütter: Die Kraft der Liebe hat dieses Werk geprägt. Das Menschliche ist in einem tiefen Sinn das Signum der Kunst Professor Herbert Dimmeis, der an der seit vierzehn Jahren bestehenden Kunstschule der Stadt Linz die Meisterklasse für Malerei leitet. Nach langen und schweren Wegen der Gefangenschaft in Sibirien, des Fin dens zur Kunst, wobei er sich früh der Wandmalerei verschrieb, der Professur an der Wiener Akademie, wurde er nach den Stürmen der jüngsten Vergangenheit berufen, diese große pädagogische Aufgabe an der Kunst schule unserer Landeshauptstadt zu wirken. Das Gleich nis des Zeitlosen in einem Werk voll klassischer Ruhe, seine Gabe des Gesprächs über Dinge der Kunst und seine Fähigkeit, die Schüler die eigenen, vorgezeichneten Wege gehen zu lehien, hat diese Meisterschule zu einem Kristallisationspunkt einer neuen Künstlergeneration in unserem Lande werden lassen. Dr. Alfons Ortner, der nunmehrige Direktor der Anstalt, steht der Meisterschide für Graphik vor, ein „Spät berufener", den das Werk Alfred Kubins entzündet hat. Eine drängende Macht der Bilder und Gesichte be stimmt auch sein Werk, das in farbiger Tusche zum Bei spiel „dunkle Erinnerungen" beschwört, eine „vergessene Mauer" ins Bewußtsein hebt oder auch noch ein „ver klingendes Wort". Französisch könnte man vielleicht die Vornehmheit der Darbietung bezeichnen, es ist ein Werk, das in modernen „Traditionen" steht und doch ganz für sich besteht. Seine letzte große Kollektivausstellung, 1950 gemeinsam mit dem Werk Professor Walter Ritters in der Neuen Galerie zu Linz gezeigt, liegt leider schon lange zurück. Nachdem das Wort von der Neuen Galerie gefallen ist, muß ihre Bedeutung für das Land Oberösterreich hervor gehoben werden, auch wie fruchtbar sich die Wechsel wirkung der modernen Ausstellungen im Landesmuseum und in diesem städtischen Institut entwickelt hat. Es ist nun schon der Name gefallen, der für die Ent wicklung der Plastik in Oberösterreich einen besonderen Klang hat: Professor Walter Ritter. Auch ihm wird der Mut zur Selbstverwirklichung anerkannt in einer Zeit, die oft und oft anonym lenken möchte, wie der Ma schinenroboter seine Erzeugnisse ausspeit. Sein großes bildhauerisches Werk, das glücklicherweise in vielen Arbeiten im Lande verstreut ist (zum Beispiel der Apo kalyptische Reiter des Schärdinger Kriegerdenkmals, die Kreuzigungsgruppe in Steyrermühl) verkündet ein ge stalterisches Schaffen nicht nach der Natur, sondern wie die Natur; aus ihr abgelauschten Gesetzlichkeiten er wachsen, werden die Themen unserer Zeit erfaßt und neu gestaltet. Archaisches Spiel und überirdische Wirklich keit sind in naturhafte Form gekleidet, die sich mit teilen kann. Die Wegweisung dieser Meisterschule ist so einprägsam und so bezwingend, daß neue Wortkünder im Fleische solcher Plastik von dieser Schule ausgingen, ich darf wenigstens den Namen Peter Dimmel nennen, dessen Gestaltungen die grotle Sicherheit eines erkannten Weges ausstrahlen, wie es vielleicht am stärksten bisher die im Bilde gezeigten Kreuzwegstationen für die SanktKonrads-Kirche auf dem Linzer Froschberg bekunden, die derzeit ausgeführt werden. Wenn wir uns nun anschicken, die oberösterreichischen Leistungen auf dem Gebiet der neuen Kirchenkunst zu schildern, muß zunächst noch einmal der Name Herbert Dimmel genannt werden. In in- und ausländischen Publi kationen ist seine Mosaikwand hinter dem Altar der Kinderspitalskapelle Linz mit der „Auferweckung der 40

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