Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

und die Tischler (St. Florian!). Die Schiniedekunst ist uns durch ein Buch Otfried Kastners nahegebracht worden. Doch muß mindestens der Name des Spitaler Stiftschmiedes A. F. Lindemayr (1686—1759) hervorge hoben werden. Trotzdem ist mit diesen Andeutungen der oberösterreichi schen Barockstadt noch keineswegs Gerechtigkeit wider fahren. Die türmereiche Silhouette der Landeshauptstadt Linz, die sich in der Barockzeit den Vorrang vor den an deren Städten des Landes erobert hat, und dies noch heute widerspiegelt, bietet ebenso viele Aspekte, wie die Markt- und Stadtplätze im Lande, soweit sie den Mo dernisierungen des 19. Jahrhunderts entgangen sind. Als Kontraste und als Hinweis auf die überaus große Spann weite der heimischen Barockgesinnung sei nur auf die Stadtplätze von Wels und von Schärding verwiesen. In Wels die fast einheitliche Abwandlung großformiger, oft kubisch wirkender vorgeblendeter Fassaden,deren Details den Baukörpern des 16. Jahrhunderts erst im 18. und 19. Jahrhundert beigefügt wurden, in Schärding das rhythmische Gewoge von geschwungenen Giebeln, das der Pfarrkirchenturm mit seiner bekrönenden Zwiebel kuppel beherrscht. Beide Prinzipien durchziehen das ganze Land und sind bis in das 19. Jahrhundert immer wieder verwendet worden. Im Gegensatz zu dieser lebhaften bürgerlichen Bautätig keit, der sich heute die Stadthäuser des Adels und der Stifte gut einfügen, geht der Baubestand der Landschlös ser im wesentlichen auf das 16. Jahrhundert zurück. Wenn wir vor Neuanlagen stehen, wie in Ivremsegg, in Hohen brunn oder in Neu-Wartenburg, so sind diese als v\usnahmen zu betrachten. Eine soziologische Begründung wäre leicht zu geben. Wenn wir die Entwicklung der Barockkunst in Oberöster reich ganz grob zusammenfassend kennzeichnen wollen, dann sehen wir die Epoche, in der die Plastik, die Bild schnitzerei der Guggenbichler und Schwanthaler, der Zürn und der Traunviertler Meister dominiert, über schnitten von der zweiten Stufe, in der eine rege Bau tätigkeit das ganze Land erfaßt und in der Neugestaltung sämtlicher Stifte und fClöster diesen ihren noch heute er haltenen Charakter verleiht. Diese Bautätigkeit hat ein ungemeines Aufblühen der Ausstattungskünste im Ge folge und schließlich reiht sich an das Zeitalter der Gal lone die Vorherrschaft der Malerei oder der Altomonte, welche in einer Wandlung der künstlerischen Auffassung begründet ist. Erst in dieser Spätstufe treten einheimische Persönlichkeiten in den Vordergrund, von denen die Meister Johann Michael Prunner, Wolfgang Andreas Ffeindl und Gotthard Ffayberger in die Spitze der österreichischen Barockkunst vorstoßen. Wenn wir nach den anderen, bekannten großen Meistern fragen, so hat z. B. Johann Bernhard frischer von Erlach kaum indirekte Einwirkung auf das Land ausgeübt. Von Johann Lukas von Hildebrandt sind vereinzelt (in Aschach und Linz) Bauwerke erhalten bzw. Entwürfe nachzuweisen. Ähnlich steht es mit Georg Raphael Don ner, mit Daniel Gran, Rottmayr und Maulbertsch. Die oberösterreichische Barockkunst zeigt damit eine eigen ständige Entwicklung neben den Leistungen der Hof kunst und sie erweist sich ebenso unabhängig von dem noch näheren Salzburg. Ein zweites Problem ergibt sich aus der Tatsache, daß das Land Oberösterreich erst mit dem Ende der Barock zeit 1779 zu seinem jetzigen Umfang gediehen ist. Der Großteil der Barockkunst des fnnviertels ist also in einem bayerisch-wittelsbachischen Landesteil entstanden. Sicher lich ist das noch heute fühlbar. Der Münchner Einschlag in diesem Gebiet wäre anders nicht zu erklären. Aber auch schon vor 1779 hat das fnnviertel mit den Mittel punkten Ried, Braunau und Schärding eine gewisse Eigenständigkeit besessen. Es war zudem im Süden gegen den Mondseegau offen und mit diesem vielfach ver knüpft, wie allein das Verhältnis Guggenbichler-Schwanthaler zeigt. Andererseits lag der nördliche Bereich auf der direkten Verbindungslinie von Passau in das Haupt gebiet des Landes und war diesem auch in geistlicher Hin sicht verbunden. Der Übergang in das ,,Landl" ist dem gemäß ein allmählicher, an der Stromlinie der Donau mit noch lebhafteren gegenseitigen Beziehungen überhaupt nicht fühlbar. Gegenüber dem oberösterreichischen Zen tralraum, in dem damals neben dem Städteviereck WelsLinz—Enns—Steyr das fCloster-Fünf oder -Sechseck Lam bach—Wilhering—St.Florian —(Gleink)-Garsten — K.remsmünster besondere künstlerische und kulturelle Bedeu tung besaß, mag sich das fnnviertel vielleicht noch etwas mehr abheben als die übrigen Randlandschaften, z. B. das Gebiet nördlich der Donau, das damalszu einem Viertel zusammenwuchs. Aber es handelt sich nicht um Gegensätze, sondern höchstens um Polaritäten und viel fach um Parallelen, die dem Kunstfreund zur vertieften Einsicfrt verhelfen können. In Vorbereitung — erscheint im Herbst 1961: DR.ERICH WIDDER GLANZ DES EWIGEN Werke sakralerKunst in Österreich aus 1500 Jahren 60 Seiten Text, 148 Bildseiten, davon 10 Vierfarbenbilder, Preis ca. S 230.— O B E R ö STE R R E I C H I S C H E R LANDESVERLAG LINZ AN DER DONAU 34

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