Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

Wir sind mit der Reihe von Klosterbauten und Stifts kirchen über einen Abschnitt der Entwicklung der oberösterreichischen Barockkunst hinweg geschritten, der sich schon durch die Erwähnung einiger Künstlernamen angedeutet hat. Im Rahmen der reichen Bautätigkeit im ganzen Lande waren auch die oberösterreichischen Städte und ihre formenden Kräfte mündig geworden. Zweifellos gab es das ganze 17. Jahrhundert hindurch in allen größeren und kleineren Zentren des Landes eine Fülle von Künstlern oder Kunsthandwerkern, von denen ■noch viele anonym geblieben sind und die kaum die ent scheidenden Akzente der Entwicklung gesetzt haben. Wie aber nunmehr aus dem ländlichen St. Pölten der große yVrchitekt Prandtauer seine bis weit nach Oberösterreich hereinreichende Tätigkeit entfaltete, so bildete sich fast gleichzeitig ein Mittelpunkt in Linz, dessen bedeutendste und erst neuerdings durch B. Grimschitz kräftig her ausgestellte Persönlichkeit Johann Michael Prunner ist. Die Städte Linz und Wels verdanken wesentliche Züge ihres barocken Antlitzes ihm und seiner Schule durch die Gestaltung von kirchlichen und zalilreichen profanen Bauten. Die berühmte Paura bei Lambach haben wir schon genannt, die in ihrer künstlerischen LIarmonie und geistigen Durchdringung vielleicht das stärkste Beispiel eines barocken Gesamtkunstwerkes in Oberösterreich bildet. .Auch das leider im 19. Jahrhun dert durch Brand beschädigte, aber immer noch sehr Ahh. 10: Kremsmünster, Stifisgehäuie, Bihliothek (Foto : Widder) eindrucksvolle Kanonikerstift Spital a. P. darf im Werk Prunners nicht unerwähnt bleiben (Abb. 3). Hier wie an anderen Orten sind Wandbilder des bedeutendsten Welser Malers MMlfgang Andreas Heindl erhalten geblieben, der wie Prunner bis weit nach Bayern hinein gearbeitet hat. Seihen Bildern wohnt ein ausgesprochener expres siver Zug inne, der seine Schätzung in jüngster Zeit stark gefördert hat (Abb. 6). In Steyr darf der Architekt und Bürgermeister Gotthard Hayberger nicht vergessen werden (Rathaus!), der noch keine kunsthistorische Dar stellung gefunden hat. Die oberösterreichische Barockmalerei ist natürlich mit den Namen Altomonte und Heindl keineswegs ausreichend gekennzeichnet. Für das Mühlviertel nennen wir den viel fach tätigen Johann Philipp Ruckerbauer aus Sarleins bach, für das Innviertel Johann Georg Reischl, der mit dem Stukkierer und Architekten Johann Michael Vier thaler mehrfach zusammenarbeitete. In der Spätzeit hat auch der Kremser Schmidt zahlreiche seiner Werke für Oberösterreich geschaffen (besonders für Spital a. P. und seine Umgebung, Kremsmünster usw.) und hier in der Familie der Hitzenthaler eine verbreitete Nachfolge erhalten. Es darf nicht verschwiegen werden, daß die Erforschung der heimischen Barockmalerei noch arg in den Anfangen steckt, und daß das Gleiche für die Stukkierer gilt, die in Linz und Wels besondere Zentren gehabt haben dürften. Nicht viel besser steht es um manche andere Zweige des Kunstgewerbes, die Goldschmiede, deren Erzeugnissen man auf internationalen Ausstellungen begegnen kann. ,1'r ^ 33

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