Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

im Zuge der Gegenreiormation im Lande gerissen hatte. Sie finden im Traunviertel sogleich Anschluß an die Stifte und haben hier bedeutende Aulträoe erhalten. Von O beiden stammt der Neubau des ehemaligen Kremsmünsterer Hochaltares(1616— 1618),dersich jetzt in Grünau befindet, Spindler hat zahlreiche Werke hinterlassen, seine Arbeiten für Garsten sind jetzt z. T. auf Linz (Museum) und Eferding verstreut. Sein wuchtiger, mäch tiger, etwas unbewegter Stil wird bald von dem Kremsmünsterer iNfeister Sebastian Gründler ersetzt, der in seiner Ornamentalität die Zeitgleichheit mit den Brü dern Zürn verrät. Er aber Irleibt wesentlich ruhiger und im Ausdruck der Gesichter, im Geschlinge der Haar strähne weniger dekorativ als jene. Seine Plastiken in Crleink (1661), K,irchberg oder Oberrohr (1669) seien nur als Beispiele für manche andere erwähnt. Das Ornamentale herrscht in diesem Bereich im Knorpelwerk der Altaraid'bauten, von denen in Oberrohr und Weigersdorf sehr kennzeichnende Beispiele in den Originalfarben erhalten oder wieder hergestellt worden sind. In Oberrohr ist, ähnlich wie in St. Wolfgang, eine frühbarocke Bemalung tler Flächen zwischen den gotischen Kippen freigelegt worden, die dem ICirchenraum einen weiteren I^.eiz ver leiht. Nach Gründler geht der Vorrang wieder auf Garsten über, das mit dem Laienbruder Marian R.ittinger und weiteren ausgezeichneten Kräften in der Zeit vor und um 1700 zu ganz besonderer Blüte gelangt ist. Das her vorragendste Denkmal, der Hochaltar in Garsten, ist nur ein Beispiel für diese Plastik, die vor allem im Ennsund Steyrtal Verbreitung gefunden hat. Seine Schule ist auch nördlich der Donau, in Baumgartenberg, ver treten. Wenn wir daran das Benediktinerstift Lambach anreihen wollen, so glauben wir dort einen stärkeren Eklektizis mus feststellen zu können. Anscheinend waren die ört lichen Kräfte nicht von der gewünschten Formkraft ge wesen. Die Führung des Stiftes hatte ihre Blicke sehr stark nach Passau gerichtet und hier, im benachbarten Wels und in der Umgebung haben die Passauer Bild hauer eine l^eihe von Kirchen mit Plastiken versorgt, während die Altaraufbauten, ja sogar die Fassung der Statuen meist von einheimischen Kräften besorgt wor den ist. Zuerst war es Johannes Seiz, dessen Stattien in Schauersberg und zum Teil auch in Thalheim erhalten sind. Dann Matthias Högenwald, dessen Aus stattung der Welser Stadtpfarrkirche im 19. Jahrhundert als „geschmacklos" entfernt wurde, von dem aber in Wimsbach noch gute Plastiken stehen. Später war es J. M. Goetz, der mit vielen anderen in maßgeb licher Weise an der Ausstattung der Dreifaltigkeitskirche von Stadl-Paura mitgearbeitet hat. Erst im späten 18. Jahrhundert hat eine Lambacher Werkstatt größere Bedeutung erlangt. Die gleichzeitigen Welser Schöpfun gen sind weithin verstreut, in Linz kommen neben den einheimischen Kräften auch bayrische Meister zur Geltung. Es könnte nach diesen Ausführungen den Anschein er wecken, als ob sich die erste Stufe des Barock in Ober österreich ausschließlich im Bereich der Plastik bzw. der dafür maßgebenden Altarbaukunst der Tischler und Schreiner abgespielt habe. Tatsächlich mag die Malerei dagegen zurücktreten. Die großen Aufgaben der Decken malerei waren noch nicht gegeben; die Erneuerungen, bzw. die Ergänzungen in den vorhandenen Kirchen räumen sind nur in seltenen Fällen, wie in den zwei oben angeführten Beispielen (St. Wolfgang und Ober rohr) erhalten geblieben. Auch in der Altarbaukunst, die die vollen Formen der Plastik weitaus bevorzugte, kam die Malerei fast nur als Faßmalerei zum Zuge. So ist tlamals die Malerei rein stridcturmäßig als zweitrangig zu betrachten, und auf das, was wir im allge meinen aus dieser Zeit davon besitzen, kann dieses Urteil als zutreffend bestätigt werden. Die eifrig tätigen Faßmaler saßen in den meisten der größeren Orte, aus Linz und aus Wels wissen wir, daß die Stifte mit Vorliebe solche Kräfte als Hausmeister ihrer Statlthäuser einsetzten. Für Wels führt diese K.eihe von Theodor Schröder, über Vater und Sohn Wimberger schließlich zu Wolfgang Andreas Heindl, mit dem sich die oberösterreichische Barockmalerei ganz in den Vor dergrund schieben konnte. .\ls aber am Ende des 17. Jahrhunderts die ersten großen Aufgaben auf dem Gebiete der Malerei bewältigt werden mid,lten, wurden vorwiegend auswärtige Kräfte herangezogen, Johann An dreas Wolf aus München für tlen Hochaltar von Krems münster, woselbst mit Steidl, l?.empp usw. eine ganze Reihe fremder Meister tätig war, oder Franz de Neve aus Antwerpen in Garsten. Dort gelingt es erst mit Carl von Reslfeld eine bedeutende und im selben Kreis wie ehe dem die Bildschnitzer tätige Persönlichkeit an das Stift zu fesseln. Für Lambach ist es kennzeichnend, daß es als erstes Stift eine Persönlichkeit wie den Nürnberger Joachim von Sandrart für die bedeutenden Aufgaben der Altarbilder der Stiftskirche an sich zu ziehen vermochte. Wie so vieles in der künstlerischen Entwicklung dieses Stiftes, ist diese Tätigkeit isoliert geblieben und nicht Ausgangspunkt einer Entwicklung im Lande geworden.. Sie haben aber schon in der Entstehungszeit als besondere Sehenswürdigkeit gegolten. Die Baukunst erweist sich im späten 17. Jahrhundert, als diese Kunstentwicklung in steilem Anstieg war, beson ders von Passau abhängig, wo die Familie der Carlone seit Jahren schon festen Fidi gelaßt und sich an die ört lichen Gegebenheiten und Forderungen angeglichen hatte. Nach einigen barocken Kapellenbauten des Adels in der Zeit der Gegenreformation (Schloß Ort, Puch heim usw.) war es als erstes (seit 1626) das Prämonstratenserstift Schlägl im obersten Mühlviertel, das an den Neubau seiner IGosteranlage schritt und dabei von einem Mailänder Baumeister Castellazzi bedient worden sein dürfte. Der Dekor der Anlage ist noch in den kleinteiligen, zierlichen, aber schwunglosen Formen der Über gangszeit gehalten (Jakob und Georg Kandier), wie er auch in nicht wenigen der Pfarrhöfe und kleineren sakralen und weltlichen Bauten dieser Periode anzu treffen ist. Die Ausstattung stammt von einent zugewan derten Bildhauer Johannn Worath, der zwar für die Um gebung ebenfalls arbeitete, aber im ganzen gesehen doch als lokale Erscheinung zu werten ist. Im unteren Mühl viertel hat man zur gleichen Zeit mit dem Neidrau der Stiftskirche von Waldhausen (um 1650) begonnen. Das Musterbeispiel eines in langjährigem Bemühen er folgten Umbaues liefert das Stift Lambach, wo die ersten 29

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