Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

15efud|en Sie !ite(djone €tfen(taDt Ste^r Etwas abseits der großen Verkehrswege liegt am Ztisamnienfluß der beiden Gebirgsflüsse Enns und Steyr die alte Eisen stadt. Im Schatze der um das Jahr 980 erstmalig urkundlich genannten „Styrapurch" entstand eine Ansiedlung, aus der im Laul'e der Jahrhunderte die Stadt Steyr zu ihrer heutigen Form und Gestalt heranwuchs. Ihr Bestand und ihre Entwicklung sind seit frühester Zeit mit der Verarbeitung des Eisens, das der steirische Erzberg liefert, verbunden. Brachten früher Last kähne das Eisen ennsabwärts,rollen heute schwerbeladene Erzzüge das Ennstal ent lang, um den wertvollen Rohstoff zu den Verarbeitungsstätten zu bringen. Waren es früher vorwiegend die Erzeugnisse der Messerschmiede, so sind es heute die Er zeugnisse der Steyr-Daiinler-Puch-AG., welche die Stadt weit über die Grenzen des Landes hinaus bekanntmachen. Das Wirken früherer Geschlechter prägte das Antlitz der Stadt und ein Spa ziergang läßt den Besucher in wenigen Stunden Jahrhundertedurchwandern.Eine Fülle prachtvoller Bauwerke lockt zu stil ler, besinnlicher Betrachtung. Am Stadt platz geben sich in wundersamer Har monie die verschiedensten Baustile ein Stelldichein,vom berühmten spätgotischen Bummerlhaus bis zu den prachtvollen Bauten der ILcnaissance, des Barocks und Rokokos. Beschauliche alte Höfe laden zum Verweilen ein und ein Spaziergang auf die Anhöhen der Stadt wird durch einen herrlichen Rundblick belohnt. Die Eisenverarbeitung, die immer ein bestimmender Faktor im Geschick der Stadt war, wiu'de zur ICunst erhoben. Aus Gebrauchsgegenständen wurden allmäh lich Kunstgegenstände,wieschmiedeeiserne Wirtshausschilder, Gitter und Grabkreuze. Sie alle legen Zeugnis vom Kunstsinn frühe rer Ge,schlechter ab. Eine immer größere Verfeinerung der Eisen- und Stahlbear beitung fand schließlich in den kunstvol len Stahlschnittarbeiten Meister Michael Blümelhubers ihren Gipfelpunkt. Ein Denkmal gegenüber der gotischen Stadtpfarrkirche erinnert an Anton Bruckr. STEYR 1688.ÄLTESTES DLBILD DER STADT. ORIGINAL IM HEIMATHAUS STEYR ner, den „Musikanten Gottes", der gerne in Steyr Aufenthalt nahm und an seinen unvergänglichen Werken schuf. Auch Eranz Schubert weilte des öfteren als Gast in Steyr im Hause seines Freundes, des Hofopernsängers Johann Michael Vogl, und die Überlieferung erzählt, daß er an den grünen Ufern des Steyrflusses zu sei nem berühmten Forellenquintett ange regt wurde. Hat der Besucher bei seiner Wande rung durch die alten Gäßchen manchmal den Eindruck, die Zeit sei stehengeblie ben, so täuscht dieser Eindruck. Rund um den in seiner alten Form erhalten ge bliebenen Stadtkern wuchs das neue Steyr heran. Durch die Erweiterung der be stehenden und die Errichtung neuer Be triebe setzte ein starker Zuzug von Ar beitskräften nach Steyr ein, der die Stadt verwaltung vor grolie Aufgaben stellte. Neue Wohngebiete waren zu erschließen, Wohnungen und Schulen zu erbauen. Die Lage der Stadt an den beiden Flüssen brachte mannigfache Verkehrsprobleme. Straßen wurden verbreitert und verbes sert und Brücken waren zu erneuern oder neu zu bauen. Neben all den großen Aufgaben, die das Wachstum der .Stadt mit sich brachte, fand die Stadtverwaltung auch die Zeit, das Alte zu pflegen und zu bewahren. Ein reiches kulturelles Erbe verpflichtet die Stadtverwaltung zu besonderen Lei stungen auf diesem Gebiet. Neben dem Ausbau des Heimathauses — hier wurde z. B.eine alte Sen.senschmicde im Original aufgestellt — wurde auch in Zusammen arbeit mit dem .-Vint der oö. Landesregie rung und dem IDenkmalamt eine Reihe gelungener Restaurierungeiiidurchgeführt, so daß sich heute viele der alten Bürger häuser wieder in ihrer ganzen Schönheit dem Be.schauer darbieten. So hat die Stadt Steyr auch in der mo dernen Zeit, der Zeit eines raschen Eortschritts, eine liebenswerte Eigenart be wahrt. Sie gibt ein Beispiel einer glück lichen Synthese von Vergangenheit und Gegenwart. HOF DES HAUSES STADTPLATZ 9. MEDITZHOF "«5!f cir BLICK VOM HOCHHAUS AUF DIE STADT > Mi

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2