Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

Noch eindeutiger liegt der Fall bei den Sieben Sakramenten. Ihre vorprotestantibthe Verwaltung ist für unser Gebiet in den l'assauer Agenden, der Synodaltiitigkeit und der Ferdinandeischen Kirchenvisitation von 1528 niedergelegt. Alle Sakramente sind im religiüsen Leben und Volksbrauch der Zeit gegenwärtig"!!). Gegen den in der Frühscholastik aus gebildeten Sakramentenbegriff und die Sakramentenzahl wendet sich Luther alt 1520 öffentlich. Nach seiner Lehre ist das Sakrament nichts anderes als ein verburn visihile, ein von Gott eingesetztes Zeichen. Das Wort — die Predigt — hat vor dem sakramentalen Ritus den Vor rang in Minblick auf Wirksamkeit und Wirkung, weil letztere im Glauben und nicht im Vollzug der Handlung liegt, l.uther betonte weiterhin die Heilsnotwendigkcit der Taufe, des .hbendmaiils und zunächst noch der Buße, bestritt aber von Anfang an den Sakrament charakter der Firmung, Krankenölung, Priesterweihe und Ehe'». Zwar zeigt noch der Titelholzschnitt des 1520 von Valentin Schumann in Leipzig gedruckten Lutherischen Sermon von dem Sakr/itnenlA^ die Sieben Sakramente in gewohnter Darstellung, doch beweist dies lediglich, daß damals Luthers Ge danken eben noch keine Wirkung auf die ikonographische Tradition hatten. Erst als sie später auch diese zu durciidringen begannen, konnten program matische Holzschnitte entstehen, die — wie etwa das Doppelblatt Lukas Cranachs d. f. — den Unterschied zwi.schen evangelischem und katholischem Gottes dienst darlegen und die protestantische Reduktion der Sakramente bildnerisch lcbren'13. Auch dagegen hat das Tridcntinum Front gemacht und 15'17 die Siebenzahl der Sakramente zum Dogma erklärft. Mati ist akso zu dem Schluß berechtigt, daß auch diese Frankenmarkter Darstel lung keinen protestantischen Auftrag geber haben konnte. Falsch wäre es allerdings, darin nun eine Art bild nerischer Kodifikation der Ergebnisse des Tridentinums sehen zu wollen. Seine Lehr- und Reformdekrete haben sich erst allmählich und gegen Widerstand durchgesetzt. Dies gilt auch in unserem Gebiet, wo Maximilian IT. für seine Län der die reciitsverbindliche Unterwerfung abgelehnt haf'''. Dieses Konzil bat ja nicht nur Grenzziehungen gegenüber den protestantischen Neuertmgen vollzogen, sondern bei der Heraufführung neuer Frömmigkcit-swellen vielfach an .hltes angeknüpft'ti'. Bei der Marienglorie mit den Engelcbörcn sowie bei den Sakra menten ist diese Tradition vorhanden. Abb. 5 die Sieltenzahl der letzteren kann .seit 1150 nachgewiesen werdem''. Ferner ist deutlich geworden, daß es auch eine Bildtradition der in Frankenmarkt dar gestellten Gegenstände bis zu ihrer Ent stehungszeit herauf gibt. Das gilt nicht nur für die Marienglorie (früher Cranach-Holzschnitt), sondern auch für die Sakramentendarstellung, deren Vergleich mit dem Holzschnitt des Nürnberger Meinradmeisters ikonographische und kompositioneile Übereinstimmung er gab. Die leichte Verbreitungsmöglichkeit dieser Graphiken muß der Pflege der Überlieferung besonders zugute gekom men sein. Was hier bildlich gegeben ist, war Inhalt der Ordnung und täglichen Äußerung der Volksfrömmigkeit der Zeit und wenn wir hören, daß der Dekalog ti. a. ein sehr beliebtes Predigtthema auch von dem Auftreten des Luthertums war, daß die Sakramentformeln bei den Predigten, besonders am Sonntag, mit Pater, Ave, Credo und Dekalog dem Volke in der Muttersprache vorgesagt und dieses zu ihrem Auswendiglernen angehalten wurde^s, so ist darin prak tisch das ikonologische Programm der Frankenmarkter Malereien enthalten. Sie sind bildlicher Ausdruck der katho lischen Volksfrönnnigkeit der Zeit. Damit ist ein Element gegeben, welches wohl imstande ist, die stilkritisch vor genommene Datierung zu erhärten, ja sogar zu präzisieren. Das große Gewicht, welches der marianischen Glorie und den 19

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