Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

liger, Witwen, Eheleut und Kindlein an geordnet. Eine solche oder zumindest ähnliche Gruppierung haben wir uns auch auf der rechten Seite in Frankeninarkt vorzustellen. Leider gestattet der Erhaltungszustand hier keine eindeutige Identifizierung, doch scheint es, daß zu mindest die drei obersten Zonen beidseitig Engel darstellen, während die himmlischen und irdischen Stände erst darunter beginnen, wobei Zusammen legungen stattfinden, wie z. B. in dem untersten Streifen, wo offenbar die Eheleut und Kindlein beisammen ge geben sind. Es ist in diesem Zusammen hang zu bedauern, daß die Inschriften fast zur Gänze unleserlich sind. Über einstimmend ist da wie dort die streifen artige Anordnung der Ghöre in Halb figuren, bloß ist bei Cranach die Tren nung nicht durch Schriftbänder,sondern durch Wolken gegeben. Das dritte Joch zeigt im Zwickel den wieder „gehörnten" Moses mit dem Volke Lsraels beim Mannaregen, welchen Gott von oben .spendet. (Exod. 16, 11—21), (Abb. 1, Detail rechts oben). Dieses Wunder wird im mittelalter lichen Vorstellungskreis als Vorbild (Typus) für das .-\bendmahl und die Einsetzung der Eucharistie!'') angesehen. Die Eucharistie, das beim Abendmahl über Brot und Wein gesprochene Dank gebet, ist die Bezeichnung für das von Jesus vor seinem Leiden eingesetzte Opfer- und Speisesakramentis. Daher ist die Darstellung des Mannawunders über dem darunter folgenden Sakramenten zyklus in dem auch hier noch wirkenden typologischen Denken begründet und daraus zu erklären. Es sind die Sieben Sakramentei^ in fast genau der gleichen Anordnung, wie wir sie etwa in einem dem Nürnberger Meister der Legende des hl. Meinrad zugeschriebenen Holzschnitt vom Ende des 15. Jahrhundertsäo) sehen; in einer alle anderen Kompartimente an Größe überragenden gemalten Nische steht Ghristus mit dem Abendmahlkelch und seinen Wunden als Sacramentum Eucharistiae. Sechs Blutstrahlen gehen von seiner Seitenwunde über dem Kelch zu den übrigen Sakramentendarstel lungen aus, die teilweise in gotischen, teilweise in renaissancezeitlichen Innen räumen gegeben sind: Die Felder sind wieder vertikal links und rechts der Mit telnische angeordnet. Linke Reihe, von oben nach unten: Sakrament der Taufe: Priester tauft Kind in einem großen Becken (Abb. 1, 1. Bild unter Mannaregen). Sakrament der Firmung: Knabe kniet vor Bischof (Abb. 1, 2. Bild unter Mannaregenl Abb. 6). Abb. 4 Sakrament der Buße: Infolge großer Fehlstelle stark fragmentiert, jedoch durch Vorhandensein des Engels inhalt lich gesichert (Abb. 1, 3. Bild tmter Mannaregen). Rechte Reihe in gleicher Folge: Sakrament der Priesterweihe: Der weiß gekleidete Kleriker kniet vor dem Bischof. Sakrament der Ehe: Mann und Frau werden in der Kirche getraut (Abb. 6). Sakrament der Ölung: Durch Fehlstelle beinahe gänzlich zerstört; rechts Bettl'ragment mit Kopf des Kranken aus nehmbar. Das letzte, vom Hochaltar verdeckte Feld bringt das Jüngste Gericht in geläufiger Anordnung: oben in der Mitte der über der Weltkugel thronende Christus, um geben von posaunenblasenden Engeln und den Fürbittern Maria und Johannes; unten in der Mitte die Gräber mit den Auferstehenden, die teilweise von Teu feln in den Höllenrachen zur Linken des Heilands geschleppt werden, während die Gerechten zur Rechten, von Engeln geleitet, an dem das Tor bewachenden schlüsselgewaltigen Petrus vorbei in den Himmel eingehen. Damit ist der Zyklus abgeschlossen. Es kann nichts mehr folgen, da die an schließenden Felder des Presbyteriums gotisch durchfenstert sind. Wie oben angeführt, müssen die Apostel köpfe zeitlich vor dem großen Zyklus liegen, da ihre Nimben durch ihn be17

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