Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 1/2, 1961

* Abb. auf Seite 10: Historische Ansicht der Schaunberg bei Eferding als inter essante Dokumentation mittelalterlichen Burgenbaus Abb. auf Seite 11: Gegenüberstellung der großartigen gotischen Gewölbe im Lang haus der Pfarrkirche Königswiesen (links) und im Chor der Stadtpfarrkirche von Freistadt (rechts) Abb. auf Seite 12: Detail aus den Tafelbildern von Wartberg an der Krems, datiert um 1470 Abb. auf Seite 13: Südliclus Doppelportal der Stadtpfarrkirche Eferding aus 1468 bis 1471 mit den Bildwerken St. Hippolyt, Muttergottes mit Stiflerfigur, St. Egidius Abb. auf Seite 14: Detail von den Fresken aus 1512 in der Gruß der Prager von Pragthal in der Filialkirche Altenburg, BH. Perg Die Aufnahmen wurden so ausgewählt, daß von jedem Thema ein typisches, weniger bekanntes Beispiel gezeigt wird (Sämtliche Fotos: Eiersebner) NORBERT WIBIRAL Neuentdeckte Malereien der Reformationszeit in der Pfarrkirche von Frankenmarkt FOTOS: ERICH WIDDER Im Jahre 1959 wurden anläßlich der Gesamtinstandsetzung der Pfarrkirche von Ph-ankenmarkt durch den Pfarrherrn fosef Hintersteininger Fresken des 16. Jahrhunderts entdeckt. Ihre Freilegung und Restaurierung durch J. Ghezzi zeigte, daß es sich hier um einen sowohl kunstgeschichtlich als auch ikonographisch wichtigen Bestand han delt, der sich über vier Jochfelder der Nordwand des Presbyteriums erstreckt. Das erste VVandfeld rechts vom Triumph bogen ist den Zebn Geboten gewidmet. Oben im Bogenzwickel Gott in Flalbfigur über Wolken, wie er dem Moses die Ge setzestafel übergibt. Der Religionsstifter nimmt sie stehend in Empfang, sein ro ter Mantel ist vom Sturmwind der Er scheinung des Herrn heftig bewegt. Der Kopf ist „gehörnt" zufolge der Aus legung der Vulgala, welclte die Exoditsstelle (34, 29—30) über sein durch die Unterredung mit Gott auf dem Berge Sinai strahlendes .-\ntlitz mit facics cornuia übersetzt'. Darunter werden die Gebote in zehn Szenen, deren Rechteckfelder voneinan der durch schwärzliche Streifen getrennt sind, illustriert. In letzteren ist die deutsche Beschriftung der jeweils dar über befindlichen Gegenstände teilweise noch erhalten, was im Verein mit den Darstellungen eine weitgehend sicherj Deutung gestattet. Sie sind in zwei Reihen von oben nach unten zu lesen. Linke Reihe: Du sollst keine anderen Götter mir zum Trotz haben (Exod. 20, 3; Detu. 5, 7): Zwei Frauen knien verehrend vor dem Goldenen Kalb (Exod. 32, 1—6); und versinnbildlichen damit die dem Gebot zuwiderlaufende GötzenVerehrung. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht mißbrauchen (Exod. 20, 7: Deut. 5, 11): Ein Mann eilt von rechts mit geschwungener Keule auf eine wahr scheinlich um einen Tisch versammelte Zcchcrgruppe zu (sehr schlecht erhalten). Offenbar sind damit, wie z. B. auf dem Glasgemälde im Chore des Münsters zu Thann i. E. (um 1420)^, Flueher uiuh Raufer an einem Schenktisch gemeint. Gedenke des Sabbailages, daß du ihn heiligest (Exod. 20, 8; Deut. 5, 12): Während der Priester in der Kirche des Sonntags die Mes,se liest, arbeitet der vom Teufel Beses.sene auf dem Felde. Ehre deinen Vater und. deine Mutter (Exod. 20, 12; Deut. 5, 16): Sohn und Tochter schlagen ihre am Boden liegen den Eltern. Du sollst nicht löten (Exod. 20, 13; Deut. 5, 17): Zwei Wegelagerer, von deren Köpfen die böse Spinne Besitz er greift, ermorden mit Speer und Schwert einen bereits am Boden liegenden Mann. (Abb. 2). Rechte Reihe: Du sollst nicht ehebrechen (Exod. 20, 14; Deut. 5, 18): Männer mit Dirne (Abb. 1, links oben). Du sollst nicht stehlen (Exod. 20, 15; Deut. 5, 19): Die stark beschädigte Szene zeigt rechts ein Haus, links davon die Beine einer offenbar liegenden Gestalt, wahrscheinlich des sich herannahenden Diebes (Abb. 1, links, 2. Bild von oben). Du sollst gegen deinen Nächsten kein falsches Zeugnis abgeben (Exod. 20, 16; Deut. 5, 20): Um den mit Barett und Stab gekennzeichneten thronenden Rich14

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