Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

HERMANN MATHIE DIE WALLFAHRTSKIRCHE MARIA - TROST IN BERG BEI ROHRBACH Unser Bergkirchlein, wie die Wallfahrtskirche Maria-Trost allgemein genannt wird, wurde nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges in Erfüllung eines Gelöbnisses erbaut. Der Schloßherr von Berg, Theodorich von Rödern, hatte gelobt, aufder Höhe des Berges an der Stelle des alten Schlosses eine Kirche zu bauen, wenn die nach Südböhmen vordringenden Schweden nicht in unser Gebiet kämen. Die Kirche wurde tatsächlich errichtet und im Jahre 1655 geweiht. Im Jahre 1955 konnte sie ihren dreihundert jährigen Bestand mit vielen Wallfahrten, religiösen Feiern und einer Glockenweihe begehen. Während der letzten Jahre wurde diese im ganzen Bezirk und darüber hinaus beliebte Wallfahrtskirche innen und außen renoviert. Im Jahre 1934 wurde das Innere ausge malt, wobei am Fronbogen eine alte barocke Ausmalung zum Vorschein kam. Nach 1945 wurde die Außenseite der Kirche frisch gefärbelt, 1933/34 eine Sakristei angebaut, 1949 nach einem Plan des Bildhauers Josef Furthner ein Tabernakel geschaffen, 1954 mußte der Turm neu gebaut werden. 1958 wurden vom Rohrbacher Vergoldermeister Friedrich Fuchs, einem Schüler des bekannten Linzer Restaurators Firlei, die Seitenaltäre und 1959 in der Zeit von Mariä Lichtmeß bis zum 1. Mai der Hochaltar einer gründlichen Renovierung unterzogen. Die drei Altäre sind gediegene Barockwerke aus der Zeit der Erbauung der Kirche. Die Zierde des Hochaltares bildet eine aus Holz geschnitzte Statue Maria-Trost mit dem Kinde. Anläßlich der Renovierung konnte festgestellt werden, daß diese Statue ein Werk des Meisters Johann Worath ist. Dieser Meister war der Bildhauer des Schlägler Abtes Martin Greysing. Die Signatur gibt das Jahr 1656 als Zeitpunkt der Anfertigung an. Mit großem Geschick und Verständnis hat Herr Fuchs die Übermalung entfernt und die ursprüngliche barocke Fassung des Kopfes beider Gestalten bloßgelegt. Evermond Hager gab seinerzeit in der Zeitschrift „Heimatgaue"(Jg. 2, S. 1—14) eine Würdi gung Woraths und eine umfangreiche Zusammenstellung seiner Werke. Hier wie auch im neuen Dehio wird diese Arbeit noch nicht erwähnt. Landeskonservator Dr. Norbert Wibiral schreibt darüber an das Benefizium Maria-Trost in Berg bei Rohrbach: „Die Untersuchung des hohlen Kopfes der Madonnenstatue am Hochaltar ergab, daß sich darin eine mit Bleistift geschriebene Signatur und Datierung befindet, welche hochinteressant ist, weil sie die bisher gültige Datierung korrigiert: Autor dieser Plastik war demnach Johann Worath, der sie im Jahre 1656 geschaffen hat." Es ist erfreulich, daß von den vielen und sehr schönen Kunstwerken in der Berger Kirche nun endlich von einem, und zwar von der Hauptgestalt, der Meister festgestellt ist. Die Statue ist 1,70 Meter hoch, der Strahlenkranz hat einen Durchmesser von 1,80 Meter. Eigenartig wirkt, daß Maria und das Jesuskind mehrere Stoffkleider besitzen, die je nach den Festtagen gewechselt werden. Zum Jubiläum im Jahre 1955 schenkten Marienverehrer der Pfarren Rohrbach, Aigen, Haslach, Arnreit und St. Peter der Berger Muttergottes ein neues Kleid, das von Mai bis Mitte September getragen wird. Dieses Kleid wurde im Taubstummeninstitut in Linz angefertigt. In dem spätbarocken Hochaltar sind weiter bemerkenswert die Statuen des hl.Josef und des hl.Joachim. Im Altar aufbau fallen uns eine prachtvolle Gruppe mit Gott Vater und in zwei Ovalrahmen Mariendarstellungen auf. Außer dem schmücken vier Engel und sieben Engelköpfe diesen schönen Altar. Große Beachtung verdienen die beiden Seitenaltäre, deren Bildwerke nach Dehio aus dem zweiten Viertel des 18.Jahr hunderts stammen. Der Evangelienaltar hat als Haupt heiligen den hl. Sebastian kniend mit drei Pfeilen in der Hand dargestellt. Zur Seite stehen St. Donatus mit dem Blitz und St. Florian. Am Epistelaltar steht als Hauptfigur der hl. Erasmus mit der Winde. Ihm zur Seite stehen Antonius und Franziskus (Altar des Dritten Ordens). Bei der Renovierung ist die Anpassung des Epistelaltares an den Evangelienaltar sehr gut gelungen. Es wurde eine 1,30 Meter hohe, auf dem Altartisch aufgebaute Nische für eine neuzeitliche Figur entfernt und so wie beim andern Altar ein Bild (St. Elisabeth) in barockem Rahmen, der von Herrn Fuchs nachgeschnitzt wurde, aufgestellt. Beim Evangelienaltar ist an dieser Stelle ein Marienbild. An der linken Wand des Presbyteriums hängt, leider sehr hoch oben, eine im Ausdruck kräftige Dreifaltigkeitsgruppe. Außerdem sehen wir in der Kirche noch zwei überlebens große Statuen, und zwar Christus an der Geißelsäule und die weinende Gottesmutter; diese beiden Bildwerke wurden 1960 renoviert. Von geschichtlichem Interesse ist ein 63

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