Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

rHJtodem grundlegenden Finanzanteil der Stadtgemeinde Wels gegeben werden, reichen die vorhandenen Geldbeträge nicht für einen schnellen Aufbau. Auch der Zeitaufwand, der für das Sammeln,das Betreuen der erworbenen Objekte und für die notwendigen Grundlagenforschungen erfor derlich ist, fällt hemmend ins Gewicht. Wenn unsere Sonderausstellung sich im wesentlichen auf das bäuerliche Gerät beschränkt und das Sammeln dieser Objekte bisher im Vordergrund der Arbeit stand, ist dies damit zu erklären, daß es heute noch möglich ist, altes Gerät, das nicht mehr gebraucht wird, zu finden, während in wenigen Jahren vieles nicht mehr oder nur mehr sehr schwer zu bekommen sein wird. Auch die räumliche Erstreckung unseres Sammelbereiches ist vorläufig eingeschränkt. Die Arbeit wurde in einem Gebiet, das vom Verkehr wenig erschlossen ist und doch in der Umgebung von Wels liegt, begonnen und erfaßt nunmehr bereits den ganzen Bezirk. Dadurch konnten die vorhandenen Mittel und die für diese Arbeiten zur Ver fügung stehende Zeit besser ausgenützt werden und es konnte verhältnismäßig schnell eine abgerundete Sammlung zusammengetragen werden. In einzelnen Sachgebieten wurde jedoch über diesen engeren Sammlungsbereich bereits hinausgegriffen, der Zielsetzung nach soll später einmal planmäßig ganz Oberösterreich erfaßt werden. Mit Hilfe der Grundsammlung wird es dann nur mehr erforderlich sein, die abweichenden Formen der anderen Landschaften zu sammeln und nicht alle Geräte in Wieder holung zu erwerben. Ein Bericht über die Zielsetzung unseres Landwirtschafts museums wäre nicht vollständig, würde nicht auch davon gesprochen, welche Wirkung wir von unserer Schausamm lung, die ja nur Teile der für die wissenschaftliche Bear beitung bestimmten Objekte enthält, erwarten. Hier ist zunächst die Volksbildung zu nennen, in deren Dienst ja jede Ausstellung eines Museums steht. Es geht also zunächst um das Vermitteln des Wissens von alten Geräteformen und Arbeitsmethoden, um das Aufzeigen an besonders schön gearbeitetem Gerät, wie der Benützer innerlich mit seinem Werkzeug und mit seiner Arbeit verbunden war. Wenn wir auch das Gerät der bäuerlichen Nebenerwerbe zeigen, dann soll deutlich werden, wie der Bauer einst nicht nur für den eigenen Bedarf erzeugte, Schäden besserte und sich mit eigener Kraft behalf, sondern wie früher Land wirtschaftsbetriebe, die zu wenig Ertrag abwarfen, durch das Ausüben von verschiedenen Handwerken, durch Fuhrdienst oder Waldarbeit lebensfähig gemacht wurden. Darüber hinaus ist auch zu bedenken, daß durch die gegenwärtige Entwicklung der Städter dem Land und vor allem der Landarbeitfremd wird, daß die heranwachsenden Bauerngenerationen in Entwicklungen geraten, welche die althergebrachten Lebensordnungen, die Arbeitsformen, das Verhältnis zur Arbeit und zu Grund und Boden geändert haben oder noch ändern werden. Dem Städter ins Ge dächtnis zu rufen, wie vielfältig und schwer die landwirt schaftliche Arbeit zu allen Zeiten war, ist ebenso notwendig wie den heranwachsenden bäuerlichen Generationen die Achtung und Liebe zum Alten einzuprägen; welche Leistungen ihre Vorfahren vollbrachten, soll ihnen der Besuch des Museums lebendig werden lassen. Und sie sollen erkennen, daß diese nur möglich waren, weil ihnen ihre Arbeit nicht allein Broterwerb, sondern Verpflichtung war, weil sie sich mit ihrem Land und Stand seelisch verbunden fühlten. Alle wissenschaftlichen Ziele hängen, ebenso wie die volksbildnerischen und kulturpflegerischen, von Größe und Umfang einer Sammlung ab. Solange diese beschränkt

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2