Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

^ <%-,'•vv^'^ ••-. vv- \ & \ geben. Eine Weberin kann nun nicht mehr nur sechs, sondern bis zu zehn derartige mit Anbauautomaten ver= sehene mechanische Webstühle bedie= nen. Wir rechnen: 10 mal 27 = 270 Meter Gewebe je Stuhlschicht einer guten Weberin, die, in gleicher Weise wie beim „Oberschläger" oder „Unter= Schläger", laufend auf die jeweiligen Stillstände, welche von den mechani= sehen Kettschußfadenwächtern bewirkt werden, reagiert und Fehlleistungen von Hand aus fadenknüpfend und entwir= rend immer wieder korrigieren muß. Eine Gruppe von zehn mechanischen Webstühlen mit Anbauautomaten er= gibt gegen eine Gruppe von sechs „Oberschlägern" eine Leistungssteige= rung um weitere 95 Prozent. Diese Ent= Wicklungsstufe war jedoch, abgesehen von der erhöhten Leistung, für unsere Webereien auch deshalb von besonde= rer Bedeutung, weil sich die Webmeister und Weberinnen an diesen Halbauto= maten erstmalig mit der Arbeitsweise derartiger Vorrichtungen vertraut machen konnten. Die nächste Stufe, der „Vollautomat", stellt bereits eine besondere Art der Spezialisierung dar, welche übrigens nicht als technisches Allheilmittel über= schätzt werden darf. So ein Vollautomat wird ausdrücklich nur zum Abarbeiten Dem Zauber der Fäden hingegeben — eine Weberin aus einem modernen oö. Handwerks= betrieb. Photo: H. Hubmann größerer Webmengen, z. B. von Ketten ab ca. 1000 Meter, wirtschaftlich einge= setzt und erfordert mengenmäßig ent= sprechend große Aufträge zur Hersteh hing der gleichen Gewebeart. Automa= ten können daher nur bedingt als Maß= Stab für den jeweiligen Stand der Technisierung eines Betriebes gelten. Es wäre unwirtschaftlich, Vollautomaten jeweils immer nur kurzfristig zur Er= Zeugung kleinerer Mengen einer Ge= webeart einzusetzen. Durch diese Vor= behalte wird es verständlich, warum einerseits zwar schon vor 1945 in Aigen im Mühlviertel die ersten fünf bis sechs aus der Schweiz importierten Vollauto= maten zur Erzeugung von Futterstoffen in einer kleineren Weberei aufgestellt wurden, andererseits aber einige grö= ßere und kleinere Mühlviertler Betriebe sich erst in den letzten Jahren veranlaßt sahen, entsprechende Gruppen zu je sechs Vollautomaten Schweizer, Vor= arlberger und tschechischer Herkunft anzuschaffen. So gibt es, markt= und absatzbedingt im Hinblick auf die er= zeugten Gewebearten, heute im Mühl= viertel zwar schon etwa 50 Vollautoma= ten, wogegen in den nur Baum= und Zellwolle verarbeitenden oberösterrei= chischen Industriebetrieben im Gebiet südlich der Donau schon seit Jahrzehn= Vor der Ausrüstung (Appretur etc.) wird das Gewebe u. a. auch noch in einem modernen Kalander vorbearbeitet. Photo: ]. Obermüller m 56

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