Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

Elektrischer Strom für Oberösterreich Der Oberösterreichischen Kraftwerke Ak= tiengesellschaft (OKA) ist im Sinne des 2. Verstaatlichungsgesetzes aufgetragen, die Versorgung des Bundeslandes Oberöster= reich mit elektrischer Energie durchzufüh= ren. Das Unternehmen befindet sich zur Gänze im Besitz des Landes Oberöster= reich. Diese Versorgungsaufgabe erfüllt die OKA durch den Betrieb von 24 Wasser= kraftwerken und einem Dampfkraftwerk, aus denen sie den dort erzeugten Strom über die notwendigen Hoch= und Nieder= Spannungsleitungen, Umspannwerke und Transformatorenstationen im ganzen Lande verteilt. Soweit die eigenen Kraftwerke für die Erzeugung der notwendigen Strom= mengen nicht ausreichen, hat die OKA Ein= richtungen geschaffen, um aus fremden Netzen, vor allem aus dem der Verbund= gesellschaft, zusätzlich Strom in das ober= österreichische Versorgungsgebiet bringen zu können. Die Geschichte des Unternehmens beginnt im Jahre 1896; Damals errichteten die Ingenieure Stern und Hafferl in St. Wolf= gang (Salzkammergut) eine bescheidene Dampfzentrale, um das Schafberghotel zu beleuchten. Schon damals dachten diese beiden Pioniere der Elektrifizierung Ober= Österreichs daran, die reichen Wasserkräfte unseres Landes zur Gewinnung von elek= irischem Strom zu verwerten. Als erste Wasserkraftanlage entstand in diesem Sinne 1902 das Werk Traunfall. Zur weite= ren planvollen Verwirklichung der Absich= ten gründete man 1905 die Elektrizitäts= werke Stern & Hafferl AG, an der sich ab 1909 auch das Land Oberösterreich betei= ligte. In schneller Folge errichtete das Un= ternehmen an verschiedenen Wasserläufen Oberösterreichs und Salzburgs Kraftwerke. Auch das Dampfkraftwerk Timelkam ent= stand 1925, um in wasserarmen Zeiten die Stromversorgung zu gewährleisten. Im Jahre 1924 hatte die neuegegründete „Oberösterreichische Wasserkraft= und Elektrizitäts AXI" (OWEAG) mit der Er= richtung des Kraftwerkes Fartenstein das Gebiet nördlich der Donau zur Energie» gewinnung erschlossen. Weiter wurde durch den Bau des Umspannwerkes Weg» scheid im Zuge der 110.000=Volt»Leitung Partenstein—Wien ein wichtiger Knoten» punkt der Stromversorgung geschaffen, der den Zusammenschluß mit dem Netz der EW Stern & Hafferl AG gestattete. Die daraus entstehende enge Zusammenarbeit führte im Jahre 1929 zur Vereinigung der beiden Unternehmungen unter dem Namen „Österreichische Kraftwerke AG", die nach 1945 den jetzigen Firmennamen annahm. Oberösterreich, bis vor dem zweiten Welt» krieg im wesentlichen ein Agrarland mit verhältnismäßig geringem Stromverbrauch, wurde durch die starke Industrialisierung, die 1939 eingesetzt hatte, nach dem Krieg zum stromintensivsten Bundesland der Republik. Die Anführung der entsprechen» den Zahlen, z. B. aus dem Jahre 1959, macht dies besonders deutlich: In ganz Österreich wurden im Jahre 1959 insge» samt 12.766 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht. Der Bedarf der Bundes» hauptstadt Wien (die zugleich Bundesland ist) war dabei 1809 Mill. kWh, die indu» Erweiterungsbau des Dampfkraftwerkes Timelkam der OKA!Photo: Dipi.-lng. Brunner striereiche Steiermark verbrauchte 1971 Mill. kWh, in Oberösterreich aber betrug dieser Verbrauch 3604 Mill. kWh. Aller» dings entfielen auf das Aluminiumwerk Ranshofen allein 1176 Mill. kWh. Aber selbst ohne Ranshofen steht Oberösterreich mit 2428 Mill. kWh Jahresverbrauch an der Spitze aller Bundesländer. Die Aufgabe, den so rasch hochschnellenden Strombedarf zu decken, sah beinahe unlös» bar aus,zumal im Zuge der Verstaatlichung die drei modernsten Anlagen der OKA,die Ennskraftwerke Mühlrading, Staning und Großramig, aus dem Verband der OKA ge» löst und in eine zu diesem Behuf eigens gegründete staatliche Sondergesellschaft „Ennskraftwerke AG" eingebracht wurden. Was trotz schwierigster Verhältnisse —nach 1945 jahrelang schwerster Material» und Kapitalmangel — getan werden konnte, um durch Ausbauten und Verbeserungen in den bestehenden Anlagen die Eigenerzeu» gung zu heben und die Übertragungsver» luste zu verringern, wurde getan. Gegenwärtig wird die Leistung des Dampf» kraftwerkes Timelkam von 62.000 kW auf 120.000 kW erhöht. In Bau befindet sich das Ennskraftwerk Losenstein der Enns» kraftwerke AG mit einem jährlichen Ar» beitsvermögen von 172 Millionen Kilowatt» stunden. Die OKA ist an den Kosten mit 50 Prozent beteiligt und erhält auch 50 Pro» zent der Stromlieferung dieses Werkes. Die Erneuerung des Traunfallwerkes wird demnächst in Angriff genommen werden. Die bisherige Anlage Traunfall lieferte im Jahr 22,7 Mill. kWh, das neue Kraftwerk Traunfall wird 88,4 Mill. kWh der ober» österreichischen Bevölkerung zur Ver» fügung stellen können. Weitere Projekte sind in Ausarbeitung. Besondere Aktivität weist die OKA seit 1945 im systematischen Netzausbau auf. Von 1945 bis jetzt wurden einschließlich der Restelektrifizierung der Landwirtschaft mehr als 440 Millionen Schilling und für die Übernahme von Leitungsnetzen land» wirtschaftlicher Elektrizitätsgenossenschaf» ten mehr als 17 Millionen Schilling allein im Leitungsbau investiert. Das Netz der Hochspannungsleitungen der OKA umfaßt heute 3280 Kilometer, das der Niederspan» nungsleitungen 8500 Kilometer. Die Trafo» leistung wurde auf 970.000 kVA gebracht. In den letzten zehn Jahren wurden von der OKA insgesamt 680 Millionen Schilling investiert. Die Investitionen dienten 130.000 Abnehmern, die über 160.000 Zähler ver» fügen. Solcherart hat die OKA in all den Jahren die Stromversorgung des Landes Zug um Zug ausgebaut, so daß sie der sprunghaft steigenden Nachfrage nach elektrischer Energie immer in weitestem Umfange ent» sprechen konnte. Als Unternehmen des Landes betrachtet sich die OKA, wenn» gleich sie als Aktiengesellschaft organisiert ist, nicht als Gewinnobjekt, sondern als Versorgungsbetrieb, der nach wie vor be» strebt bleibt, die Strombelieferung des Landes zugunsten der Allgemeinheit immer besser und sicherer zu gestalten. Gestützt auf eine Werktreue Belegschaft von rund 2600 Köpfen, wird sie auch weiterhin trachten, diese Aufgabe so klaglos zu er» füllen wie bisher! 49

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