Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

Die Schön= bergalpe, aufgenom= men im Jahre 1912. IL i Die Schön= bergalpe nach dem Aufbau durch den Verein für Höhlen' künde mit der früheren Hüttenwirtin Hilde Pilz und ihren Söhnen. Mammut' höhle, Paläotraum. Aufnahme aus dem Jahre 1910. keine selbständige Gemeinde und trotz seiner romantischen Lage im sonnigen Tale, umgeben von den kühnen Fels mauern des Dachsteins und Sarsteins, noch keine Touristenstation war, weil von hier kein Weg und keine Mar kierung auf das Dachsteinplateau führte, erweckten unsere Begehungen der Koppenbrüllerhöhle bald das In teresse der Einheimischen. Sie wollten unseren Bemühungen neue Anregun gen geben, indem sie uns auf verschie dene ähnliche „Löcher" im Berge aufmerksam machten. Unter diesen Hinweisen befand sich der große Haupttreffer, der die Höhlenforschung in kurzer Frist in das Blickbild der Fachwelt wie der Laienkreise rückte. Ein Obertrauner namens Peter Gamsjäger(t)machtemichaufeineHöhlen öffnung oberhalb der „Schönbergalpe" aufmerksam,in der er injungenJahren, bei der Suche nach einem abgängigen Ziegenbock vom Gewitter überrascht, Zuflucht gesucht hatte und sie zu seinem Erstaunen mit Eis erfüllt fand, durch das ein bodenlos tiefer Abgrund zog, jedes Weiterschreiten hindernd. Diese interessante Mitteilung genügte mir zum Entschluß, das Rätsel in einer Expedition mit meinen bisherigen Gefährten zu lösen. Zur richtigen Vorbereitung sandte ich zunächst Kling mit einigen Leuten auf Er kundungen, um die Zugangsroute zur Schönbergalpe festzustellen und um insbesondere die Tiefe des angeblich bodenlosen Eisabgrundes auszuloten. Der Vortrupp erledigte seine Aufgabe und fand die Schachttiefe mit rund 30 Metern (de facto 27 Meter). Nun brach ich am 17.Juli 1910 mit meinen Koppenbrüller-Gefährten Ing. Julius Pollak, Werkmeister Kling, den Eisenbahnarbeitern Hippmann, Hölzl und Polansky (Linz), denen sich der Lehrer von Obertraun Josef Reisenauer (f) anschloß, zur bahn brechenden ersten Expedition auf. Drei Stunden mühseliger Wanderung mit schwerer Ausrüstung durch meist pfadloses,steiles Waldgelände brachten uns zu der in traumhafter Stille lie genden Almterrasse (1337 m) mit der längst aufgelassenen,ruinenhaften Alm hütte und über einen felsblockübersäten, verwachsenen Steilhang zum rund hundert Meter höher liegenden Höhleneingang. Wie Grabeshauch be rührte uns der stoßweise ausströmende Höhlenwind, der abgerissene Zweige wirbeln ließ. Die Höhe des Felsentores maß sieben Meter, erniedrigte sich aber rasch so sehr, daß man nur gebückt eindringen konnte. Sogleich gerieten wir auf Eis und mußten die Steigeisen anlegen. Dann standen wir vor dem großen Eisabgrund, in den 36

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