Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

SEPP WALLNER Oberösterreichische Bergbahnen Unser Jahrhundert wird oft das technische genannt; keine Zeit hat auch vorher das menschliche Leben auf nahezu allen Gebieten so revolutioniert wie unsere Tage. Berg wandern und Skilaufen, und hier vor allem die Zubringung zum Berg, blieben nicht ausgenommen. Die Zeit der Post kutsche, der Sesselträger und Maultierreiter ist vorbei. Wenn die modernen Züge der Österreichischen Bundes bahnen, wenn Post- und Bahnautobusse und schöne Auto straßen für den Selbstfahrer eine gute und rasche Anreise zu den Bergen längst gewährleisten,so haben die Seilbahnen die Zubringung vom Tal zur halben Höhe oder oft bis zum Gipfel in unserer Generation völlig neu gestaltet. Bald nach dem ersten Weltkrieg wurden 1924/26 die Tiroler Zugspitzbahn, 1925/26 die Rax-Seilschwebebahn und 1926/27 die Feuerkogel-Seilschwebebahn, um nur die ersten zu nennen, erbaut. Eine geradezu stürmische Ent wicklung nahm der Bau von neuen Bergbahnen in Öster reich nach dem zweiten Weltkrieg. Diese Entwicklung kam von außen und wir mußten als Fremdenverkehrsland uns damit anfreunden und irgendwie Schritt halten. Eine Reihe von Seilbahnen und Skiliften hat Österreichs Ruf als Wintersportland ersten Ranges gefestigt und vergrößert. Eine Statistik, die vor vier oder fünfJahren bekannt wurde, wies nach, daß Bayern, bezogen auf seinen entsprechenden Alpenanteil, mit einem Durchschnitt von 6,6 Seilbahnen aufje 1000 qkm weit vor der Schweiz mit 4,2 und Öster reich mit 1,9 lag. Dieser Prozentsatz hat sich seither in Österreich erhöht, doch ist die Statistik ein Beweis, wie sehr in unserem Lande von Beginn der neuen Entwicklungs periode an maßgehalten wurde. Und wenn Tirol mit 23 Seilbahnen und 140 Ski- und Bergliften der Wintersportzeit 1959/60 entgegensah, so kann öberösterreich mit seinem großen Alpenanteil und zehn Seilbahnen und Groß liftanlagen (einschließlich der im Bau befindlichen Wurzer alm-Gondelbahn) und etwa 25 Klein- und Schleppliften in dieser Hinsicht nicht als übererschlossen bezeichnet werden. Es wurde gerade in unserem Heimatland die Erschließung der Berge mit Seilaufzügen in entsprechende Bahnen gelenkt und der Bau solcher kann auf weitere Sicht hinaus im wesentlichen als abgeschlossen angesehen werden. Es bleibt im allgemeinen noch die Forderung, einzelne be sonders im Sommer stark besuchte Seilbahngebiete als Naturschutzgebiete zu erklären und mit besonderen Hin weistafeln auszurüsten. Jedenfalls zeigen die Nächtigungszahlen in Seilbahn-Skigebieten und die Benützungszahlen der Bergbahnen im Winter ein ständiges und sehr beachtliches Ansteigen, örte, die früher nur eine Sommersaison kannten, können eine planmäßige Entwicklung des Winterbesuches von Fremden feststellen. So erscheinen die aufgewendeten Mittel für die Seilbahn-Erschließung unserer Berge im Hinblick auf den Winterfremdenverkehr wohl gerechtfertigt. Die Seilaufzüge ermöglichen es heute, einen Tag, ja oft einen halben Tag noch zu einer großzügigen alpinen Skiabfahrt zu nützen, was früher durch die lange Anreise und vor allem durch den zeitraubenden Aufstieg nicht möglich war. Freilich werden mit den Seilbahnen mühelos auch Läufer in eine Höhe und in ein Gelände gebracht, in dem sie mit ihrer mangelhaften Fahrtechnik und fehlenden alpinen Erfahrung nicht am Platze sind. Dies ist aber eine Angelegenheit der immer wieder einsetzenden notwendigen Warnung und Aufklärung, und schließlich schrecken auch die Unfälle ab und dämmen zurück. Gerade hier ist das Können das Maß des Dürfens, und Unbelehrbare gibt es immer und überall. Vielleicht hinkt der Vergleich, wenn ich sage, man kann auch kein Schwimmbad erbauen und annehmen, daß nur Schwimmer hineinkommen werden. Schließlich gibt es gerade in unserem Lande so vielge staltige Geländeformen, daß im Bereich der Seilbahnen für jedes skiläuferische Können eine Betätigungsmöglichkeit gegeben ist. Nicht nur der Pistenabfahrer, auch der be scheidene Skiwanderer und schwächere Abfahrer, auch der Skialpinist kommt in unseren oberösterreichischen Seil bahn-Skigebieten auf seine Rechnung. Die Bergsteiger und Skitouristen haben sich längst mit der Notwendigkeit der Seilbahnen abgefunden, überhaupt dann, wenn sie maßvoll angelegt werden. Ja, sie benützen die Bahnen selbst oft zur Durchführung von Abfahrten und vor allem als Ausgangspunkte für Gipfelfahrten und Über gänge. Unsere Übersicht soll daher in dieser Hinsicht Ziele aufzeigen und Anregungen geben, ünd nun zur Vor stellung der oberösterreichischen Seilbahn-Skigebiete: Grünberg-Seilbahn, Gmunden: Umlauf-Gondelbahn (System Dr. Wallmannsberger, Mün chen), Baujahr 1957; Talstation Gmunden-Weyer 431 m, Bergstation Grünberg 989 m, Höhenunterschied 558 m, Länge 2100 m; Fahrzeit 11 Minuten, Stundenleistung 200 Personen in einer Richtung. Die Talstation mit einem Parkplatz für 100 PKWs liegt am Stadtrand, etwa 10 Mi nuten vom Rathausplatz. Hundert Meter von der Berg station entfernt befindet sich das schöne Gipfelrestaurant (1004 m) und davor die Übungswiese. Im Jahre 1960 wurden 150.000 Personen befördert. Der Grünberg ist der Ski-Hausberg der schönen Traunseestadt Gmunden. Er bietet dem Skiläufer eine schöne Ab fahrtspiste (mit einer Variante) über die Schneewiese, Das Restaurant am Crünberg Photo Loderhauer I 23

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