Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 3/4, 1960

Die 12=Groschen=Marke erschien 1935 in geänderter Farbe und mit schwarzem Aufdruck im vier Werte zählenden Wohltätigkeitssatz zugunsten der Win= terhilfe (hellblau, 3 Groschen Zuschlag). Die wesentlich umfangreichere, nur dem weiblichen Geschlecht gewidmete zweite Trachtenserie, die Professor Josef Seger nach photographischen Vorlagen aus dem österreichischen Volkskundemuseum in Wien schuf, bringt von den insgesamt 33 Marken drei speziell für Oberöster= reich: Im Juni 1948 den 1.40=Schilling= Wert (18) mit einer Bäuerin aus dem Innviertel im Sonntagsstaat, mit schwarzem Kopftuch, ein großes Gebet= buch in den Händen haltend; im Sep= tember desselben Jahres den 2=Schilling= Wert (19), der eine L i n z e r i n mit Goldhaube als Überbringerin einer Go= denschale und eines Blumenstraußes zu festlichem Anlaß zeigt; die als Ergän= Zungswert im November 1952 erschie= nene 2.20=Schilling=Marke (20) bringt uns eine Ischlerin mit weißem „Schwammerlhut" und Rüschenspenzer''. Obgleich dem steiermärkischen Ausseer Land zugerechnet, sind die für den 10= Groschen= und 75=Groschen=Wert (21, 22) gewählten Salzkammergut= Trachten auch für Oberösterreich gültig: Die auf der erstgenannten Marke dargestellte Zither befindet sich im Volkskundemuseum Engleiten = Bad Ischl, Die Darstellung ist, genau genommen, nicht, wie am unteren Rand der Marke vermerkt, eine Tracht um 1820, sondern eine im Jahre 1935 vom damaligen Stu= denten der Volkskunde Franz Lipp nach alten Vorbildern erneuerte Tracht. So ge= sehen, ist die Briefmarke ein interessan= tes Dokument, das die erste bewußte Er= neuerung oberösterreichischer Trachten festhält. Die dargestellte Trägerin ist eine Ischler Bürgerstochter, die inzwischen ver= storben ist. die zweite Marke zeigt nach einem Ge= mälde von Viktor Hammer die ältere Form des „Schwammerlhutes" und einen Achselrock. 4. Symbolische Darstellungen Mit der Sonderpostmarke zum 7. Welt= jamboree, das vom 3. bis 13. August 1951 in Bad Ischl über 15.000 Pfadfin= der vereinigte, schuf Ernst Schrom eine gut gelungene Komposition: Die drei= farbige l=Schilling=Marke (23) zeigt die Pfadfinder=Lilie mit dem österreichischen Wappenschild über einem Teil der Welt= kugel, worauf zwischen den Ziffern 19 = 51 (leider unverdient klein) eine Maultrommel zu sehen ist. Dieses originelle eiserne Musikinstrument, mit dem die Bewohner der Bergdörfer mehr= stimmige urtümliche Weisen spielen, wird noch heute in der Gegend um Mölln hergestellt. Die Ausgabe der Sondermarke zum 50= jährigen Jubiläum des österreichischen Postautodienstes (24) im Jahre 1957 (Entwurf: Prof. Hans Ranzoni d. J.) be= zieht sich auf die Eröffnung der ersten Linien zwischen Neumarkt und Predazzo in Südtirol am 6. August und zwischen Linz und Eferding am 15. De= zember 1907. Für die letztere Strecke — die erste Postkraftwagenlinie jedoch im heutigen österreichischen Staatsge= biet — wurde gegenüber dem auf der Marke abgebildeten Südtiroler Omnibus bereits ein geschlossener Wagentyp mit größerer Leistung (Maximalgeschwindig= keit 32 km pro Stunde!) eingesetzt"*. * Als Fazit unserer „Motivschau" können wir feststellen, daß Oberösterreich in der Briefmarkenproduktion der bespro= "* Oberösterreichische Heimatblätter, Jg.12 (1958), H. 1/2, S.57ff. ebenen Bildsparten verhältnismäßig gut abgeschnitten hat, doch bleibt so man= eher Wunsch für die Zukunft offen: Un= ser Land hat noch manche Bauwerke historischer und technischer Einmaligkeit sowie Landschaften, die es wert wären, in den Kranz der österreichischen Brief= marken aufgenommen zu werden. Zum Beispiel erhoffen wir 1962 zur Feier der 750. Wiederkehr der ältesten österrei= chischen Stadtrechtsverleihung an Enns eine entsprechende Sondermarke, wir denken an die vielen Stifte, Burgen und Schlösser des Landes, von denen noch keines im Markenbild zu sehen war, oder an die internationalen Fremden= orte wie St. Wolfgang, Heilbäder wie Bad Ischl, Bad Hall usw. Ferner warten Kunstschätze besonderer Art, wie etwa der Tassilokelch von Kremsmünster, auf eine postalische Würdigung. Oberöster= reich besitzt monumentale Brückenbau= ten der Autobahn Salzburg—Wien, mo= derne Kraftwerke an Donau, Inn und Enns. Abgesehen von der Oberöster= reich nur sozusagen am Rande berüh= renden Jubiläumsausgabe der Dampf= Schiffahrt auf der Donau (1937) mit der von Wien nach Linz abfahrenden „Maria Anna" und dem auf der steirischen Sah za zur Enns fahrenden Holzfloß (Wie= ner Frühjahrsmesse 1947), ist die gewiß nicht geringe Wirtschaft unseres Bundes= landes auf keiner Marke vertreten. Wir vermissen auf den österreichischen Briefmarken Bauernhausformen oder gar Volksbräuche, für Oberösterreich gäben etwa die Gmundner Sternsinger, die Ebenseer Glöckler, die Seeprozession in Traunkirchen oder Hallstatt wie die Georgi= und Leonhardiritte dankbare Motive! Es wäre auch an der Zeit, der ersten Schienenbahn des Kontinents, der 1832 in Betrieb genommenen Pferde= bahn von Linz nach Budweis, in einer Markenausgabe zu gedenken. WILHELM SCHÖNAUER & CO. GUSSANSTALT FÜR BUCHDRUCKWALZEN CUMMIWALZEN WIEN Vn/62, SCHOTTENFELDGASSE 93 • RUF 443 39 £ E L t T PAPIERWARENFABRIK WIEN 7. BURGGASSE 33 TELEFON 44 81 83 -Q^ti£laLL£.S.tattiLng^ DAS QUALITÄTSBRIEFPAPIER 15

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