„Der Dachstein vom Colowratsthurm gesehen" (Siriuskogel). Farhlithographie aus dem 19. Jahrhundert, Ortsansichtensammlung des oö. Landesmuseums Gletscher empor. Eine Besteigung des „Thorsteins" hielt Kleyle für unmöglich: „Alle Versuche, die höchste Spitze dieses merkwürdigen Gebirges von der nordöstlichen, öst lichen und südlichen Seite zu besteigen, sind mißglückt und werden wahrscheinlich immer mißglücken, weil . . . die Eisklüfte das Aufsteigen zu gefährlich machen"; selbst eine Besteigung von der Gosauer Seite sei, wenn nicht ganz unmöglich,so doch ohne besondere Vorbereitungen überaus schwierig. Am 27. August 1812 unternahm Erzherzog Karl von der Gjaidalpe her den Versuch einer Dachstein besteigung, gab aber nach einem kurzen Marsch über den Gletscher auf; dieser erhielt bei der franziszeischen Reichsaufnahme den Namen „Garisfeld" (Karls-Eisfeld). In den Friedensjahren nach dem Wiener Kongreß begann der ernstliche „Kampf um den Dachstein". Im Auftrag Erzherzog Johanns stiegen der Waldmeister Grill aus Aussee und der Jäger Jakob Buchsteiner, die Begleiter des Erzherzogs aufseinen Bergfahrten in den Niederen Tauern, mit anderen Bergsteigern von der Grubalm über die Hoßwandalm zum Gosaugletscher auf, „bis hart unter der perpendiculären Wand des Dachsteins eine Kluft zwischen derselben und dem Schneefelde, auf welchem sie standen", ihrem Vordringen ein Ende setzte. 1819 gelangte Buch steiner im Auftrag des Erzherzogs als Einzelgänger auf denTorstein,den vermeintlich höchsten GipfelderDachstein gruppe. Noch einmal bestieg Buchsteiner mit dem Ramsauer Georg Kalkschmied am 5. August 1823 den Torstein, um hier die für die Vermessungsarbeiten der Reichsaufnahme notwendige Signalstange aufzurichten. Die Höhe des Torsteins wurde nunmehr mit 2943,7 Meter gemessen; da man bereits 1822 bei der steirischen Landesvermessung die Höhe des — noch unbestiegenen — Dachsteins mit 2999,6 Meter festgestellt hatte, konnte dieser endlich den Anspruch erheben, der höchste Berg Oberösterreichs zu sein. Drei weitere Besteigungen des Torsteins erfolgten bis 1832 durch den Filzmooser Bergführer Peter Gappmayr. Seit der Hohe Dachstein als der eigentliche Hauptgipfel erkannt war, blieb auch diese höchste Spitze Oberöster reichs nicht mehr langejungfräulicher Boden. Die Anregung zur ersten beglaubigten Dachsteinbesteigung ging vom Salzburger Professor Peter Carl Thurwieser (1789—1865) aus. Schon 1832 gelangte Peter Gappmayr aus Filzmoos im Alleingang von der Gosauer Seite auf den Gipfel. Am 18.Juli 1834 erstieg Thurwieser selbst mit den Brüdern Gappmayr die Dachsteinspitze. Am 17.Juli ging er um 5.15 Uhr abends von Filzmoos auf die Sulzenalm, am 18.Juli brach man um 2.45 Uhr früh auf, um 9 Uhr wurden die Bergsteiger von Filzmoos aus auf der Dachsteinspitze beobachtet, wie sie ein Holzkreuz errichteten; um 10 Uhr nachts kehrten sie nach Filzmoos zurück. 1840 folgt Wallechner aus Schladming. Von der Hallstätter Seite her erreichten erst 1838 der Zimmerknecht Johann Ramsauer aus Kaltenbach bei Ischl und der Pfannknecht Franz Linortner aus Ahorn die Spitze. Ihnen folgten J. M.Rams auer (1840), die Förster Matthias Grill und Georg Hinterer und am 8. September 1842 Friedrich Simony (1813— 1896) und der Hallstätter Führer Johann Wallner (1802 —1879). Simony übernachtete am 16. September 1843 allein auf dem Gipfel und unternahm im Jahre 1847 auch drei Winter besteigungen des Dachsteins (9.—15.Jänner, 26.Jänner — 7. Februar, 4.-6. Februar). Dieser bedeutendste Erforscher des Dachsteins, der seine Forschungsergebnisse in seiner zweibändigen Dachsteinmonographie (1889 — 1895) nieder legte, sorgte auch für die sofortige touristische Erschließung des Dachsteingebietes. 1842/43 richtete er eine Höhle im Wildkar, die durch eine Steinmauer mit Tür abgeschlossen wurde, als erste Bergsteiger-Unterkunft ein; 1923 wurde dieses „Hotel Simony" im ursprünglichen Zustand als Denkmal der Erinnerung an den großen Dachsteinpionier wieder hergestellt. Auf Betreiben Simonys wurde mit Spenden der Erzherzoge Johann, Ludwig und Franz Karl, des Fürsten Metternich und anderer Aristokraten der
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