Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

• • Der Osterreichische Alpenverein und seine Hütten in Oberösterreich Linzerhaus mit Stubwieswipfel Es ist für den Touristen heute längst zur Selbstverständlichkeit geworden, iin Bereich aller lohnenden Bergziele, namentlich der Ostalpen, mit dem Vor= handensein geeigneter Unterkünfte zu rechnen, und man möchte es fast nicht glauben, daß noch vor weniger als einem Jahrhundert die Erschließer unse= rer Bergwelt ohne diese Hütten und die sie verbindenden Wege ihre Pionier= leistungen vollbringen konnten. Wie überall richteten sich die Blicke die= ser Erstbegeher auch bei uns auf die höchsten und markantesten Gipfel, und es ist kein Zufall, daß ihre Anstrengun= gen vor allem dem König Dachstein galten. Hier entstanden daher auch die ältesten Schutzhütten, Simony= und Adamek=Hütte, die bis heute die höch= sten in Oberösterreich geblieben sind. Das nächste Ziel war das Tote Gebirge, vor allem die Prielgrupoe, die ja für weite Gebiete des Alpenvorlandes gegenüber dem weit zurückgelagerten Dachstein eine beherrschende Stellung einnimmt. Auch hier wurde die erste Hütte, das nunmehr stark vergrößerte Prielschutzhaus, schon vor 1900 errich= tet. Nach der Unterbrechung durch den ersten Weltkrieg kam es zu einer er= staunlich großen Zahl allerdings meist kleinerer Hüttenbauten. Das bedeu= tendste Vorhaben dieser beiden Jahr= zehnte war zweifellos das Linzerhaus auf der Wurzeralm, dessen Bau mitten in der Zeit der schwersten Wirtschafts= krise eine beachtliche Leistung darstellte. Eine Revolution im Hüttenbau bedeu= tete der nunmehr mächtig aufkommende Wintersport. Es ergab sich dadurch nicht nur die Notwendigkeit, in früher kaum beachteten Gebieten neue Stützpunkte zu schaffen, auch viele der bestehenden Hütten mußten auf Winterbetrieb um= gestellt werden. Im Gegensatz zum Sommerbergsteiger, der die Hütte vor allem als Schlafstelle betrachtet und Ge= mütlichkeit zwar zu schätzen weiß, aber notfalls auch entbehren kann, verbringt der Skiläufer naturgemäß einen größe= ren Teil des Tages in der Hütte, und so war die Forderung nach immer bes= serer und daher auch teurerer Ausstat= tung auf die Dauer nicht zu überhören. Neben den Hütten müssen auch die Weganlagen mit ihren Sommer= und Wintermarkierungen erhalten und aus= gestaltet werden, eine Aufgabe, die nicht nur mit Geld= und Arbeitsauf= wand, sondern auch mit schwerer Ver= antwortung belastet ist, und die weit über den Kreis der Mitglieder alpiner Vereine hinaus, entscheidende Bedeu= tung für den gesamten Fremdenverkehr besitzt. Das Hütten= und Wegenetz in Ober= Österreich umfaßt heute den ganzen Gebirgsbereich vom Dachstein, wo be= sonders die Wiener Sektion Austria eines ihrer traditionellen Arbeitsgebiete hat, bis zu den Vorbergen, wo sich meist nahegelegene Sektionen ihre Hüt= ten mit bescheidenen Mitteln und gro= ßen Opfern schaffen konnten. In Ober= Österreich gibt es aber auch eine außer= alpine Alpenvereinshütte auf dem Braun= berg nahe Freistadt. Außerdem werden die bekannten Aussichtswarten auf der „Gis" und auf dem Sternstein von der Sektion Linz betreut. Fast alle Hütten der oberösterreichi= sehen AV=Sektionen liegen auf dem Boden des eigenen Bundeslandes, doch hat die Aktivität einiger Sektionen auch zu Hüttenbauten in der benachbarten Steiermark und in Salzburg geführt. Die Übersicht zeigt, daß neben einigen ausgesprochen hochalpinen Hütten, wie sie weiter im Westen den vorherr= sehenden Typ darstellen, die mittleren Höhenlagen überwiegen. Gipfelhäuser gibt es darunter nur ganz wenige, doch besitzen fast alle ihren „Hausberg", der zumeist in einer Zeit von zwei bis drei Stunden leicht erstiegen werden kann. Nicht länger ist auch gewöhnlich die Zeit, die ein Übergang zur Nachbar= hütte erfordert. Das Hüttennetz hat so= wohl im Pyhrnbahngebiet als auch im Salzkammergut jene ideale Dichte er= reicht, die ein — wenn nötig sogar sehr geruhsames — Wandern von Hütte zu Hütte ermöglicht und nur zwischen Alm= und Trauntal klafft noch eine Lücke, die aber ebenfalls in einem Ta= gesmarsch zu überwinden ist. Außer allen Höhenlagen von der 2200 Meter hoch gelegenen Simony=Hütte bis zur Talherberge Hallstatt verkörpern die Hütten auch die verschiedensten Ziele ihrer Erbauer. Als kleinsten Bau kann man wohl die Unterstandshütte der Sektion Mondsee auf dem Schober ansehen, als geräumigste und modernste gilt das neue Linzer Haus auf der Tau= plitz. Bescheiden eingerichtet, aber sauber und freundlich empfangen auch die fünf Jugendherbergen ihre jugend= liehen oder erwachsenen Besucher. Ob es um ein Wochenende fern vom Trubel der Stadt geht, um eine Kletter= fahrt oder einen längeren Skiurlaub, ob die Mittel begrenzt oder reichlich sein mögen, der österreichische Alpen= verein ist für alle Fahrtenpläne gerüstet. Wer zum Berg geht, wird in seinen Hütten willkommen sein! Name der Hütte Sektion Seehöhe Erreichbarkeit Erbaut (ausgab.) Betten/Lager Bemerkungen Simonyhütte 2204 von Hallstatt oder 1877 16 80 Älteste Hütte in Oö. Austria Obertraun,6 St. Dachsteingruppe mit Krippenstein=Seilbahn, 31/2 St. Adamekhütte 2196 vom Vorderen Gosausee,4% St. 1907 27 48 Dachsteingruppe, Linzer Weg, Austria zum Gosaukamm Weiserhütte 1815 von Grünau,6 St. 1924 16 50 Großer Priel — Übergänge zum Wels vom Almtalerhaus (Autozufahrt), 3 St. Prielschutzhaus und zur Pühringerhütte Riederhütte 1755 von Langwies, 5 St. 1930 23 Nur im Winter bewirtschaftet Ried von FeuerkogehBergstation, 2V2 St. Hofpürglhütte 1705 vom Gosausee,5 St, 1902 22 38 Gosaukamm=Bischofsmütze Linz von Filzmoos, 3 St. von Hofalm (Mautstraße), 1 St. (Salzburg) Übergang z. Adamekhütte (Linzer Weg) 72

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