Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

Jahre 1845 die letzte vom Forstpersonal niedergebrannt wurde. Die Wiesalpe verfügte vor dem großen Vorstoß des Ferners, etwa im Jahre 1800, noch über neun Almhütten, heute steht in der Dohne nur das Alphaus. Eine weitere Ursache der Almauflösung ist die zunehmende Verkarstung. Die Weideflächen wurden durch das Abholzen der Latschenbestände im nächsten Bereich der Alm immer mehr eingeengt. Lätschenbrennereien zur Ölgewinnung haben nicht wieder gut zu machenden Schaden verursacht. Die Almböden sind außerdem auf der Nordseite des Dach steinmassivs so klein, daß während einer Sommerung mehrere Almen befahren werden müssen. Die kleinen Weideflächen sind vertikal gestaffelt. Von Ende Mai bis Ende Juni blieb man in der Niederalm (Klausalm, 845 m), bis Mitte Juli in der Mitteralm (Grubalm, 1219 m) und bis Ende August auf der Hochalm (Wiesalm, 1670 m), um dann wieder gestaffelt abzusteigen. Das Jungvieh trieb man zu den Galtalmen, der Hirlatz- (1935 m) und Ochsenwiesalm (1855 m). Oft kam es vor, daß Schafe der Schladminger- und Rams auer Bauern die Almflächen schon kahlgefressen hatten, ehe das Vieh aufgetrieben war. Wenn sich dann noch ein Tier im Karstgelände den Fuß brach und notgeschlachtet werden mußte, war für die Bauern aus Obertraun, Hallstatt, St. Agatha und Goisern die Rentabilität der Alpung für dieses Jahr sehr in Frage gestellt. Auch in der Preispolitik der Alpungsprodukte hat sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert. Frischmilch ist von den Molkereien gefragter als Butter und Käse. Auch die Entwicklung der Kunststoff-Milchröhrenleitung (Symalen) und ihre Verwendung in einzelnen Gebirgsgegenden schönen und heiteren Tage auf der Hochalm? Schon vergahnden die Almböden. Das duftende Gras macht den vordringenden Alpenrosen Platz, die mit dem Verfall der Kuhgangeln von der Almweide rasch Besitz ergreifen. Die Almen sterben bei uns und alter Kulturboden im Hochgebirge wird dabei zum Ödland. Wohl werden uns die Volkslieder und Almruinen noch lange an sie erinnern. Der schönste Schmuck unserer Berge Eine Kostbarkeit der Bergwelt müssen wir uns erwandern — die Flora. Der Klimawandel mit zunehmender Höhe drückt sich deutlich im Pflanzenkleid aus. Langsam steigen wir durch den Mischwald bergwärts. Bergahorn, Fichte, Grünerle,Buche und Weißtanne lösen einander ab(Montane — oder untere Bergwaldstufe bis rund 1000 Meter). Bald umfängt uns die Stille und Tiefe des geschlossenen Nadel waldes. Fichten, Lärchen und Zirben sind seine Haupt vertreter (Subalpine- oder obere Bergwaldstufe bis rund 1700 Meter). Die Waldgrenze liegt in den Nördlichen Kalkalpen wegen der großen Niederschlagsmengen tiefer als in den Zentralalpen. Der Wald lichtet sich und gibt der Bergkiefer Raum. Ihre Äste sind niederliegend, eng an den Boden geschmiegt und manchmal spiralförmig gedreht. Und doch ist es wieder ein geschlossener Wald, in dem wir aufwärts wandern. Diesmal ist er aber nur mannshoch. Wind,Kälte und Schnee lassen diesen Pflanzen pionier nicht höher aufwachsen. Er bleibt während seiner 200 bis 300 Lebensjahre gekrümmt. Wenn er dann abstirbt, liegen die Teile der ausgebleichten Baumleiche auf einem tiefschwarzen Humuspolster, der aus Nadelstreu vieler Textiie. 'Vofkänge,D&ko)^tions-üt\jd ^ 'Seftuäsck^i7>aün&K-, ü.'Moli- 6/ l/ A ikM— St\.ezial-AbieLtunafüxzcMe CInlAINlirlL LINZ,LANDSTR.'r? Österreichs hat am Verfall der Almen im oberösterreichi schen Bergland nichts geändert. Wenige Milchkühe im Tal, nahe der Molkerei und Verbrauchsstelle, sind heute für den bäuerlichen Betrieb wirtschaftlicher als viele im gefahrenreichen Karst. Und damit spart der Bauer an Arbeitskräften und Almpersonal. Das Problem der Landflucht, gegeben durch die besseren Arbeitsverhältnisse und die leichtere Verdienstmöglichkeit in der Industrie und in den Fremdenverkehrsbetrieben des Salzkammergutes, trifft den Bauern der Nordseite des Dachsteinmassivs besonders stark. Der Versuch der Gründung der Weidegenossenschaft, in der mehrere Bauern zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen sind, hilft wenigstens mit, den totalen Verfall der Almen in einigen Gebieten zu verzögern. Die Beschaffung von Arbeitskräften ist leichter, da soziale Lasten und Abgaben gemeinsam zu tragen sind. Werden die Almen im oberösterreichischen Kalkland voll kommen verschwinden? Wo erlebt dann unsere Jugend die Jahrzehnte besteht. Es gilt, diesen Baum besonders zu schützen, da er der Verkarstung entgegenwirkt. Wie widersinnig erscheinen uns da die Kahlschläge im Bereich der Almen und Schutzhütten. Der Mensch muß hier Bequemlichkeit und Gewinnsucht weit überzahlen. Rund 200 bis 300 Meter sind wir durch die Krummholz- oder Legföhren (Latschen)-Region gewandert,sahen den Zwerg wacholder (Juniperus nana) mit den blaubereiften Beeren zapfen, die rotblühende Frühlingsheide (Erica carnea), die rötliche Alpenbärentraube (Arctostaphylos alpina), Preißelund Heidelbeere (Vaccinium Vitis idaea und Myrtillus), bewunderten die Spaliere der Weiden und traten zwischen mächtig blühenden Alpenrosenbüschen (Rhododendron hirsutum) auf den federnden und duftenden Rasen der Almwiesen(AlpineWiesen- und Mattenstufebis2700Meter). Vereinzelt steht auf einsamer Kuppe die Zirbe (Pinus Cembra), vom Blitz gespalten und mit windzerzausten, kandelaberförmig ausladenden Ästen. Sie bestimmt die obere Baumgrenze bei rund 1900 Meter. 56

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