Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

mauer und Sengsengebirge zur Staufen-Höllen-GebirgsDecke, einer Schubeinheit, deren Stirne im Norden, als Tirolische Linie bezeichnet, einer Riesenmauer aus Kalk gleicht, wähi'end nach dem Süden hin sanftere Hänge auslaufen. Die Kalkmassen wurden aus der Wurzelzone (Sedimentationswanne)im Süden ausgepreßt und erreichten im Bereich des Traunsteins mit 20 bis 25 km die größte Vorstoßweite. Große Spannungen führten zu einem Quer bruch. Der Bogen wurde ganz einfach überdehnt. Damit war für die Traun der Weg aus dem Gebirge angelegt und die Nord-Süd gerichtete Störungszone zum Vorläufer der Seefurche geworden. Der Ostflügel mit dem Traunstein wurde rund 5 km weiter nach Nord geschoben als der Westflügel. Die Ausgestaltung der tektonischen Linie wurde im Laufe vieler Millionen Jahre durch das aus räumende Wasser und in den letzten 700.000 Jahren durch das Eis des Traungletschers bewirkt. Der Tiefenschurf war in der Störungszone mit 191 m besonders stark (zwischen Traunkirchen und Lainaustiege). Vom Sonnsteingipfel aus wird einem die formgebende Wirkung des Eises so richtig bewußt, seine zerstörende, abtragende Kraft an den steilen Eisschliffwänden am Prallhang des Ostufers und seine auftragende, fruchtbringende im Bereich der lieblichen Moränenhügellandschaft am Gleithang des Westufers. Der große Gegensatz der beiden Ufer bedingt den Reiz der Landschaft, gefördert durch das Eingreifen des Seebeckens in das Bergland. Der Wärmestau des Föhns bringt am Ostufer geringe Schneehöhe und rasche Schneeschmelze. Die klimaver bessernde Wirkung des Föhns, unterstützt durch den ausgleichenden Einfluß des gespeicherten Seewassers auf die Temperaturextreme, ließ am Südostufer einen Linden mischwald aufkommen, der in der Schweiz im voralpinen Föhn- und Seenbezirk eine Parallele findet. Wenn Dr. W.Trepp aus Ghur berichtet, daß die Lindenwaldgesellschaftmit ihren charakteristischen Arten — Winterlinde (Tilia cordata), Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Spindel baum (Evonymus latifolius), Pimpernuß (Staphylea pinnata) und Alpenveilchen (Cyclamen europaeum) — eine Reliktassoziation aus einer wärmeren Zeitepoche darstellt und Dr. F. Morton am Ostufer des Traunsees eine gleiche Pflanzengesellschaft feststellt, so besagt dies, daß den Klimafaktoren der Seeuferzone zur Erhaltung der Relikt flora besondere Bedeutung zukommt. Wer mit dem Boot langsam das Ufer entlangfährt oder auf schmalem Pfad die Hänge quert, ist entzückt von der Buntheit der Farben und Formen,dem seltenen Vorkommen einiger Arten und den exponierten Standorten der Pflanzen. Wenn sich an Föhntagen im Bereich des Miesweges und der Lainaustiege die Schirmkronen der Pinie des Traunsteins (Pinns silvestris) vom Blau des Seespiegels sattgrün abheben, glaubt man sich an die Steilküste der Adria versetzt. Auch alpine Vertreter, wie die herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) und die Europäische Silberwurz (Dryas octopetala), bedecken in großen Polstern und Spa lieren das Ufer. Daneben stehen vereinzelt Eiben (Taxus baccata), die an der weinroten Rinde und den roten Beeren zapfen leicht zu erkennen sind. Die roten bzw. schwarzen Früchte der Steinmispel (Cotoneaster tomentosa), der Mehlbeerbäume (Sorbus Aria und Maugeoti), des Sauer dorns (Berberis vulgaris), des Spindelbaumes, des niedrigen Kreuzdorns und des Faulbaumes (Rhamnus pumila und frangula), der Felsenbirne (Amelanchier ovalis) und der Rainweide (Ligustrum vulgäre) leuchten weit von den Links: Das Steilufer des Traunsees (föhnstimmung). Photo; Dr. R. Moser. — Mitte: Das Flachufer des Traunsees. Photo: Prof. Wimmer. Rechts: Im Cschlief. Photo: Dr. R. Moser i 53

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