Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

«iK iSÄ I ,• 1 Der Weg im Gebirge. Photo: Dr. R. Moser Der Hungerstein im Traunsee. Photo: Dr. R. Moser geht der Blick über die Seelandschaft mit ihrem sagen umwobenen Bergkranz. Besonders der Mensch von heute, durch sein Berufsleben und die moderne Freizeitgestaltung die Natur zumeist entbehrend, liebt diesen Blick. Der Umstand,daß der See in drei verschiedenen geologischen Zonen, in Moräne, Flysch und Kalk eingebettet ist, verleiht ihm die große Anziehungskraft. Er liegt als Moränenstausee im Zungenbecken des Traungletschers. Seinen inneren Wall hat er an mehreren Stellen durch brochen (Rennweg, Bahnhofstraße zwischen Hochkogl und Kalvarienberg, Krottensee bei Schloß Cumberland, Bahn Traundorf—Engelhof). Der äußere ist durch den Höhen rücken angedeutet, der von Altmünster zum Bahnhof Gmunden zieht. Das Eis des Traunseebeckens hat sich in der Nacheiszeit vom rückschmelzenden Traungletscher gelöst und blieb als Toteiskörper noch viele tausende Jahre in der Schurfwanne liegen. Der Rollblock an der Schiffslände beweist diese Tatsache. Das Toteis verhinderte eine Vollschüttung der Erosionswanne und die nacheiszeitliche Traun konnte Flußschotter und große Gerölle über die Eisfläche fluß abwärts befördern. Der Rollblock jedoch blieb nahe der Ausmündung liegen. Bei Niederwasserstand ist er fast trocken. Vom Volksmund wird er dann wegen der auf tretenden klimatischen und wirtschaftlichen Begleitum stände, wie Wasserarmut und Dürre, als „Hungerstein" bezeichnet. Haben wir uns schon einmal überlegt, wie es hier aussehen würde, wenn ohne Bildung eines Toteiskernes die Seewanne aufgeschottert wäre, wie das in etwa 80 Fällen am Rande der Nördlichen Kalkalpen tatsächlich geschah? Der Toteiskern aber konnte das natürliche Zuwachsen des Sees durch die Traun um einige tausend Jahre verzögern, die gerade für die Entstehung von Gmunden als Salz umschlagplatz und später als Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr von so entscheidender Bedeutung sind. Jetzt wird das Seebecken zugeschüttet. Die Schwemmkegel der Traun und des Rindbaches wachsen zwar langsam nach dem Norden, doch verrät uns die teils nasse, fünf Kilometer lange Schotterebene zwischen Ebensee und Lahnstein, daß schon fast ein Drittel der Seewanne zuge schüttet ist. Rund 2,4 Milliarden cbm Schotter sind noch notwendig, um die Schurfwanne aufzufüllen. Sofern man für einen Menschen einen Raum von 1 cbm beanspruchte, fänden in der leeren Seewanne alle Menschen der Erde Platz. Bei gleichbleibenden morphologischen, hydrolo gischen und klimatischen Verhältnissen wird in etwa 70.000 bis 100.000 Jahren an Stelle der Seefläche eine Schotterebene vorhanden sein, die sich auf Grund des Wasserstaus zu einer Sumpf- oder Moorlandschaft ent wickelt. Ein ähnliches Schicksal wird den vielen Alpenrand seen widerfahren. Die Traunseeufer, der große Gegensatz Kein Berg ist der Längsachse des Sees (12 km) so nahe, wie der Sonnstein. Diese vom Höllengebirge losgetrennte Wettersteinkalkklippe bietet wohl die beste Aussicht über den See. Wie auf einer Kanzel steht man auf ihr und überblickt das Nord- und Südbecken. Die Kuppe ist von Traunkirchen in eineinhalb Gehstunden leicht erreichbar. Sie erhebt sich knapp über die Waldgrenze und trägt am föhnbestrichenen Südhang eine Schirmföhrengruppe, die zu den Naturdenkmälern am Traunsee gehört. Vom Gmundener Kalvarienberg aus gesehen, versperrt der Sonnstein die Sicht zum Südufer. Er steht ganz einfach im Weg. Die Längsachse des Sees ist geknickt, wobei der nur 3 km lange Südschenkel (202"SW) von der neun Kilometer langen Geraden des Nordschenkels(SSö^NNW) nach dem Südwesten hin abgebogen erscheint. Die Ursache für die tektonische Anlage der Seefurche geht auf den Deckenschub der Kalkalpen zurück. Wir wissen, daß die Gebirgsbildung der Ostalpen durch Faltung, Hebung und Nordschub der Sedimentationspakete gekenn zeichnet ist. Im Sinne der Bewegungsmechanik gehören Staufen, Schafberg, Höllengebirge, Traunstein, Krems52

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