Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

Dachsteinblick. Photo: S. Stahrl ROMAN MOSER Naturkundliche Wanderziele in der oberösterreichischen Berglandschaft Wenn ich von Wanderungen in der engeren Heimat berichten will, sieht man erstaunt auf. „Gibt es da noch etwas, was ich nicht kenne?", denkt mancher und hängt in Gedanken den Reiseerinnerungen nach oder plant Auslandsfahrten, die ihn vor jedem Urlaub sehr beschäf tigen und viel Vorfreude geben. Natürlich machen wir den Blick über die Grenzen, denn er bringt uns viel Neues. Wir sammeln Erfahrungen,lernen das andere Volk kennen, seine Sitten und Bräuche, die Siedlungen mit vielen Sehens würdigkeiten und kostbarem Kulturgut, das Land und den Boden, das eigenartige Klima, schauen und genießen, saugen mit unseren Blicken das Fremde ein — und fahren weiter. Es eilt, denn wir haben ein großes Reiseziel. Nach vielen Tagen kommen wir müde heim, sind müde vom vielen Fahren, müde vom vielen Betrachten, aber immer froh über das Erlebte und Geschaute. Wie beruhigend wirkt da nach der Fülle des Unbekannten auf uns das Bekannte, wie vertraut sind uns auf einmal Berg und See, Wald und Flur, Mensch und Haus. Aufgeschlossen stehen wir jetzt all dem gegenüber, was wir im Getriebe des Alltags nicht sahen und ob der großen Planung beiseite schoben. Schon freuen wir uns auf die schönen Sommerund Herbsttage im Bergland, um Versäumtes nachzuholen. Wir wissen es schon lange, es gibt auch bei uns heute zwei Wege,die in das Gebirge führen.Der eine ist der bequemere, schnellere, zeitsparende, der uns mühelos, aber dafür in oberflächlicher Schau ans Ziel oder zum Ausgangspunkt unserer Wanderung bringt, der andere ist mühevoll, langsam, zeitraubend, aber dafür eindringlich im Erleben und Betrachten, von großer Anschaulichkeit und Gefühls tiefe. Manchmal setzt sogar die Weganlage aus und macht dem nackten Fels Platz. Hier sind wir einsam und auf uns allein gestellt. Nur die Steintauben, die wie bizarre Türm chen tibetischer Tschorten aufragen, weisen uns den Weg. Der Mensch von heute hat die Wahl, einmal diesen, ein andermaljenen Weg zu gehen. Wenn ich den Weg zu einigen naturkundlichen Wander zielen im oberösterreichischen Bergland zeigen darf, möchte ich dort beginnen, wo sich die Mauer der Kalkalpen, quer aufgerissen, ein letztes Mal im Wasser der Traun spiegelt, am Tor zum Salzkammergut. Der Hungerstein beim „Ausgemünde" Der Name Gmunden wird von der Ausmündung der Traun aus dem See abgeleitet. Die reizvolle Lage dieser Kleinstadt ist durch die enge Naturverbundenheit gegeben. Sie liegt dem Innenhang der Würmmoräne angeschmiegt, wird dadurch vor den rauhen Nordwinden geschützt und ist durch die Seenähe klimatisch begünstigt. Von den Fenstern der vielen Villen, den Werkstätten, der Hotel terrasse, dem Klassenzimmer oder vom Operationssaal, 51

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