Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

lassen möchte, gehört nach der Mei nung mancher Salzkammergütler nicht mehr dazu. Jedenfalls bilden Teilge biete dreier Bundesländer das Salz kammergut, und zu gleicher Zeit kann ein Bergsteiger sich leibhaftig in drei verschiedenen Bundesländern auf halten. Auf dem Gipfel des Hohen Dachsteins treffen sich nämlich die Landesgrenzen von Oberösterreich, Steiermark und Salzburg an einem einzigen Punkt, und der Mann hoch oben am Gipfel kann ohne sonderliche Mühen und ohne besondere Körperverrenkungen mit dem rechten Fuß in der Steiermark, mit dem linken aber in Oberösterreich sein und mit dem unausgesprochenen Körperteil im Salzburgischen sitzen. * Viele schneeweiße Schwäne bevölkern den Traunsee, der ein wenig an den Gardasee erinnert. Gmunden, die ehe malige Salzhandelsstadt, soll man min destens von drei Seiten besehen, um ihre Schönheit richtig zu erkennen: Einmal von der Esplanade aus, mit dem Blick über den wunderbaren See spiegel zu den blauen Bergen im Süden. Dabei darf man sich ruhig ein wenig an den Gardasee erinnern. Noch ein drucksvoller ist der Blick auf die freundliche Stadt am lacus felix, dem glücklichen See, aus einer höhenwärts schwebenden Gondel der GrünbergSeilbahn. Wer aber von einem Motor schiff, einer Fischerbarke oder von einem Segelboot aus auf die flach und terrassenförmig ansteigende Kurstadt blickt, der meint, ein Stück der Cote d'Azur vor sich zu haben. Alles in allem aber: Gmunden ist das festliche, heitere, viele Wunder verheißende Tor zur Hochgebirgswelt des Salzkammer gutes. * Altmünster am Traunsee ist d i e Fischer gemeinde des Salzkammergutes. Hier geben die an hohen Stangengerüsten zum Trocknen aufgehängten Fischer netze dem Traunseeufer und dem sich drüben am anderen Ufer des Sees mächtig auftürmenden Traunstein einen romantischen Vordergrund. Wem lukullische Genüsse etwas be deuten, dem wird schon beim Anblick dieser Fischernetze der Mund wässerig, denn sie lenken seine Sinne aufTraunseeforellen, auf geräucherte Reinanken und auf die zwischen einigen Ziegel steinen gerösteten, knusprig aufge sprungenen Steckerlfische, die von den Fischersfrauen auf den Wochenmärk ten im Salzkammergut und in den Straßen von Gmunden feilgeboten werden. Altmünster liegt wie ein lieb liches heiteres Amphitheater in der wärmsten Bucht des Traunsees, die spätgotische Pfarrkirche verleiht dem durch grüne Wiesen, viele Obstgärten und einige wogende Ackerflächen freundlich aufgelockerten Markt auch baulich einen stimmungsvollen Akzent. * Wer Traunkirchen von der Bahn aus betrachtet, der meint, ein großartiges alpenländisches Krippenszenarium aus der Hand eines fleißigen Krippen schnitzers zu erblicken. Die romanti sche Felsenhalbinsel, die mauerumwehrte Kirche, die wie Spielzeug hingestreuten Häuser, Boots- und Fischerhütten, die laubenartigen Gärtchen und der wuchtige Traunstein am jenseitigen Ufer des Gmundner Sees, dies alles sieht so aus, als ob das Dorf Traunkirchen am See keinen anderen Zweck hätte als den, das Auge des Reisenden zu erfreuen. Auf ähnlich heitere Gedanken kommen auch die Gäste, die sich mit dem Boot über den Gmundner See dem Uferdörfchen Traunkirchen nähern oder auf der über dem Seeufer durch Tunnels und auf Galerien dahinführenden Felsen straße von Ebensee nach Traunkirchen fahren. Denn gleichgültig, von welcher Seite aus man Traunkirchen betrachtet, immer erscheint uns dieser Ort als ein Überbleibsel aus der Zeit der Romantik. * Die Marktgemeinde Ebensee am Süd ufer des Traunsees lebt zum größten Teil von industriellem Schaffen. Des halb hat man in Ebensee den Fremden verkehr auch auf die Berghöhen „ver lagert". Auf dem mit der Seilschwebe bahn erreichbaren Feuerkogel hat sich in den letzten Jahren gleichsam ein neuer Höhenluftkurort mit herrlichen Bergwanderwegen und einer präch tigen Alpenflora entwickelt, der noch keinen eigenen Namen, aber schon einen sehr guten Ruf hat. Von der Aussichtshöhe am Feuerkogel reicht der Blick des Wanderers vom Baye rischen und Böhmer Wald bis zu den Wachauer Bergen, über alle Salz kammergutgipfel bis zum Dachstein und in dieNiederen und HohenTauern. Wer zu Fuß aufden Großen Höllkogel wandert, der sieht an schönen Tagen bis weit in das Salzburger und Berch tesgadener Land, in den Raum von München und zum Fränkischen Jura. * Bad Ischl hat die älteste Tradition als Kurortim Salzkammergut,und deshalb meinen viele Leute, daß dieses Bad noch immer stärker im Zeitalter Franz Josephs als in der Gegenwart wurzelt. Darüber wird oft vergessen, daß Ischl als Sole- und Schlamm-Heilbad das modernste Kurmittelhaus Österreichs besitzt. Im Kranze der österreichischen Heilbäder leuchtet Bad Ischl besonders hervor, weil hier Natur und Landschaft, die Heilschätze aus den Bergwerken und das Klima der Gebirgsluft sowie Kunst und Tradition sich zu einer Einheit formten, die Ischl zum typi schen und idealen Kurort und Heilbad machte, der aufs I-Tüpfelchen genau so aussieht, wie man sich im In- und Ausland einen österreichischen Badeort mitten in den Bergen vorstellt. * So wie das „Weiße Rößl" das Aus hängeschild für den internationalen Fremdenort St. Wolfgang und für den vielbesungenen Wolfgangsee ist, so setzt dieser selbst mit seinen innigen und zärtlichen Landschaftsbildern, mit seiner Feiertagsstimmung und mit dem fröhlichen sommerlichen Leben und Treiben aufdem Wasser und am Strand dem ganzen Bergland Salzkammergut die heitersten Akzente auf. Mit den Liedern und Melodien vom Wolfgang see wandert die Kunde vom glück lichen Urlaubsland Salzkammergut schon seitJahrzehnten um den Erdball. * In Bad Goisern, im Trauntal, ist der Frühling alljährlich ein einziges großes Wunder. Während im Tal der Lenz schon Blütenlichter auf die Apfel- und Birnbäume setzt, breitet er weiter oben in den Wäldern seine ersten grünen Schleier über die Buchen und über die anderen Laubbäume, die den dunklen Gürtel der Nadelbaumwälder aufhellen. Höher oben aber glänzt noch der Schnee aufden Berggipfeln, am Ram saugebirge, am Sarstein und am Krip penstein, und über die Bergbäche stürzt in brausenden Kaskaden das Schmelzwasser. Das ist die gewaltige rauschende Musik des Frühlings im Bergland, die man an jedem sonnigen Frühlings- und Vorsommertag mit neuer Freude hört! Darum ist Bad Goisern auch jener Kurort, welcher nicht nur in der Hauptreisezeit, son dern schon im Frühjahr und im Vor sommer große Anziehungskraft auf die Gäste ausübt. Durch Sessellifte und kühn angelegte Höhenpromenaden wurden die Berge bis über die Tau sendmetergrenze in die Kuranlagen von Bad Goisern einbezogen: Auf den Wanderwegen aufden Bergen genießen die Kurgäste die natürliche Höhenluft, die man in der besten Klimakammer der Welt nicht so fein prickelnd er zeugen könnte. * Immer wieder haben Reiseschriftsteller die Landschaft rund um den Hallstätter See und um den Vorderen Gosausee mit norwegischen Fjorden verglichen. 44

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