Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

oder vom Dorf Gasau ausgehend, über die Zwieselalm — Austriaweg—Stuhlalm—Hofpürglhütte—Steiglpaß und über den Steiglweg wieder hinab zum Vorderen Gosausee oder umgekehrt, verbunden mit der Besteigung des Großen Donnerkogels, ermöglicht diese Wanderung, ein Gebiet kennenzulernen, das uns bei aller Bescheidenheit sehr an die Dolomiten erinnert. Der höchste und zugleich formschönste Gipfel des Gosaukammes, die Große Bischofsmütze (2455 m), ist ein Kletterberg ersten Ranges. Wohl selten ein Gipfel, an dessen Wänden,Kanten und Pfeilern sich die Entwicklungs geschichte der Klettertechnik so deutlich veranschaulicht. Vom Normalweg der Erstersteiger im Jahre 1879 bis zu den äußerst schwierigen Kletterfahrten — Südostkante und un mittelbare Nordwand in den Jahren 1946/1948 — findet man dort alle Schwierigkeitsgrade bis VL Kein Wunder, daß der Mützenstock (Große und Kleine Mütze) der meist besuchteste und begehrtester Berg dieses wahrhaftig einmalig schönen Gebietes ist. Seine Nord- und Südanstiege zählen zu den kühnsten in den Ostalpen und sind, wie manch andere Kletterwege im Gosaukamm, mit den schwersten Dolomitenfahrten vergleichbar. Der Gosauer Däumling, eine 400 Meter hohe, wie aus einem Guß geformte Flattensäule, ein Schaustück des Steiglweges, mit seinen Nord- und Südostanstiegen und der Ostkante, kurz Däumlingkante genannt(übrigens eine Erst begehung des Goiserers Sepp Licbtenegger und des Linzers Lois Macherhammer),bietet eine der berühmtesten Klette reien der Ostalpen. Groß wand - Nordpfeiler und Pfeiler kante, Hohe Großwandeck - Nordwand, Niedere ■ ■ 1. 1P '* ■■ *f'e «v'V -s ■ ■i. Groß wandeck - Südostwand und Südostgrat, die Türme ums Wasserkar, das 44 m hohe, schon vom Gosautal aus sichtbare Schartenmandl, der Dreizack des Mandlkogels mit seiner klassischen Nordkante und seinen Nordanstiegen sind neben den Nordanstiegen auf Angerstein—Strichkogel — Steinriesenkogel und Freyaturm mit Donnerkogel begehrte Kletterziele. Als Ausgangspunkte hiefür kommen in der Hauptsache die Scharwandhütte am Steiglweg (AV) und die Hofpürglhütte in Betracht. Auch der östlich des Gosaukammes bzw. Steiglweges mit steilen Wänden zu den Gosauseen abstürzende Gosauer Stein birgt einige schöne Fahrten, von denen die Nordwestkante der Vorderen Kopfwand und der Steiglkogel erwähnenswert sind. An der West- und Nordwestseite des Gebirges sind es Gablonzer (AV) und Steinerhütte (privat) auf der Zwieselalm, dem berühmten Aussichtspunkt, auf der Stuhlalm die TheodorKörner-Hütte (AV), von denen aus eine Reihe prächtiger Felsfahrten, wie Angerstein-Westpfeiler, Südwestwand-Kamine, Zahringkogel, Geisterkogel u. a. Gipfel, ausführbar sind. Auf beiden Seiten des Gosaukammes erhebt sich auch noch eine Reihe kleiner Türme und Zacken, die herrliche Übungskletterfahrten bieten oder bei Schlecht wetter als Lückenbüßer beliebt sind. — So schließt sich der Kreis rund um den Gosaukamm, vergleichbar mit einem Kranz Perlen schöner und schönster Felsfahrten, in einer Landschaft, die selbst den verwegensten Kletterer nach denklich und besinnlich zu stimmen vermag. Neben Wiener, Grazer, Salzburger Bergsteigern waren auch oberösterreichische an der Erschließung in den einzelnen Berggruppen erfolgreich tätig. Hier seien besonders erwähnt; Die Linzer Robert Damberger, Dr. Viktor Wessely, Lois Macherhammer; Sepp Huber, Wels; Hans Hernler und Josef Mulzet, Gmunden; Franz Tham und Karl Winzig, Steyr; Ing. Hans Reinl, Hallstatt; die Brüder Anton und Felix Steinmair, Sepp Lichtenegger, Goisern, um nur einige der verstorbenen Bergkame raden zu erwähnen. Mögen sie der Jugend von heute als bescheidene, kühne Männer und Bergsteiger, erfüllt von der Liebe zur Bergwelt und zur alpinen Tat, beseelt von edler berg steigerischer Gesinnung, leuchtendes Vorbild sein und bleiben. Damit möchte ich mit der Aufzählung der Kletterfahrten im oberösterreichischen Bergraum schließen. Alle Fahrten von Bedeutung aufzuzählen, war im Rahmen dieses Beitrages 41

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