Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

& a Farbskizze von Hirschhach OTTO WUTZEL Mühlviertler Skizzenbuch von Franz Zülow Für Professor Franz Zülow ist Kunst kein neurotisches Pro= blem, sondern Ausdruck einer feinsinnigen Lebensfreude. Er ist auch als Künstler nie eine exaltierte Erscheinung gewesen, sondern blieb bis heute ein gütiger und fröhlicher Mensch. Er will nicht auffallen, will auch nicht ständig erregen. Er will schlicht und einfach dem sinnenfrohen Leben dienen. Dabei ist sein Lebenswerk so umfangreich, seine Stellung innerhalb der österreichischen Malerei der Gegenwart so aus= geprägt, daß für ihn Anlaß zu Stolz in genügendem Maße ge= geben wäre.Seine Biographie berichtet,daß er am 15.März1883 geboren wurde. 1904 erschienen in einer Wiener Kunst= Zeitschrift die ersten graphischen Arbeiten von seiner Hand. Im jugendlichen Sturm und Drang schloß er sich den fort= Für die biographischen Angaben diente als Quelle: Fritz Novotny, Franz Zülow; herausgegeben vom Kulturamt der Stadt Linz, Wien: Schrollverlag 1958. schrittlichen geistigen Kräften des damaligen Wien an. Es war künstlerisch für Österreich eine große Zeit. Während in der Politik auf der kaiserlichen Residenzstadt bedrückende Schatten lasteten, während sich im Gefüge der bürgerlichen Gesellschaft breite Risse auftaten, für die es keine Schließen mehr geben konnte, während es überall Herbst wurde, gab es für die Kunst — für die bildende wie auch für die litera= rische — eine seltsame Blüte. Freilich war es nicht mehr eine frühlinghafte Blütenpracht, auch nicht eine vollsaftige Ok= toberernte. Rückschauend könnte man eher von der Treib= hausschwüle eines Palmenhauses sprechen, in dem Blüten auf= brechen, obwohl draußen bereits Schneeschauer die sterbende Erde decken. Zu dieser Zeit treten bewegende Geister in Wien auf. Sie malen und schreiben in einer Art,die völlig Neues bringt.Es ist dieZeit Klimts und Egon Schieies. Oskar Kokoschka zeigt seine ersten Porträts, den „alten Mann" mit den bleckenden Zähnen und 33

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2