Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

(1827 m) über. Nach kurzem Abstieg und neuerlichem Auf= stieg stehen wir auf der Höhe des Hoch Kalmberges (1833 m). Die höchste Erhebung ist mit diesem Gipfel erreicht..Die Ab= hänge, bisher nach beiden Seiten steil und unwegsam, werden jetzt flacher, geben Almen Platz. Im Windschatten liegen die Trockertann=Alpe und Untere Scharten=Alpe, die im Früh= Sommer aufgetrieben werden. Jenseits der Schneid breitet sich das weitläufige Weidegebiet der Oberen Scharten=Alpe, die der hochsommerlichen Almwirtschaft dient. Die Hütten sind zahlreich und bilden förmlich ein kleines Dorf. Nur mehr wenige werden aber benützt. Sonnenwendkogel (1638 m), Kniekogel (1452 m) und Jochwand sind die nordöstlich ab= sinkenden Ausläufer des Kammes. Die nördliche Abschluß= linie bildet die Furche des Lauffener Weißenbaches, die ein sehr waldreiches Hinterland aufschließt. Es dehnt sich über die Wies=Alpe und KnalhAlpe vom Ramsaugebirge nach We= sten und gipfelt wieder in einem Kamm, der vom kühnen Wilden Jägerkogel (1842 m)zum breiteren Gamsfeld (2028 m) verläuft. Über steile Wandabstürze blicken wir nordwärts zum Höhenzug des Kattergebirges hinüber, das mit der eben skiz= zierten Berglandschaft den Weißenbach umschließt. Es ist also eine ziemlich ausgedehnte Voralpenzone aus Kalk mit der Oberflächenbildung und Vegetationsform, wie sie für den Dachsteinstock und das Tote Gebirge typisch sind — mit Wandabstürzen nach Nord oder Süd, dolinenartigen Einbrü= chen, Wasserarmut. Der kurzen geographischen Beschreibung sei eine knappe historische Skizze beigefügt. J. A. Schubes, Professor an der k. baierschen Universität Innsbruck, gab 1809 bei Cotta in Tübingen ein Werk heraus, das er „Reisen durch Oberöster= reich in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804 und 1808" benannte. Es ist eines der ältesten Bücher unserer Reiselitera= tur. Eingehend und verständnisvoll schildert es Landschaft und Volkstum des Salzkammergutes mit wissenschaftlichem m. Ernst. Auch alpinistisch bringt es bereits interessante Angaben und Darstellungen, so vor allem eine „Excursion auf den Glätscher am Dachsteine". In einer Tabelle werden „Höhen einiger der wichtigsten Alpen im Salzkammergute" in Wiener Klaftern über dem Hallstätter See verzeichnet. Wir finden den Raschberg, den Sandling und auch den Sarstein, doch fehlen Hinweise auf die Gipfel westlich des Goiserer Beckens. Das Gebiet scheint touristisch damals noch nicht sonderlich be= kannt gewesen zu sein. Dafür finden sich an einer Stelle Er= wähnungen über sagenhafte Erzfundstätten im Räume von Goisern, darunter Flur= und Ortsbezeichnungen, die im Ramsaugebirge zu lokalisieren sind. Laut Chronikabschriften aus 1713 und 1767, die dem Verfasser angeblich vorlagen, soll man in früheren Zeiten „im Muth gar gutes Golderz, auf der Scharten gutes Silbererz" gefördert haben. Ein anderes Standardwerk der frühen Reiseliteratur über das Salzkammergut ist das Buch von Johann Steiner „Der Reise= Gefährte durch die Oesterreichische Schweiz oder das obder= ennsische Salzkammergut" (2. Aufl. 1829). Auch hierin kön= nen wir über den Raum von Goisern nur einige wenige histo= rische Notizen nachlesen. Erste touristische Nennung erfuhr unser Wandergebiet in dem Büchlein von Julius R. v. Schröckinger=Neudenberg, „Reise= geführte durch Oberösterreichs Gebirgsland", das 1841 bei Fink in Linz erschien. Hier wird der „Kallenberg" mit 5868 Oben: Das Gipfelkreuz am Gamsfeld (2028 m) Links: Blick über die Alpen auf das Gamsfeld

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