Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

W H9'''f^W: 6oiocrcr w v.*, . OTTO WUTZEL FOTOS: W. FETTINGER Eine Almwandemng vom Kalmberg zum Gamsfeld Die stillen Wege des Bergwanderns sind einsam geworden. Markierungen verblassen. Almen verfallen. Den Bauern und ihren Dienstleuten erscheint der Viehauftrieb nicht mehr wirtschaftlich und lohnend genug, den Touristen sind die Auf= stiege zu mühsam. Dafür erholt sich der Bergwald. Er wächst wieder freier und wilder. Pflanze und Tier erholen sich von der Bedrängnis durch die Menschen, die weit in das Ödland vorgedrungen sind, nun aber wieder zurückbleiben in der Tiefe der Täler. Für die Volkswirtschaft ist diese Rückverlegung der Kultur= grenze ein Sachverhalt, für den Bergsteiger, der es sich nicht verdrießen läßt und auch ohne Seilbahn höhenwärts strebt, ein Erlebnis. Inmitten einer Zeit des überdimensionierten Lärms und Betriebes kann er in eine Zone der Stille vor= dringen, die ähnlich sein dürfte wie zu den Anfängen der Alpinistik. Oft ist er stundenweit unterwegs, ohne einem Menschen zu begegnen. Rast hält er auf der Bank einer Alm= hütte, die leer steht, vielleicht schon ein eingedrücktes Dach hat. Bergblumen, die kapp vor der Ausrottung gestanden sind, begegnen ihm plötzlich wieder in größerer Zahl. Herrlich ist es, solche Reservationen der ungestörten Berg= natur aufzufinden. Oberösterreich besitzt einige Höhenzüge und Gebirge dieser Art. Das Tote Gebirge sinkt immer mehr in diese Einsamkeit zurück. Wer unternimmt noch eine Über= querung des Höllengebirges? Wem ist der Übergang von Mölln über das Sengsengebirge nach Windischgarsten be= kannt? Wer hat schon den langen Rücken des Warscheneck= Stocks von der Wurzeralm bis zur Tauplitz ausgewandert? Dennoch besitzen all diese Namen und Routen irgendwie noch eine gewisse Bekanntheit. Ganz gering dürfte hingegen die Zahl der Bergwanderer sein, denen das Ramsaugebirge westlich Goiserns, das Gamsfeld nahe der Postalm, die Cho= rinskyklause usw. ein Begriff sind. Nördlich des Hallstätter Sees weitet sich das Trauntal zum langgestreckten Oval des Goiserer Beckens. Westliche Begren= zung ist das eben genannte Ramsaugebirge. Es erstreckt sich ungefähr von Südost nach Nordwest mit einem Nordost= knick, der zum Lauffeuer Weißenbachtal absinkt. Es ist ein typisches Kammgebirge. Vom Gosauzwang steigt die Schneid schmal und steil zum Löckerkogel (1595 m), Elferkogel (1583 m) und Zwölferkogel (1636 m) auf. Diese Namens= gebung deutet auf die Beobachtung des Sonnenstandes hin. Nun folgt die scharf eingeschnittene Einsattelung der Tiefen Scharte. Der Brentenkogel leitet zum Niederen Kalmberg 25

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