Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

die Rauheit seiner Landschaft und für die Wildheit seines Gebirges. Es brauchtja viel Fleiß, hier zu leben, denn auch in diesem Landesteil ist die Frucht der Erde karg. So hat sich dort, wo das Gebirge seine größeren und kleineren Flüsse ins Land hinaus entläßt, schon bald eine eigene Industrie entwickelt: lang schon werden hier die Sensen gemacht. Uberall stehen noch die kleinen Hämmer, viele freilich schon stillgelegt zugunsten größerer Werke, aber sie zeugen doch alle für die Bemühung des Menschen, auch dem harten Bergland ein Brot abzugewinnen, das ausreicht für alle, damit das Bleiben gesichert sei in dieser geliebten Heimat. Aus diesem Bemühen ist auch die alte Fisenstadt Steyr herangewachsen, und Tradition und Zukunft verschmelzen nun in ihr zu einem ständig wachsenden, sich breitenden Bild. Dort aber, wo sich das Land wieder ebnet, wo es sich mit aller Macht gegen die Donau hinschiebt, dort wird das Leben dann leichter. Dort gründen sich die Straßen auf den alten Wegen der Römer — auf dieser Vergangenheit gehen wir in unsere Zukunft. Es ist dies ja der Teil des Landes mit der interessantesten und zugleich lebendigsten Geschichte; Fnns, Lorch und Wels - zweitausend Jahre Menschheitserleben sind über sie hin gegangen, und immer noch finden wir Spuren und Nach richten aus einer Zeit, die weit hinter uns geblieben ist. Und dennoch sind die Städte mit den Menschen gegangen. Aufder Basis Vergangenheit haben sie ihr Leben begonnen, und so sind sie heraufgestiegen bis in die Gegenwart. Allen Generationen sind sie gerecht geworden, denn sie haben immer wieder aus Trümmern ein Neues geschaffen und haben sich damit lebendig erhalten. In einem derart bewegten Teil Oberösterreichs mußten seine größten Stifte wachsen, denn auch sie sind tiefe und doch lebendige Vergangenheit: Kremsmünster — 1200 Jahre, Lambach 900 — das ist eine reiche Zeit. Schlierbach, südlicher noch, kann sich nicht lösen vom Anblick seines Gebirges: denn von hier, über Kirchdorf und übers Steyrtal hin geht es ja schon hinein nach Stoder und Windischgarsten. St. Florian aber hat sich weit nach dem Norden geschoben. Nahe der Donau schon steht es gebieterisch im Bachen Land, Kundschaft weithin zu sein für den Herrn aller Zeit. Und für einen, der Gottes Musikant sein wollte — und es auch wahrhaft geworden ist: für Anton Bruckner. Wer schaute nicht auch im Geiste die Orgel von St. Florian, dieses klingende Grabmal des Meisters, wenn seih Tedeum erklingt, wenn sein Ave Maria gesungen wird. Bruckner hat geschaffen aus der großen Sicherheit seines Glaubens — und weil dieser Glaube so groß und rein war, 'darum hat der Meister auch die Form so überwältigend gefunden, das Lob des Herrn auszudrücken für alle Men schen und für alle Zeit. AUS UNSEREM SALZKAMMERGUT Es heißt ein Sprichwort: Neapel sehen und dann sterben — bei uns könnte man ein anderes und wahreres prägen: das Salzkammergut kennenlernen und immer wieder kommen! Denn dieser Teil unseres Landes läßt keinen mehr los. Wer einmal hier war, muß wiederkommen, da ändern auch Regen und trübe Tage nichts mehr daran. Ja es kann sogar sein, daß unser Land gerade deshalb so innig empfunden wird, weil es sich nicht immer willig zeigt, weil es nicht immer nur lächelt in Blüte und Frucht. Nein, dieses Land ist auch wild, unfreundlich oftmals, voll Gewitter und Hagel und dicht verhangen von Nebel und Regen. Aber das muß wohl so sein. Denn eben, weil sich die Schönheit so oft verbirgt hinter irgendeiner Laune des Wetters, erkennen wir die glücklichen Tage dann ganz und restlos: wenn die Wolken aufreißen und die Gebirge sich wieder blau in den Hintergrund heben, wenn die Seen glänzen und die Wälder sind wie ein frischer grüner Bogen — oder im Winter etwa: wenn an klaren Tagen der Morgen zu brennen anhebt auf den schneeigen Bergen ringsum, wenn der Traunstein bis weit ins Land hinein glitzert und glüht, so daß man alles vergißt, selbst Kälte und Winter, und nur mehr ihn anschaut, den steinernen Riesen, obwohl man ihn doch schon hundertmal und hundertmal so ange schaut hat. 16

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