Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

Aber ihr Werk ist geblieben — geblieben auch dank der aufopfernden Mühe unseres großen Dichters; ein Werk zur Ehre Gottes und zur Freude aller, die hinziehen, es anzu schauen. WESTLICH DER TRAUN Es ist auch von dorther einer gekommen, der seine Heimat sehr liebte: Franz Stelzhamer. Zwar: nicht in wohlgesetzter Rede hat er seine Liebe dar getan, dafür aber in einem reichen Schatz mundartlicher Lieder, deren schönstes Oberösterreichs Landeshymne geworden ist, unser: Hoamatland, Hoamatland! Es wird ihm dabei wohl die heimatliche Umgebung des engeren Innviertels vor Augen gewesen sein, die weiten, wogenden Felder des fruchtbaren Beckens um Ried herum, die breiten, ruhigen Hügel, wie sie von Passau her über den Sauwald,von der Donau über Engelhartszell und vom Inn aus über Schärding und Schardenberg ins Land hin ver laufen. Es müßten über diesem Land die Worte stehen: Herr, gib uns unser täglich Brot — denn hier wächst es, wächstfür uns alle. Reich und trächtig sind die Wiesen, mannshoch steht das Korn im fetten Grund, und der Weizen bückt sich silbrig im Winde. Es ist ein Land der Ernte und der Frucht barkeit. Und daß uns nichts mangelt, auch winters nicht, wenn die Stürme um unsere Häuser heulen und das Land zugedeckt ist von Schnee und Frost — dafür fährt hier auch der Bergmann Tag um Tag in den Stollen und bricht uns die Kohle. Schweiß und Mühe machen dann Durst — Gott läßt drum das Obst auf den Bäumen reifen, genug von den herben Birnen und Äpfeln für den Haustrunk des Landes, den Most. Aber selbst, wenn wir krank sind, weiß dieses Land Rat; es hat aus den Tiefen des Erdreichs Quellen geboren, die vielen Genesung sind — eine wahrhaft mütterliche Erde also, die alles, was nottut, bedenkt. Im Kreuzungspunkt all seiner Wege hat sich dieser Landes teil seinen reizvollen Mittelpunkt geschaffen: Ried, ange wachsen aus einem ehemaligen Marktort zu einer nun reichen und behäbigen Stadt. Es gehen von hier die Wege nach allen Seiten auseinander: nach Braunau hinüber bis in den Weilhart-Forst, über Reichersberg hinauf bis nach Schärding, über Frankenburg und Vöcklabruck hinunter ins südliche Land und über Haag nach Lambach hinaus. Im Nordosten aber liegt Eferding im fruchtbaren Land und dann: Wilhering, das Stift, das barocke Juwel, und das wieder ist: Dank dem Schöpfer, der das Land so reich und gesegnet hat werden lassen. ZWISCHEN TRAUN UND ENNS Dort, wo das Land an die Traun grenzt, beginnt eine andere Welt. Die Leute sagen,jenseits des Flusses sei eine andere Luft — es mag wohl so sein. Denn wenn sich das Land hier auch zwischen Wels und Steyr aufLinz zu ebnet und weitet, der Hauptteil dieses Viertels bleibt doch beherrscht von Gebirge, grünen Vorbergen und wilden Flüssen. Wie kalt und grün kommen sie hier alle daher, die Alm und die Steyr und die Krems und die Laudach. Doch erst die Enns! Nicht einmal die Kraftwerke nehmen ihr die Wildheit des Wesens, die sie mitbringt aus der Tiefe des Gesäuses. So ist sie uns eine rechte Grenze dem Osten zu gewoi-den. Und sie muß auch vieles bewahren. Denn in dem Landstrich, den wir das Traunviertel heißen, da ist vieles daheim: Schönheit des Landes, Fleiß seiner Menschen, ein frommes Gemüt und das Andenken Anton Bruckners. Die Schönheit des Landes zeigt sich freilich manchmal sehr herb. Hier sind ja die Berge schon hoch und mächtig, der Priel und die Spitzmauer und die blaue Kette von Gipfeln, die sich dahinterreiht gleich einer ewigen Krone. Selbst der Almsee ist noch dicht umgeben von steinigen Hängen. Aber wer sich nicht scheut, ein wenig zu suchen, der wird hier mit dem Schönsten belohnt, das die Alpen zu geben wissen: mit ihren Blumen. Ganze Wiesen voll weißer Nar zissen gibt es hier, und anderswo wieder die großen blauen Kelche des Enzians, weiter oben dann Steimöserl und Anemonen und Grafenblumen und Maiglöckchen,ja selbst der seltene Frauenschuh ist hier noch manchmal zu finden. Zwergalpenrose und Türkenbundlilien — als hätte Gott mit all der Lieblichkeit das Land entschädigen wollen für 15

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