Oberösterreich, 10. Jahrgang, Heft 1/2, 1960

„Die Spize des Schafberges." Kolorierte Zeichnung aus der Ortsansichtensammlung des oö. Landesmuseums zwei Fremden, die vom Almsee bis Aussee mit uns gehen wollten, sind Studierende und der eine hat in leichtsinniger Lustigkeit an himmelblauem Bande seine Zither umhängen und geht singend und pfeifend durch das Geklippe." Der Bericht über eine Schafbergbesteigung, den Helmine von Chezy im Jahre 1833 in der Zeitschrift ,,Norica" ver öffentlichte, läßt die Bergbegeisterung jener Zeit ebenso anschaulich werden wie die äußeren Umstände einer Bergfahrt im Zeitalter der Romantik. Mit den Dichtern künden die Schönheit der oberöster reichischen Alpen die Maler, die seit dem ausgehenden 18.Jahrhundert das Salzkammergut besuchen (RunkZiegler 1790, Schrotberger 1803, Schinkel 1811, Jakob Abt 1817, 1823—1828,Jakob Gauermann 1819, Loos 1821, 1823, Richter 1823, Friedrich Gauermann 1823, 1830, Trentsensky 1825, Ender 1828, Waldmüller 1831—1842, Rudolf Alt 1832, 1837). * Steht diese erste Epoche des Alpinismus in Oberösterreich, die man, an den eigentlichen großen Leistungen der Bergsteigerei gemessen, auch als die „präalpinistische" bezeichnen kann, noch im Zeichen gesellschaftlicher Exklusivität, so beginnt von der Mitte des 19.Jahrhunderts an die Bergsteigerbewegung an Breitenwirkung zu gewinnen. Eine der wesentlichsten Voraussetzungen für die nun beginnende, etwa bis zum ersten Weltkrieg reichende zweite Periode des Alpinismus in Oberösterreich bildete die volle Erschließung des oberösterreichischen Alpenraumes durch das Eisenbahnnetz(Wien—Salzburg 1860, St. Valen tin bzw. Amstetten—Selztal—Bischofshofen 1875, Passau — Attnang-Puchheim—Stainach-Irdning 1877, Linz—Klaus 1888, Steyr —Agonitz 1890, Salzburg—Bad Ischl 1891, Wels—Grünau 1891, Linz—Selztal 1906). Eine Reise in die Alpen war nun kein so zeitraubendes und kostspieliges Unternehmen mehr wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Die gewandelten Verhältnisse spiegeln sich in der Gründung der Alpenvereine (England 1857, Österreich 1862, Schweiz 1863, Italien 1863, Deutschland 1869, Frankreich 1874; Steirischer Gebirgsverein 1869, Österreichischer Touristen klub 1869,Österreichischer Alpenklub 1878,Österreichischer Gebirgsverein 1890, Naturfreunde 1895), durch deren Initiative der Bau von Bergsteiger-Unterkünften und alpinen Wegen einsetzte. Die erste Welle des Schutzhüttenbaues in öberösterreich fällt zeitlich mit der Eröffnung der ober österreichischen Alpenbahnen zusammen. In den Jahr zehnten von 1875 bis 1900 entstehen in der klassischen Bergsteigerlandschaft des Dachsteingebietes fünf Unter kunftshäuser, die Zwieselalmhütte (1875), Simonyhütte (1876), Grobgesteinhütte (1879), Austriahütte (1880) und Brünner Hütte (1886). Im Toten Gebirge wurde 1871 das Almtaler Haus eröffnet, 1875 als bescheidene erste Unterkunft für die Prielbesteiger die Brotfallhöhle eingerichtet, 1885 das Karl-Krahl-Haus, 1895 die Dümlerhütte erbaut.In den eineinhalb Jahrzehnten vom Jahrhundertbeginn bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges erfuhr diese Gruppe der ältesten Schutzhäuser noch eine beträchtliche Vermehrung. Das Dachsteingebiet erhielt fünf neue Hütten (Hofpürgelhütte 1902, Adamekhütte 1905 —1907, Tiergartenhütte 1907, Gutenberghaus 1912 —1914, Schönbergalm 1914), das Tote Gebirge ebenfalls fünf neue Unterkünfte (Elmgruben hütte 1900, Steyrerseehütte 1900, Zellerhütte 1901, Roß hütte 1915); in den Voralpen wurde die Hütte auf dem Traunstein-Fahnenkogel (1907), auf der Katrin (1908) und auf dem Kranabethsattel (1910) errichtet. Die Jahrzehnte von 1875 bis 1914 umschließen die kühnen Leistungen der Hochtouristik auf oberösterreichischem Boden; naturgemäß steht das Dachsteingebiet wieder im Vordergrund. 1875 entdeckt der Bergführer Auhäusler auf der Gemspirsch den Dachsteinanstieg von der Ramsau zur Hunerscharte; 1879 wird der heutige Ramsauer Dachstein weg geschaffen. In das Jahr 1879 fallen die im Auftrag Dr. Frischaufs und Dr. Lengenfelds von den Führeim J. Steiner dem Älteren und J. Knauß unternommenen ersten Versuche, einen Durchstieg durch die DachsteinSüdwand zu finden. Nach vielen weiteren Bemühungen (Böhm, Diener, Zsigmondy, Purtscheller, Suchanek, Führer 10

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