Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 3/4, 1959

Links: Sendeanlage Fleckendorf bei Ansfelden, Im Vordergrund der 110m hohe Richtfunkmast » . Fotos: Eiersebner Donautal Linz—Passau und dem Sauwald, für das Salzkammergut zwischen Bad Ischl und Salzburg, den Kobernaußerwald und für den Weilhartsforst. Wie im Abschnitt über „Postdienst" bereits ausgeführt, sind diese Gebiete stark von Abwanderungsgefahr bedroht. Durch umfang reiche pünktliche Arbeiter- und Schülerbeförderung zu äußerst billigen Tarifen sorgt die Post dafür, daß Tausende von Menschen, welche bereits in der Industrie Arbeit gefunden haben, wenigstens wohnungsmäßig auf ihrer Heimatscholle verbleiben; umgekehrt wird durch diese Transportleistung das Wohnungsproblem der großen Städte etwas entschärft. Diese Leistungen spiegeln sich in folgenden Zahlen wieder: 120 Omnibuslinien mit einer Gesamtlänge von 4400 Kilometern durchziehen das Land, dazu sind 303 Omnibusse eingesetzt, mit denen monatlich durchschnittlich eine Million Personen fahren. In dieser Zahl sind 175.000 Arbeiterbeförderungen und 205.000 Schülerbeförderungen enthalten; rund 7000 Arbeiter und 8000 Schüler benützen täglich die Postautos. Die Arbeiter ge nießen eine 50prozentige, die Schüler eine 75prozentige Fahrpreis ermäßigung, was einem Gesamtbetrag von 9 Millionen Schilling pro Jahr entspricht. Für die heimische Industrie, insbesondere für die Steyr-Werke, ist der Postautodienst ein guter Auftraggeber, auch sind die Betriebserfahrungen wichtige Grundlagen für technische Weiter entwicklungen. An wichtigen Linienknotenpunkten, wie am Hauptbahnhof Linz, am Mühlkreisbahnhofin Urfahr, am Bahnhof Bad Ischl sowie im Zentrum von Ried im Innkreis, wurden „Postautobahnhöfe" geschaffen. Dabei wurde in Bad Ischl eine maschinelle Fahrkarten ausgabe versucht, welche sich gut bewährte, so daß nach weiteren positiven Betriebsversuchen in Wien, Salzburg, Zell am See und St. Gilgen damit zu rechnen ist, daß auch die übrigen oberöster reichischen Autoabfahrtstellen mit den rasch arbeitenden Fahr kartenmaschinen ausgerüstet werden. Zum Schluß seien die Betriebsschwierigkeiten, mit denen der Postautodienst derzeit kämpft, gestreift. Die Tarife sind niedrig und besonders wegen der hohen Ermäßigungen für Arbeiter- und Schülerbeförderungen nicht mehr kostendeckend. Die Eigen motorisierung der Bevölkerung bewirkt eine Abwanderung der Vollzahler. Zahlreiche kleine Gemeinden, deren Verkehrsauf kommen einen Omnibusbetrieb nicht rechtfertigt, versuchen mit allen Mitteln trotzdem eine Linie zu bekommen, lehnen jedoch gleichzeitig jede Risikoübernahme ab, zudem sind die Straßen verhältnisse oft sehr schlecht. Fremdenverkehrsgebiete rufen ausgesprochene Verkehrsspitzen hervor, die dort eingesetzten, oft sehr schönen und daher teuren Omnibusse stehen außerhalb der Saison still. Zahlreiche Garagen sind hochbaulich noch unzu reichend, für die Bewältigung der Verkehrsspitzen sind vorhandene Omnibuslenker etwas knapp. Diese kurze Darstellung soll zeigen, daß der Postautobetrieb eine interessante Tradition, volkswirtschaftlich äußerst wertvolle Leistungen aufweist, aber auch viele Sorgen zu tragen hat. Elektrische Nachrichtentechnik Ähnlich dem Netze der „Postketten", welches die Grundlage des Postbetriebes bildete, stellt das Leitungsnetz die Grundlage der modernen elektrischen Nachrichtentechnik dar. Dieses Netz war ursprünglich durch wenig leistungsfähige Freileitungen gestaltet ab 1924 erfolgte in stärkerem Umfange seine Verkabelung. Mar kant sind dabei die ersten Fernkabellegungen Wien—Linz— Passau—Nürnberg (1926) sowie die Legung eines leistungsfähigen Koaxialkabelsystems (1952 bis 1957). Diese Kabelnetze wurden ab 1949 durch drahtlose Verbindungen, zum Beispiel Linz — Amerika, sowie ab 1955 durch Richtfunksysteme ergänzt. Mit Hilfe dieses immer leistungsfähigeren Netzes konnte eine Reihe von Nachrichtendiensten eingerichtet werden, welche sich in einem Zeitraum von etwa mehr als hundert Jahren wie folgt entwickelten: Zuerst wurde der Morse-Hand-Telegraphenbetrieb mit einer Nachrichtenleistung von nur 1,3 Buchstaben/sec eingeführt, ihm folgten die Maschintelegraphen mit rund sieben Buchstaben/sec. und der Fernsprecher, welcher bereits ein Übertragungsband von 3000 Schwingungen/sec benötigt. Rundfunkübertragungen brau chen Bandbreiten von 7000 bis 15.000 Schwingungen/sec und nunmehr das Fernsehen eine Bandbreite von fünf Millionen Schwingungen/sec. Ein Koaxialsystem gestattet in der derzeitigen Technik, gleich zeitig 960 Gespräche zu übertragen. Dabei ist eine Leistungs steigerung auf das vierfache geplant. Aus je drei Gesprächskanälen kann nach Bedarf ein Rundfunkkanal gebildet werden oder ein Gesprächskanal kann zur Bildung von 24 Telegraphiekanälen verwendet werden. Diese Zahlen zeigen, daß es in der elektrischen Nachrichten technik nicht nur um Einzelleistungen, sondern auch sehr stark um Massenwirkung geht. Als Nachrichtenmittel für die Allge meinheit nimmt derzeit der Rundfunk mit 285.296 Teilnehmer anlagen in Oberösterreich und 1,937.000 im ganzen Bundesgebiet die erste Stelle ein, aber auch das Fernsehen mit 12.473 Teil nehmerstellen in Oberösterreich und 106.000 im ganzen Bundes gebiet ist bereits ein sehr wichtiger Faktor geworden. Diese beiden Dienste besorgt die österreichische Postverwaltung gemeinsam mit dem „Österreichischen Rundfunk", dabei fallen in den Wirkungskreis der Post: 1. Die fernmeldebehördlichen Aufgaben, 2. Die elektrische Nachrichtenübertragung zwischen der Auf nahmeapparatur und dem Sender, 3. Die Einhebung und Verrechnung der Gebühren, 4. In Gebieten mit schlechten Empfangsverhältnissen — Über tragung der Nachricht bis zum Teilnehmer mittels Drahtfunk. (In Oberösterreich zum Beispiel im Räume Spital am Pyhrn.) Sehr wertvoll ist auch der steigende Programmaustausch mit dem Ausland, der sich über Postleitungen vollzieht. Er vertieft das Verständnis für fremde Völker, wirbt aber auch gleichzeitig für das eigene. Als Schnellnachrichtenmittel, welches auf die persönlichen Be lange des Benützers eingestellt ist, hat das Telephon die größte Massenwirkung erreicht. Besonders wertvoll ist seine Ausstattung mit einem automatischen Verbindungsaufbau (Selbstwählfern dienst) . Der Ausbau des Selbswählferndienstes erfolgt nach einem, für ganz Österreich aufgestellten einheitlichen Plan, Ganz Österreich ist danach in Verteilfernamtsbereiche geteilt, von denen auch Linz ein derartiges Amt besitzt. An jedes Verteil fernamt sind mehrere Netzgruppenämter angeschlossen, in Ober österreich sind dies: Linz, Ried im Innkreis, Vöcklabruck, Kirch dorf, Freistadt und Amstetten (aus Niederösterreich, da die Strecke nach Linz kürzer ist als die nach Wien). Umgekehrt ist 65

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