Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 3/4, 1959

\ ■M II ü iE IC iC' lE '-AiS'M TB 3;., L i n z • B a h n p o s t a m t und Postautobahn hoj Diese Konzentration zwingt zu einem in die Masse gehenden Nachrichten- und Güteraustausch auf große Entfernungen. Massenerzeugung setzt Massenabsatz voraus, und dieser kann nur mit Hilfe der Werbung aufrechterhalten werden. Der Postbetrieb wird daher mit Werbematerial in Form von Massendrucksachen bzw. Warenproben überschwemmt. Aber auch im sehr starken Zeitungsdienst spiegelt sich die Werbung wieder, da die meisten Zeitungen und Zeitschriften ihre Grundfinanzierung aus der Werbung erhalten. Rein materiell gesehen, sind die Lebensbedingungen in diesen „Konzentrationsräumen" gut, gesundheitlich aber durch das Entstehen eines „Industrieklimas" schlecht. Dies führt zur mensch lichen Forderung nach immer stärkerer Ausnutzung der Frei zeiten, zu Urlaubs- und Studienreisen im wechselseitigen Aus tausch mit dem Ausland, was sich ebenfalls im Postverkehr spiegelt. Alle diese Komponenten, zusammen mit einem, vor allem im Massendrucksachen-, Zeitungs- und Paketdienst niedrigen, nicht mehr kostendeckenden Tarif, brachte einen Massenverkehr mit sich. Beispielsweise erhöhte sich die Zahl der aufgegebenen ge wöhnlichen Briefsendungen von 77,879.000 im Jahre 1955 auf 89,426.000 im Jahre 1958. Parallel zum bereits erwähnten Streben, durch Reisen aus den Industriezentren herauszukommen, zeichnet sich eine andere starke Strömung ab: Das Innenleben wird wieder stärker gepflegt. An hohen Feiertagen, insbesondere zur Weihnachtszeit, werden die vielfältigen Beziehungen, welche die Menschen heutzutage verbinden, besonders betont. Trotz der Verkehrsspitzen, welche alljährlich im steigenden Maß durch das Weihnachtsfest ausgelöst werden, hat sich die österreichische Postverwaltung seit 1949 entschlossen, eine Zusatzeinrichtung zu schaffen, welche dem Stimmungsgehalt der Weihnachtszeit Rechnung trägt: Das „Ge legenheitspostamt" Ghristkindl bei Steyr. Über dieses Amt wird auf Wunsch die Weihnachtspost umgeleitet und erhält dort einen künstlerisch wertvollen Sonderstempel. Während sonst die Be triebswissenschaft möglichst kurze Leitwege und möglichsten Maschineneinsatz verlangt, wird hier bewußt von der nüchternen Rationalisierung Abstand genommen. Eine weitere Auswirkung der Konzentration des Wirtschafts lebens in bestimmten Räumen ergibt sich für den Postbetrieb dadurch, daß dort Mangel an Arbeitskräften entsteht bzw. daß die Menschen dort für ihre Arbeit immer höhere materielle Gegenleistungen ei'warten. Wirtschaftlich schwächer entwickelte Gebiete sind von der Gefahr bedroht, daß ihre Arbeitskräfte in die Konzentrationsgebiete abgesaugt werden. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, verlangen sie möglichst gute allgemeine Lebens bedingungen, darunter nicht zuletzt gute Postverbindungen. Dies wird besonders unterstrichen, wenn Fremdenverkehr besteht.

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