Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 3/4, 1959

• wi: Generalvertretung für Oberösferrelch, Salzburg, Tirol und Vorarlberg RUDOLF LEISCHKO LINZ/DONAU ' PROMENADE 27 Telefon 22 718 Service und Werkstätten Bethlehemstraße 29 Landesvertretungen: Salzburg Fa. Rudolf Frey, Salzburg, Linzer Gasse 12 Werkslätte Fa. Moriggl, Innsbruck, Haller Straße 9 Vorarlberg Auto-Beck, Bregenz und Hohenems ifvi. 70 JAHRE PEUGEOT-AUTOMOBILE Siebzig Jahre — ein Menschenleben — sind allein schon ein Anlaß zu besonderen Feiern und Rückblicken. Siebzig Jahre Autornobilbau geben aber noch mehr Ursache, ein Jubiläum zu feiern. Denn siebzig Jahre Automobile zu bauen, heißt von Anfang an dabei gewesen sein. Ja, die Familie Peugoet, in der den Jura mit der Schweiz verbinden den Franche Comte genannten Provinz Ostfrankreichs beheima tet, war von Anfang an dabei. Schon in der ersten Fiälfte des 19. Jahrhunderts sah Jean Pierre Peugeot seine Chance darin, nicht nur Eisen zu schmelzen, sondern auch Bledi kalt zu walzen. Sein Sohn verarbeitete den kalt gewalzten Stahl bereits zu Säge blättern. Die Peugeots waren — wie alle aufstrebenden Familien dieser Zeit — kinderreich. Und der Vater war immer bestrebt, den Söhnen eigene Betriebe zu errichten und später zu über lassen. Von den Sägeblättern ging man zu landwirtschaftlichen Geräten, zu medianischen Schermaschinen über. Kaffeemühlen wurden in das Produktionsprogramm aufgenommen, und schließ lich schnitt man sogar kalt gewalzte, dünne Bleche in schmale Streifen und bot sie als Ersatz für die Fischbeinstäbchen an, die die damalige Mode der Krinolinen und Korsetts in kaum nach lieferbarer Anzahl benötigte. Die Ersatzlösung schlug ein! Ein eigener Betrieb wurde errichtet, der nur diesen Modeartikel herstellte. So ging Peugeot immer „mit der Mode". Als das Fahrrad „en vogue" wurde, baute er Fahrräder, als das Auto „in der Luft lag", interessierte sich die Unternehmerfamilie Peugeot für das Automobil und baute den ersten Wagen 1889. Vor siebzig Jahren also! Heute gehören sechs Gesellschaften zur Peugeot-Gruppe. In den Werksanlagen in Sochaux-Montbeliard arbeiten rund 15.000 Arbeiter. Und die Autos, die diese Menschen erzeugen, haben sich bewährt, haben Weltruf erlangt und halten diesen Ruf. Und dieser Weltruf bringt es mit sich, daß es auch den 15.000 Arbei tern in der Franche Comte nicht schlecht geht. Im Jahre werden an die eigene Belegschaft rund 3000 Peugeot-Wagen verkauft, mehr als 10.000 von den 15.000 Arbeitern der Werke sind Auto fahrer. Ein weiteres Ansteigen der Belegsdiaft — etwa über 18.000 hinaus — ist nicht mehr zu erwarten. Es gibt keine freien Kräfte mehr! Hingegen steigt die Nadifrage nach PeugeotErzeugnissen ständig. Diesem Drängen wird aber nicht ohne weiteres nachgegeben. Die Verantwortung gegenüber einer ganzen Provinz und ihren Bewohnern zwingt zu scharfen Kalku lationen und Überlegungen. Sie verlangt eine Beschränkung auf ein Produktionsmaß, das den Konjunkturschwankungen^ stand halten kann. Sprunghafte Änderungen — in weldier Richtung immer — gefährden das innere Gleichgewicht des traditions reichen Familienunternehmens. Diese Haltung zeigt sich auch in den Wagen. Weder im konstruktiven Aufbau noch in der Form sind gewagte Experimente bei Peugeot zu Hause. Diese Haltung hat sich glänzend bewährt und brachte etwas, worauf Peugeot unendlich viel Wert legt: Das Vertrauen und die Treue der Kunden. Die weise Beschränkung in der Kapazität bringt es auch mit sich, daß keine Rekord-Ausstoßzahlen genannt werden können. Immerhin haben seit dem Erscheinen des ersten Peugeot 203 siebenhunderttausend Fahrzeuge dieses bewährten Typs das Werk verlassen. Dieser Wagen bietet fünf Personen Platz. Aus der Mitte der hinteren Rückenlehne kann eine Armstütze geklappt werden, wenn hinten nur zwei Personen sitzen. Eine Person kann man im 203 sogar liegend befördern — darum fahren ihn so viele Ärzte besonders gern! Der vornehme Bruder, der 403, hat den Fahrkomfort noch wei ter entwickelt. Liegesitze, hervorragend in Ausstattung und Handlichkeit, eine ausgeklügelte Klimaanlage und eine Heiz- und Entfrosteranlage gehören ebenso selbstverständlich dazu wie ver riegelbare Schwenkfenster und Scheibenwaschanlage. Als erstes europäisches Automobilwerk tat Peugeot einen wesentlichen Schritt für die Sicherheit der Fahrgäste. Die Verletzungsgefahr im Inneren wurde ausdauernd und energisch bekämpft. Der Peugeot 403 hat eine formschöne und wirkungsvolle Schaum gummiverkleidung des Armaturenbretts erhalten. Auch die bei den Sonnenblenden sind schaumgummiverkleidet . . . Zum Schluß — und weil heuer das siebzigste Automobil-Baujahr Peugeots gefeiert wird — noch ein nicht uninteressantes Detail: Zehn Prozent des Arbeitsaufwandes werden bei Peugeot einzig und allein dazu verwendet, zu kontrollieren, ob Material und Verarbeitung sowie Montage in allen Punkten den Vorschriften des Konstrukteurs und der Pläne entsprachen. Vielleicht ist diese kleine Zahl — zehn Prozent! — das ausschlaggebende für die großen Erfolge, die die Peugeot-Werke nunmehr seit siebzig Jahren verzeichnen.

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