gestellt, denn das Helle, Frohe und Freund liche des Gotteshauses, dos durch das elektrische Licht verstärkt hervorgehoben wurde, war ein außerordentliches Plus. Schon im Dohre 1892 erstrahlte der Wiener Stephansdom (Probebeleuchtung am 22. Ok tober 1892) im Glänze von zwölf Bogen lampen zu je 2300 Kerzenstärken und be glückte die Gläubigen durch das weihe volle Hervortreten oller mystischen Schön heiten des Bauwerkes zutiefst. Im Dahre vorher, 1891, hatte die Pfarrkirche von Ebensee in Oberösterreich elektrische Beleuchtung erhalten (den Strom lieferte das kleine E-Werk des Salzsudbetriebes) und es gab um diese Zeit schon einige Dutzend Kirchen im alten Österreich-Ungarn, die sich elektrischer Beleuchtung erfreuen konnten. Seit damals ist die Verwendung von Elek trizität in unseren Kirchen nicht mehr ver schwunden, sondern sie hat sich immer weiter ausgedehnt. Zur elektrischen Innen beleuchtung trat alsbald auch die Uhren steuerung durch Elektrizität und die Be leuchtung der oft riesigen Zifferblätter zu gunsten der Allgemeinheit. Nicht mehr lange ließen auch elektrische Orgelgebläse auf sich warten, da und dort wurden elektrische Ventilatoren verwendet. Damit war aber der Gebrauch des elektrischen Stromes in unseren Kirchen — so schien es fürs erste — erschöpft, es sei denn, daß man noch an die Außenbeleuchtung dachte und allenfalls an eine Bestrahlung des Gotteshauses durch Scheinwerfer anläßlich von Eestfeiern. Auch die wohlverteilte Anbringung von Lautsprecheranlagen gehört noch hierher, die das priesterliche Wort vernehmlich bis in die fernsten Winkel des oft großen Got teshauses bringen. Doch nein, die Kirchen konnten noch mehr Elektrizität brauchen! Ältere Leute werden sich erinnern, daß in den Gottesdiensten im Winter des Hustens, Räusperns und Schneuzens kein Ende war. Und kein Ende fand auch das Dammern über die „kalten Eüße", die man sich beim letzten Gottes dienst geholt hat —. Von Amerika ging der Anstoß aus, dieses allgemeine Weltübei durch Heizung der Kirchen auszumerzen. Man baute dort Heiz anlagen in die Kirchen ein, zuerst solche mit Kohle- oder Koksfeuerung, aber als bald kam man auf die idealste Heizung, die es für diesen Zweck gibt: die elek trische. Nun sind aber die Bedingungen für eine Kirchenheizung wesentlich anders als für die Beheizung sonstiger Hallen oder Saal bauten. Dos Publikum legt nämlich die Oberkleider nicht ab, die Lufttemperatur darf gegenüber der Außentemperatur also gor nicht sosehr erhöht werden, sonst würde eben dos, was man vermeiden wiii, nämlich Verkühlung, Schnupfen usw., erst recht hervorgerufen werden. Es ist also keine allgemeine Heizung nätig, sondern es genügt vollauf, wenn dafür gesorgt ist, daß die Kirchenbesucher sich nicht „kalt stehen", also, daß sie keine kaiten Füße bekommen. Die Technik hat, um dieses Ziel zu errei chen, verschiedene Läsungen gefunden, die samt und sonders den Vorteil besitzen, sehr stromsparend zu sein, sich in jeder Kirche (auch der ältesten) leicht anbringen zu las sen und die in der Bedienung höchst ein fach sind: Knopfdruck genügt. In Österreich wurde die elektrische Kirchen heizung erstmals in der Pfarrkirche von Bürs in Vorarlberg und in der Kapuziner kirche von Bludenz versucht. Als dritte Kir che Österreichs mit solcher Heizung folgte im Spätherbst 1937 die herrliche Pfarrkirche Trounkirchen am Traunsee. Seither haben viele Kirchen elektrische Heizeinrichtungen bekommen. Solcherart nimmt die Verwendung elektri schen Stromes in unseren Kirchen noch im mer zu, und die Energieversorgungsunter nehmungen haben stets zu tun, um die ent sprechenden, für die Energieübertragung notwendigen Hoch- und Niederspannungs leitungen bereitzustellen. Das sind keine unbedeutenden Aufgaben, zumal solche Stromzuleitungen zu Kirchen in der Regel verkabelt werden, um das äußere Bild, das der Kirchenbau bietet, nicht durch Frei leitungsdrähte zu verunstalten. Im ober österreichischen Raum z. B. wurden für Zwecke des kirchlichen Wiederaufbaues seit 1945 von der dafür zuständigen Lan desgesellschaft ÖKA (öberösterreichische Kraftwerke AG) umfangreiche Arbeiten ge leistet. Allein für Kirchenneubauten, wie die Kirche in Redl-Zipf, die Lourdeskirche in Bad Schallerbach, die Kirche Maria an der Straße in Pfandl bei Bad Ischl, die Gedächt niskirche am Krippenstein, die Filialkirche in Häft bei Braunau und die Filialkirche in Riedersbach bei St. Pantaleon, die Kapelle des Altersheimes Haid bei Linz und die Behelfskirche Haid sowie die Kirche in Kleinreifling und die Kirche St. Martin bei Linz (noch im Bau), wurde von der ÖKA eiektrische Energie bis zu einer Leistung von 262 kW bereitgestellt. Darüber hinaus wurden zusätzlich für die Vergrößerung der Stromversorgungsanlagen in den bestehen den Kirchen der Diözese weitere 518 kW zur Verfügung gestellt, so daß der gesamte Ausbau seit 1945 (also ungeachtet der da mals schon bestandenen Installationen) für die Stromversorgung kathoiischer Kirchen im ÖKA-Bereich eine Leistung von 780 kW erreicht. Diese Energie wird für den Be trieb von Geläuten und Gebläsen von örgelmotoren, für die Innenraumbeleuch tung und für die Flutlichtanstrahlung ver wendet. Einen großen Teil an Energie ver brauchen die elektrischen Kirchenheizun gen (Kirchenbankheizungen), für die die ÖKA außerdem unter besonderen Bedin gungen einen Sondertarif gewährt, so daß diese Art der elektrischen Heizung auch für die einzelnen Pfarreien wirtschaftlich tragbar wurde. Ähnlich wie in öberösterreich liegt es auch in den anderen Bundesiändern, woraus er sehen werden kann, zu welch vielfältig guten Verwendungszwecken Elektrizität in unseren Kirchen Eingang gefunden hat. Wir wollen diese gottgeschenkte Naturkraft nimm.er missen! Lourdeskirche in Bad Schallerbach, Blick zum Flochaltar. Die Flöhe und Weite des modernen Kirchenraumes verlangt besonders eine richtige Ausleuchtung. Photos Erich Widder
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