gelockt, im lichtumflossenen weichen Kleid, die feinen Hände gefaltet, das edelgeformte Antlitz zu seinem Gefährten empor gerichtet. Und nun erst dieser herrlichste der himmlischen Geister, schwebend im lichtschimmernden, gelben, ins Blaue schillernden Samtkleid, das den Oberkörper der wunderschönen Gestalt frei läßt und um den geschmeidigen linken Arm nur durch eine zierliche Spange festgehalten wird! Die feingebildeten Hände sind vor der Brust gefaltet, das reizende, mädchenhaft schöne Antlitz ist von blondem Lockenhaar umkräuselt, der helle Blick jubelnd auf den verklärten Erlöser gerichtet. Wenn eines edlen, gottbegnadeten Künstlers Hand überhaupt imstande ist, einen reinen Himmelsgeist mit eines sterblichen Menschenkindes zarter Fleischeshülle zu umkleiden, dann ist es hier unserem Meister gelungen. Rechts von diesem Cherub schweben zwei kleine krausköpfige Engel, einander umarmend und auf das Wunder blickend, das vor ihnen sich abspielt. Unterhalb stützt in dunkelgrünem Kleid ein Engelknabe die Gesetzestafeln des Moses. Korrespondierend dazu hält ein Knabe an des Elias Seite das aufgeschlagene Buch und das flammende Schwert, dessen Lichtschein das Knabenantlitz grell beleuchtet. Damit ist der lichte Engelkreis geschlossen. Der Künstler hat für die großen, reizenden Engel wohl drei seiner Töchter als Modell genommen. Zu dieser Vermutung führt mich der Bericht des Archivs von Kremsmünster, wo seinen drei Töchtern „anstatt eines ihme versprochenen Recompens" 150 fl. ausgefolgt werden, ferner die Tatsache, daß die großen Engel, vor allem der eine mit dem Weihrauchfaß und die beiden oberhalb des Moses in ihrer Körpergestalt und ihren lieben, zarten Ge sichtern eher den Charakter des Mädchenhaften an sich tragen, als die Gestalt eines Knaben- oder Jünglingskörpers. Außerdem zeigen gerade diese drei Engel einige Ähnlichkeit miteinander. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, daß in all den herrlichen Engelfiguren sich mehr oder minder des Künstlers Töchter, deren er sieben hatte, widerspiegeln^. Als besonders beachtenswert ist auf dem Bilde das Spiel der Hände, das rechts in der hochgehobenen des Johannes beginnt, über die beiden Knabenhände hin, die ihm zu Häupten Flammen schwert und Gesetzbuch halten, ansteigt, in Elias und Christi Hände zur Ruhe kommt, die verklärte Heilandsgestalt mit ge falteten, weihrauchschwingenden, vor die Brust gelegten, weisen den, haltenden Engelhänden umgibt, und in der linken, auf die Erde zeigenden Hand Petri endet. Interessant ist die wieder im Diagonalkreuz gefügte Kompo sition, in welche bildbeherrschend die weißleuchtende majestä tische Christusfigur vertikal eingestellt ist. Wolf erreicht in dieser ^ Im Jahre 1712 waren Wolfs älteste Töchter 22, 21 und 20 Jahre, die jüngste war 12 Jahre alt. „Verklärung" seinen künstlerischen Höhepunkt. Das Bild ist nicht mehr wie Wolfs Frühwerke in Zonen geschieden. Von der beherrschenden Erscheinung Christi empfangen die Engel ebenso wie die Apostel auf steingrauer Bergeshöhe gemeinsames Licht und Leben. Von der dunklen Erdenzone wird das Auge durch die Gesten der Apostel nach aufwärts zum flutenden Licht gedrängt. Das höchste Barockideal ist erreicht, jede Scheidung der Szenen ist verschwunden, an ihre Stelle höchste Bildgeschlossenheit, Einheit und Monumentalität getreten. So präsentiert sich das prächtige Meisterwerk in breitem, profi liertem, kupfernem und feuervergoldetem Rahmen mit reich ge triebenen Spangen als strahlender Blickpunkt im herrlich stukkierten Mittelschiff des uralten Münsters an der Krems. Begeistert uns ein Kunstwerk ganz stark, dann wird in uns der Wunsch laut: Gerne möchte ich wissen, wie der Künstler wohl aussah, der solch erstklassige Bilder geschaffen? Hierüber gibt uns ein Selbstbildnis Wolfs in der alten Pinakothek zu München (um 1700, 0,50x0,36 m) Aufschluß. Wenn der Ausspruch des Malers Ingres: „Das Porträt sei der Prüfstein des Malers" richtig ist, dann vermittelt uns dieses Selbstporträt eine hohe Meinung von Wolfs Können. Es ist ein Brustbild in Dreiviertelprofil von rechts und stammt aus Privatbesitz des königlichen Hauses. Der Künstler hat sich in schräger Schulterstellung auf grauschwarzem Grund in dunkelbraunem Rock und ebensolcher Kappe darge stellt. Aus dem gegen die rechte Schulter gewandten Kopf blicken aus der äußersten Ecke der Augenhöhlen die dunklen Augensterne prüfend, ja fast fixierend auf den Beschauer. Unter dem Doppel kinn leuchtet das schmale weiße Halstuch hervor, die schwarzen Haare unter der faltigen, am Hinterkopf sitzenden Kappe scheinen von einer Perücke zu stammen (Oefele spricht von einer solchen), die das Ohr größtenteils verdeckt. Der Kopf ist in grünlich-braunen Schattentönen prächtig modelliert, die kräftige, hohe Stirne wölbt sich über der weichen Nase und ebensolchem Untergesicht mit dem blaßroten, lebendigen Mund. Die an der Nasenwurzel, unter den schwarzen Augenbrauen, den Augen- und Mundwinkeln sich abzeichnenden Falten geben im Zusammenhang mit dem Doppelkinn und dem Umstände, daß Wolf sich, wie es scheint, mit einer Perücke abbildet, einen Anhaltspunkt für die ungefähre Entstehungszeit des undatierten Bildes. Weder die gelbliche Ge sichtsfarbe noch der Gesamtausdruck weisen auf einen vollkommen gesunden Mann, klagt doch bereits 1698 Wolfüber seine „dermalen so schwache Leibeskomplexion". Das Bildnis dürfte somit um 1700 entstanden sein, da es in den feinen Übergängen des Hell dunkels, der aufgelockerten Technik und dem freien Pinselstrich den Meister auf voller Höhe zeigt. Benützte Quellen: J. A. Wolf. Inaugurationsarbeit, vorgelegt von Ludwig Waagen aus München, 1932. — Archiv des Stiftes Kremsmünster. Ein Zentrum des Wintersports in Oberösterreich Hochwinterliche Pracht am Krippenstein mit Blick auf den verschneiten Hohen Dachstein und den Hallstätter Gletscher. In wenigen Minuten erreicht man mit der Dachsteinseilbahn von Obertraun am Hallstätter See dieses höchstgelegene Wintersportzentrum der Alpen zwischen Salzburg und Wien. Auf der mehrere Quadratkilometer großen, 2100 Meter hoch gelegenen Hochfläche des Dachsteinplateaus bieten sich in—unmittelbarer Nähe des DreitausendersDachstein—vielfältigeWintersportmöglichkeiten / Foto Wilhelm Fettinger
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2