(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

Ried hat auch morgen Chancen Die neue v\Türde brachte wohl auch e.ine neue Bürde. Der Messe- titel verpflichtet - vor allem in einer Zeit, da sich eine Neuord- nung im europäischen Messewesen ankündigt. Die Verlangsamung des österreichischen Konjunkturaufschwunges spiegelt weltwirt- schaftliche Tendenzen wider. Zu einem solchen Zeitpunkt hat die Wirtschaft keine Freude an einem Zuviel an Messen, wei l Aufwand und Ergebnis in ~einem rechten Verhältnis mehr st~hen . Die Klage über das Zuviel und Zuoft, so wurde erst bei der heurirren Wiener Frühjahrsmesse wieder festgestellt, gehöre be- reits : um eisernen Bestand jedes Messegespräches zwischen Aus- stellern und Messechronisten. In Österreich finden 1959 allein 52 Messen, Veranstaltungen, die messeä hnlichen Charakter bean- spruchen, und Ausstellungen statt. Dazu kommen 25 auslä ndische Messen, die von österreichischen Firmen beschickt werden. Ried wird, auf weite Sicht gesehen, in dieser Situation nur be- stehen können, wenn es auch in Hinkunft die Aussteller davon überzeugen kann, daß sich eine Beschickung seiner Veranstaltung rentiert. Seine Tradition auf einschlägigem Gebiet berechtigt zu auten Hoffnungen. Die natürliche Lage, die im wesentlichen un- ~eränderte Situation des Hinterla ndes, das vvirtschaftliche Ge- schick seiner Bewohner bestärken diese Hoffnungen. Auch di e Art und Weise, wie man den gewandelten Gegebenheiten in letzter Zeit Rechnung trug, verd ienen Erwä hnung auf der Aktivseite der psychologischen Messebilanz. Man stellte eine klare Trennung räumlicher und organisatorischer Art zwischen Messe und Volks- fest, zwischen Geschäft und Vergnügen her - ohne di eses von jenem auch der Sache nach oder zeitlich zu trennen. Denn beide gehören in Ried wie in vVels wesensmäßig zusammen. Buntes Volksfestgetriebe, kerniges, bisweilen ein wenig prahlerisches, nie- mals sentimentales, stets herzhaftes Festefeiern entspri cht den berufsstol zen Innviertler Bauern und dem nicht weniger selbstbe- wußten Städter. Man darf nicht vergessen, daß dieser Volksfest- charakter eminente Bedeutung für die wirtschaftliche Seite der Ausstellung besitzt . Er ist ein wesentlicher Faktor des „Geheim- nisses" warum die Volksfestmessen stets einen solchen Massen- besuch' aufzuweisen haben. Der Massenbesuch a llein aber garan- tiert noch keinen wirtschaftlichen Verkaufserfolg. Der Innviertler ist zurückhaltend in seiner „Ausgabenwirtschaft" , abwägend, kein Schlendrian in Gelddingen. Aber die Volksfestatmosphäre macht kauffreudig. Nach einem Besuch im Vergnügungspark ist die Stimmung ungezwungener, sitzt der Schilling lockerer. U nrreachtet dessen wird die Rieder Messe den bereits erfolgreich eing 0 eschlarrenen Weo· weiter beschreiten müssen, \ ,Vesentliches o O noch stärker herauszustellen, Unwesentliches noch mehr zurück- zudränrren Kern und R a nd noch deutlicher zu trennen. Di e b ' . • Voraussetzungen dafür, auch in einer wirtschaftlich schwierigeren Zeit a ls der heutigen - und wir gehen unzweifelhaft einer Ver- schärfung des Konkurrenzkampfes entgegen - zu bestehen und in Ehren zu bestehen, sind in Ried gegeben. Sie in verstärktem Maß zu nützen, ist gerade in einer Zeit d es unverkennbar wach- senden Auslandsinteresses ein unumgängliches Gebot. Franz Be rg e r , Ried im Innkreis - Geschichte des Mark tes und der Stadt ( 19) . Alfred Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte d es Landes Oberös terreich, Bel. l ( 19) . H erbert Dachau e r , Die Entwicklung der Österreichischen La ndwirtschafts- messe Ried im Innkreis. Unveröffent li chtes Manuskript, bestimmt für e 111 e 1961 anl äßlich der 100-Jahr-Feier d es Bundesministeriums für H a ndel und Wiederaufbau herauszugebende Festschrift. Max Bau böck, Ein al ter Markt - eine junge Stadt. (Oberösterreich), Jg. 7, Heft 1 (Sommer 1957). Leon idas Martin ides, Aus der größeren Perspektive. Furche vom 7. März 1959. 91

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