(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

ber AUSSTELLUNGEN 1. UslhfeHe iu jlie~ 1877. 'iJl i e 1:, ' ' ~ ./1 Drum unb Urrh19 uou 3 oft r il r ii n ! 1 '4-..~ ~-----~ Titelseite eines alten Ausstellerkataloges: 1877 fand schon da s siebte der zehn Jahre früher begründeten Volksfeste statt. Rechts: Ein charakteristisches Volksfestplakat, wie es in den Dreißiger- jahren wiederholt verwendet wurde : Von den Wappen der Stadt Ried und des Landes Oberösterreich eingesäumt, das Porträt des größten lnnviertler Mundartdichters Franz Stelzhamer und ein die lnn viertler kennzeichnender Ausspruch Josef Reisch ls, im unteren Teil des Plakates (dessen Mitte die jeweiligen Vo lksfestdaten trug) ein Ausschnitt aus dem Volksfesttreiben. Fotos: H einri ch Brunner, R ied wand ging zeitweise besser a ls die M ühlviertler Ware, di e bei den um die Mitte d es 14. J ahrhunder ts beurkundeten Linze r Mä rkten angeboten wurde. Der Flachsbau war aber auch in den übrigen T eilen des Landes ob der Enns stark verbreitet, und so kam es schon um die Wende zum 17. J a hrhundert zu einem heftigen Wettstreit zwischen Bayern und Österreich. Die bayrischen H erzöge forcierten besonders die Erzeugungs- und H andelss tä tten im Grenzgebiet, und so kam es, daß der bayrische Kurfürst den K aufleuten ausd rücklich empfahl , neben Passau und Salzburg ihre Waren vor a llem auch in Ried zu beziehen und Linz zu mei- den - eine Maßnahme, die auf die Linzer Märkte nicht ohne Auswirkung bli eb, wenngleich sie nicht niederkonkurrenziert werd en konnten. Es ist aber eine T a tsache, da ß „Bayrisch-Ried " (ein bi s knapp in unsere Genera tion herein erha lten gebliebener Ausdruck) im 16., 17. und 18. J ah rhundert ein von wei tum besuch ter H andels- pla tz war. Schon im Sebas ti ans-Bruderschaftsbuch des J ahres 1503 find en wir zur Marktzeit Bruderschaftsgäs te aus Ei chstä tt, Augsburg und Nürnberg, aber auch aus d em österreichi schen \t\Tien vermerkt. Den R atspro tokollen a us 1669 ist zu entnehmen , da ß regelmäßig K aufleute aus Nü rnberg, R egensburg, Augsburg und anderen bayrischen Städten in Ri ed einkauften. Die Rieder v\Teber liefer ten ihre Erzeugnisse abe r auch bis nach Oberita li en und tauschten sie dort gegen Seidenstoffe und -tücher ein , die 86 wied er auf den Ri eder M ärkten begehrtes T auschobj ekt für Bauern, H andwerker und H ändler waren. Ma n kann sich angesich ts a ll d essen vorstell en , da ß Ri ed an einem Ma rkttag ein a ußerordentlich bewegtes Bild bot . M arktpla tz war denn auch keineswegs nur eine fes t umgrenzte Örtlichkeit, sondern p raktisch j eder freie Platz, was auch a us der Bezeichnung „H aupt- marktplatz" (R a tsprotokolle) fü r d en heut igen H auptpla tz her- vorgeht. Au f diesem stand di e „Schranne", ein hölzernes Gebäude, das der Feilbietung von Getreide und anderen Landesprodukten d iente. ,,Nebenmarktplätze" waren aber auch der frühere Holz- und heutige Stelzhamerpla tz, a uf dem vornehmlich Holz und aus di esem verfertigte Gerä te feilgeboten wurden, der für den Pferde- und Rinderhand el reservier te R oßma rkt und der Kirchenpla tz, a uf dem vornehmlich gewerbliche Erzeugnisse aufgestapelt lagen. So machte denn di e Ma rktbedeu tung Ried de facto J ahrhunderte, bevor K a iser F ranz J oseph di esen Akt formalrechtlich vollzog, zu einer Stadt, und die Rieder Bürger dü rften in m anch einer Hinsicht mit ihrem „bloßen" Marktcha rakter besser gefah ren sein a ls Städter, denn sie bewa rben sich lange Zeit kaum ernstlich um die Gewä hrung des städtischen Pr ivilegs. Zudem war Ried , so wie die übrigen Städte Baye rns und wie nur ein zweiter Markt neben ihm, m it einem Abgeordneteten im bayri schen Land tag ver treten, und auch im Sturmj ah r 1848 vertrat ein aus Ried stammender Abgeordne ter das Innvie r tel in der kurzlebigen Frankfurter Na tionalve rsammlung. B eg ründun g d e r Vo lk s f est t ra diti o n : 1 86 7 Die gewalt ige Umschich tung, die mit dem Aufkommen des M a- schinenzeitalters von der \t\Tel twi rtschaft Besitz ergriff und nicht nur neue Produktions-, sonde rn a uch gewandelte Absa tzbedin- gungen schuf, führ te zu einem Verfall der Märkte in ihrer bis- herigen Form, deren Bedeu tung um die Mitte d es vergangenen J ahrhunderts a uf ein Minimum herabsank. Den geänderten Ver-

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