(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959
Mit dem Ausbau der V0EST zum größten österreichischen Hüttenwer k zogen in Linz nicht nur viele Probleme der Schwerindustrie und der großindustrie ll en Produktion e in, sondern es regt sich nunmehr im Bereich des noch verhä ltn ismäßig jungen Ei sen- und Stah lwerkes an der Donau auch die gute alte Trad i t ion der kunsthandwerklichen Ver- arbeitung, von Ei sen und Stah l. Unermüdlicher Förderer dieser En twick- lung ist vor a l lem Generaldirektor Dip l. -Ing. Hitzinger, der immer wieder bemüht ist, insbesondere der Jugend die Freude an der Eisen- kunst zu vermitteln. Seit Jahren wird in den Lehrwerkstätten der V0EST neben der rein fachlichen und techni schen Ausb i ldung der Lehr l inge auch der künst leri sche Gestalt ung swi lle gepf legt. Jeder bekommt dort Gelegenheit, Kunstgegenstände in der alten, materialgetreuen Art zu fo rmen und sich an der Gestaltung von schönen, künstlerisch einwand- fre ien Erzeugniss-en aus Eisen oder Stahl zu versuchen. Wie vieles da- bei gelingt und welchen, erfreu l ichen Erfol g, diese Bemühungen haben, war schon be i mancher Ausstellung zu se-hen - erinnert sei nur an die gelungene Sonderschau „ Freizeitschaffen der V0ESTLER", die vor zwei Jahren in Linz gezeigt wu rde. Auch ein hübsches Buch über „Kunst und Ei sen in der V0EST" gibt es bereits, mit vielen Abbildungen interessanter Arbeiten. Alle diese Dinge sind in unserer motorisierten, nüchternen Ze it nicht se lbstverständlich, und es ist gerade heute für junge Menschen ungemein wertvo ll, wenn sie in ihrer Lehrzeit auch Probleme der Kun st kennenlernen oder wenn es gar gelingt, ihnen Gefühl für künstlerisches Arbeiten und Denken einzupf lanzen. Mit der besonderen Betreuung dieses Teile s der Lehr l ingsausbildung beauftragte d ie Werksle i tung der V0EST den Absolventen der Aka- demie für angewandte Kunst Helmut Gsö ll pointner, der selbst noch im jugend l ichen Alter mitten unter den Jung,en schafft unid sie zum Mit- arbeiten anregt. Das Prog-ramm dieser Arbe it reicht von einfachen schmie-dee·ise rnen Gebrauchsgegenständen über alle Formen der handwerk l ichen Metallbearbeitung bis zum feinsten Stahlschnitt nach künstlerischen Entwürfen. Ein ige Proben davon zeigen die neben- stehenden Abbildungen. Daß es sich dabei schon um mehr als um Ver- suche handelt, ist vollkommen klar . Hie r wird bereits über die Kunst des Schmiedens und des Formens hinau s nach den bescnderen Aus- drucksformen un se rer Ze it gesucht. Erfreu l icherwei se läßt die V0EST die Arbeiten der jungen Leute nicht in den Werkstätten v-erstauben; sie sorgen dafür, daß sie hinaus- kommen an die 0ffentlichkeit und dort ihren Zweck erfül len. Bei allen Neubauten der VOEST werden Beleuchtungskörper, He izkörperg itte r, Drahtpla sti ken und ähnliche s von der Lehrwerkstä tte des Werkes aus- geführt. Sehr wirksame Arbeiten st-euerten die- Lehrlinge schon mehr- mal s für die Ausstattung von Messekojen, Ausstellungspavillons und für andere reprä sentati ve Anlässe be i, wo moderne Metallarchitektur als Schmuck oder Demonstration smate ria l dienen kann. Sogar auf dem Atlantik schwimmen bereits Kun stgegen stände aus der VOEST-Lehr- we rkstätte. Die Inneneinrichtung des Hochseefrachtschif fes „ Linzer Tor" we ist einige dekorative Kostbarkeiten auf, die von jungen V0ESTLERN angefert igt wurden. Sch l ießl ich sind in allen Nieder lassungen der V0EST, wie in London, Frankfurt, Zürich, Wien und Salzburg schöne un,d moderne Kun stprodukte zu sehen, geformt von Lehrli ngen des Linzer Werkes. Diese kurze Aufzählung läßt schon erkennen, daß sich dem Nachwuch s der V0EST für seine· künstlerischen Le istungen ein weites Tät igkeits- feld öffnet. Aus der anfangs nur nebenbei dem Un terricht angeschlos- senen kunsthandwerklichen Beschäft igung wurde mit der Zeit eine durchaus ernste Sparte der Ausbildung, deren Produkte sich in die ,, oft liebe, oft gewaltige Stimme un sere r heimischen Kunstmel odie", von der 0tfried Kastner in seinem Buch „Eisenkunst" spricht, sehr harmoni sch ei nfügen . 65
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