(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

ALFRED M A RK S Lange Zeit hindiurch war .di.e Herstellung von Arzneimitteln mit der Heilkunst verbunden. Erst im Lauife ,des Mittelalters bildete sich der Be rufss tand .der Apotheker als eigene Gruppe heraus. Als die ents·cheidende U rk unde, ,die für die Enuwickl:ung .des Gesundheitswesens ri chtungweisend w urde, gilt die Medizinal- ordnung des Kaisers Friedrich II. vom Jahre 1240, in der dieser . u. a. die T rennun,g von Arzt und Apo theker für sei ne sizi li anischen Stammlande verfügte und die Errichnung von S pez ia•l.apotheken in -den Städten von der la nd eshe rrlichen Erlaubnis ,und der Anerken- nu ng der Taxbesti mmungen abhän,gig machte. Diese z un ächst nu r für Sizilien urud Unter- italien ge ltenden Vorschriften se t.z ten sich in der fo lgenden Zeit im .ga nzen R eich durch und erl a ngten maßgebenden Einfluß a,uf di e E ntwick lung des Apot'hekerwesens, das mit de.m Aufstreben d~r deutschen Stä.dte im 13. und 14. Jah1,hunden sei nen An.fan g nahm. Schon um -die Mitte des 13. J ahrJ,,und ert s w ur den in den a lten deutschen Städten di e ersten Apo th eken gegründet (Köln 1215 , Basel 1250, R os tock 1262, Konstanz 1264, Hamburg 1265, Münster 1267, A,ugsbur,g 1285) und hundert Ja,hre später gab es schon in jeder größeren Stadt Apotheken. In za,hlreichen städt ischen und te rrito r ialen Ordn ungen wmden im 14. und 15 . .Jah rhun - dert di e Ber-ufspfl icht en des Apothekers immer de ud icher umrissen. In O st erreich läß t sich die E ntwi cld-ung des öffentlichen Aponheken- wesens mit Ausnahme von Wien, das schon im Mittelalter Apotiheke:n besaß, erst seit dem 16. J aih11lrnnd ert deutl icher verfolgen . In Lin z wird zum ers ten Mal e im .Jahre 1485 ei n Apo·th eker Jakob \'v'alich in ein er Urkund e ,ge nannt, ,und in den Steuerverzei ch- nisse n vo n 1504/ 05 läßt ·sich eine n icht be- ze ichnete Apothek e in dem zwischen Haupt- platz, Ratha-usgasse , P:farrplarz und Graben gelegenen vierten Stadtviertel nachweisen . A 1 uch den L inzer Bü11ger u n,d Apotheker Pa,ulus W erder , der mit sei ner Fra u Urs·ula im Jah re 1528 an der Stelle des he ut igen Schl äg ler Stiftshauses (Landstraße Nr. 16) - dam a ls noch außerhalb ,der Stadt ge lege n - ei nen Stad el und eine Wiese kaufte, können wir mangel s so nst i,ge r Ber ichte mit kei ner be- st immten Apotheke in Verbindun,g bringen. Ers t -i:n den vierziger Jahren des 16. .Jah rhun - derts tauchen in den Quellen die ers ten kon- kreten Nachrichten a uf. Damals bestanden in L in z berei ts zwei Apotheken, deren Ge- · s-chichte wir von diesem Zeitpunkt an bi s z·ur Gege n,wart verfoLgen können. Es ist die heut e an der Landstraße Nr. 16, in dem schon er- wähnten Schlägler Stiftshaus befindlich e Apotheke „Z.um Schwarzen Adler", di e se it ihrer erste n E rwäJrnun g i.m Jahre 1545 bi s 1850 ihren Standplatz am H ofberg Nr. 10 hat te. Das aus dem 16. Jah11hnudert stam- mend e alte ApothekerJ1aus am Hofberg be- steht noch heute im wesentl ichen unverän,dert und stellt mit sei ner eindrucksvollen Fassade ei nes von den sehen swerten hi storischen Ge- bäuden der Linzer Altstadt dar. Die zwei t e Apotheke führt e die Bezeichnung „Zum Weißen Adler" (heute: ,,Hofstätter-Apo- theke") und befindet sich seit 1546 nach- weislich am Hauptplatz (heute Nr. 29). über di e ersten Inhaber der beiden Apothe- ken -erfaihren wir aus ,den Quellen interessante Einz-el heiten. So wissen rw ir, daß -der Apothe- ker Wilh elm A s t 1 , der uns schon im Jahre 1540 als Apothekergesell e begegnet und bi s etwa 1563 Besitzer der Apo_the¼:e am Hofberg war , gegen Ende der vierziger Jahre zu sammen mit einer Reihe von o,berösterrei- chi schen Gewerken, di e unter der Führung des Lin zer Münzmeisters Wolf Puellacher ihr Untern ehmerglück vers-uchten, a n dem süd- Justus Pfaler , 1663- 1701 Apotheker „Zum Schwarzen Adler" . Minia turbildnis (0 1 auf Blech ) im 00. Lan:desmHseum. Ar;fnahme Ma x Eiers- ebner Rechts: Das alte aus dem 16. Jahrhundert stam- mende Apothekenhaus Hofberg Nr. 10, das durch mehr als drei Jahrhunderte bis zum Jahre 1850 die Apotheke „Zum Schwarzen Adler" beher- bergte. Aufnahme Robert Stenzel böhmi schen Silberbergbau bei Budweis a uf einer Zeche .beteili,g t wa r . Sein Kollege vo n der Apotheke „Zum Weißen Adler", Damian Z i e ,g I e r , - -der damals sein Gewerbe am Hauptplatz in dem späteren Spindlerschen Freihaus (Hauptplatz N r. 7 - Zollamtss t raße Nr. 4, 1939 abge- rissen) ausübte, bekleidete schon 1545 als Ver- wa lter des Pfarrk irchenamtes, 1550 a ls Sta,dt- kämmerer, 1554/ 56 a.Js Stadtrichter und 1560/ 62 als Bürgermeister hohe bürge rl iche Ehrenämter. Sein Nachfolger .Jobst Sc h ä .f f er, 1568 bereits Stadtrichter, hat als r ei cl1er Geschäfts- mann ,und a n.geseihener Ratsbü r.ge r im öffent- lichen Leben der Stadt eine bedeutsame Rolle gespielt. E r enofaltete auch als PrivaDmann im Kreise sei ner protestanti schen Glaubens- freunde eine re.g·e und segensreiche Tätigkeit. Ni,cht wen i,ger als 23rnal ü.bernahm er in den Jahren 1576 bis 1581 nachwei ~bar die P a ten- schal t für L inzer Bürgerssö>hne, während seine Gattin Elisaberh im g·leichen Zeitraum als Gevatterin ebensoviele Mädchen aus der Taufe hob. Anläßlich des vom Linzer Stadtrat im .Jahre 1584 veranstalteten Freischießens, zu dem Schützen a us nah und f ern erschienen waren, ,ga b Schäffer ein „Nachschießen", wozu er als Preis einen vergoldeten Becher spendete. Zu m Abschluß bere itete er den Schützen eine ,, herrliche Collation" (Mahlzeit). Der Na,chfolger Wilhelm Astls, Johann Männer, der se it etwa 1563 bi s zu seinem Tode um 1615 Ei,gentümer des H a,uses und der Apotheke M11 Hofberg .und ebenso wie sei n Berufskolk1ge Schäffer Protestant wa r, begründete eine Familie, de ren Mitg-lieder in einer Linie als Apo-theker ·und Arzte bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts -und in einer zwe iten a ls G asvwi rte in Linz bis etwa 1740 nathweisbar sind. Sein Enkel Dr. Davi-d Männer (gest. 1701) versah 38 Jahre hin- durch das verantwonungsvoll e Amt eines St a,dtsch reibers . Die bi s ins 16. J a,hrhundert zurückreichenden Amtsak ten der Landstände und der Verwal- tungss tellen gewälhren uns a-uch Einblick in die b erufliche Täti,gkei t der Linzer Apothe- ker in jener frühen Zeit. So erfahren w ir , daß die Stadtverwaltung bis in die ersten Jahr- zehnte des 17. Jahrhunderts nachweisbar ih ren Bedarf an Schrei bma terial ien (Tinte, Kreide, Schwamm und Siegelwachs) a.us der Apotheke „Z-um Weißen Adler" bezog. Im Jahre 1570 lieferte der Apotheker Schäffer wiederholt für den Stadtrat in di e Ratsstube 59

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