(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

DIE STRASSEN DES STROMES VON TATSACHEN, AN DIE DER LAIE NUR SELTEN DENKT Seit urdenk li chen Zei ten bed ient sich d ie Menschhe it zum Transport ihrer Waren der Straßen . Deren En twick lung vom einfachen, ausget retenen Pfad bis zur modernen Be- tonst raße der Autobahn spiegelt den stu- fenweisen Aufbau der Zivi l isation, ja der Kultur v ieler, vieler Geschl echte r wider. Eines de r jüngsten Kinde r un sernr Technik, die Elektrizität, die in hunde rtfält igen Ab- wand lungen in den Tag esab lauf jedes Menschen eingreift, so daß si e mit ihren vie lgestaltigen Arbeitsleistungen aus unse- rem Leben nicht mehr weggedacht werden kann, ist ebenfal ls e ine Ware, d ie von der Erzeugungsstätte bis zum Ve rbraucher ge- Straßen des Stromes nicht a llein gebaut, sonde rn auch unun terb rochen in betriebs- sicherem Zustand erhalten we,rden. Gemeinh in macht sich der Laie kaum be- sondere Gedanken darübe r, wie vielfält ig just auch dieser Teil der Elektrizitätsver- so rgung se in muß, um allen An sp rü chen zu genügen. Wir können hier ni cht auf tech- ni sche Einze lheiten eingehen und wollen ni cht die komplizierten und kosts pielig en Einri chtungen der großen Umspannwerke, der Schalt- und Transformatorenstationen schi ldern, sondern w i r möchten - für d 'e Al lgeme inheit vi el sinnfäll ige r - darauf hinwe isen, daß z. B. a ll ei n im Versorgungs- DER MASTLAGERPLATZ der OKA in Gmunden mit der Mastenschäl- und lmprägnierungsanlage Luftbild Lueghammer Wels bracht werden muß, damit sie dieser kon- sumi eren kann. Nun aber hat die „Ware Elektrizität" e ine Eigentüml ichke,it: sie ist a ls Ware nicht sichtbar und nicht greifbar. Sie kann nicht verpack t in Schachteln, Ki- sten oder sonstigen Behälte rn, in Autos oder Eisenbahnwagen transportiert wer- den, sondern sie muß auf eigenen „Straßen des Stromes", also mit Hil fe de r Hoch- un d 1\J iederspannung sleitungen, vom El ektrizi- tätswerk zu den oft weit entfernt li egen- den Verb rauchsstellen gebracht werden. Es ist a lso keineswegs damit a ll e in ab- getan, daß man e in Elektr izität swe rk baut, sondern es müssen auch d ie dazu notwen- digen Schalt- und Umspanneinrichtungen, dazu aber auch diese eben e rwähnten 50 bere ich der Oberösterrei chischen Kraft - werke Aktiengesellschaft (OKA) diese Stromverteilung durch drei g roße, techn isch bestens au sgerüstete Umspannwerke (Lin z- Wegscheid, Steyr und Gmunden), 68 Um- spa nn - und Schaltstationen, 1413 Tran sfor - matorenstationen, weiter abe r durch nicht weniger als 11.509 km Hoch- und Nieder- spannunq si eitungen erfolgt. Versorgt wer- den mit Hilfe dieser Anlagen in 283 Ge- meinden 127.582 Tarifa bnehme r und 743 Großabnehmer. Teil s fli eßt der Strom durch unterird isch ve rl egte Ka bel zu den Verbrauch ss tellen , zum Großteil aber bestehen diese Straßen de:, Stromes aus Le itungen, die auf Masten ve rlegt sind. Hie r wiede r gibt es (vo rnehm- l ieh für die Spannungen von 50 .000 b is 11 0,000 Volt) Stah lgittermasten bzw. Stahl- betonmasten, dann Schleuder-Betonmasten un d Ho lzma sten verschi edener Art mit und ohne Betonsocke l. Im OKA-Bereich stehen alle in an Holzmasten derzeit 144.379 Stück. Alle die se• Anlagen unte rliegen der. dauernden Beobachtung hinsichtlich ihrer Betr iebss icherheit und -tauglichkeit in be- zug auf die elektri sche, wie auch au f die mechanische Festigkeit. Da ist al so eine ständige Kon trolle der Maste rdung und der nächsten Umgebung des Maststütz- punktes, des Fu ndamente s und der Kon- strukt ion selbs t, Untersuchung der Isolato- ren un-=I der Lei terseile bzw. des Erdsei les, de r Se ilkl emmen un d der -verb inder not- wendig. Die Gitterma sten müssen feh le rlo sen Rost- schut zanst rich haben, die Ho lzmasten si nd immer wieder auf ihre Festigkeit zu prü- fen, die vo r all em in der Tag- und Nacht- zone (al so dort, wo der Mast aus der Erd- oberfläche ste igt) durch Fäul ni svo rgänge bee in trächtig t w i rd. Um just auf diesem Gebiet keine bösen Ube rra schungen zu er- leben, werden eigene Leitungs-Grund- bücher geführt, in denen die Fäulnisanfäl- lig keit usw. (d ie je nach Bodenbeschaffen- he i t und j e nach Mastenholzart ver schieden ist) so rgfält ig verzeichnet steht. Schon seit Jahren versucht man, Holz- masten zu imprägnie ren, um so ihre Ver- wendungsdauer zu ver längern. Die ver- schi edenen Verfahren auf die sem Gebiet wurden immer mehr vervo llkommt. Bei der OKA verwendet man zum Imprägnieren das Wolmanit -UAR-Salz. Es ist verständli ch, daß bei dem g roßen Bedarf an Masten die OKA ein eigenes umfangreiches Ma sten- lage r unterhält und dazu auch e ine e igene Mastschä lanlage, wo der roh angelie fer te Baum so bearbe i tet wi rd, daß e r dem ihm zugedachten Zweck entspricht. Desgleichen w ird an Ort und Stelle das Imprägnieren in einer modernen, betriebse igenen lm- p rägnieru n,gsanlage du rchgeführt. Un ser Bild zeigt diesen Masten-Lagerp latz der OKA in Gmunden. Derze it lage rn dort ca. 22.800 Rohma sten und ca . 19.000 Fert ig- ma sten . Der Ja hre sverbrauch an Fe rtig - masten bet rägt durchschnittlich etwa 14.000 Stück . Uberlegt man, daß e in Mast durchschn i tt lich auf S 356.- zu stehen kommt, daß also allein diese 14.000 Stück, d ie man alljäh rl ich zum Netzerneue rn bzw. zu dessen weiterem Ausbau verwenden muß, e inen Bet rag von rund fünf Millionen Schil l ing erfordern (und daß di es e rst ein ge rin ger Tei l der Gesamtausgaben für die In standha ltung des Umspann- und Verteil- apparates ist), dann mer kt man, wie wahr das Wort ist, das da sagt: ,,Viele Wenig ma chen ein Viel !" denn aus dem an sich bescheidenen Kilowattstundenprei s, den der Verbraucher für die Le is tung bezah lt, die ihm sei n nimmermüder und stets dienstbereiter „Knech t Elektrizität" ins Haus br ingt, summieren sich j ene Millio- nenbet räge, d ie notwendig si nd, um die Ene rgieversorgung bet ri ebssicher und men- c1enmäß ig aus reichend durchführen zu können . J . G. Le t tenmai r

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