(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

Die bewegten Statuen auf den Seitenaltären und am H ochaltar stammen von Johann Georg übelherr angefert igten 1\1.fobeln in den Gasträumen des Stiftes zu. Der Ba u von prunkvoll en Bibliotheken und Festsälen war wohl von Abt Johannes Bapt. Hinterhölzl geplant, mußte jedoch wegen des großartigen Ausbaues der Kirche unterble iben. Die Zeit um 1740 war für den Bau großer Gebäudetrakte nicht mehr günstig. :rvfan schränkte sich ein im Flächenmaß, was man aber baute und schuf, zierte man mit um so feinerem Gesc hmack und aus bestem Material. Lassen schon die schönen, eingelegten Doppelflügeltüren das Beste an Inneneinri chtung erwa rten, so übertrifft doch das Ge- samtb ild unsere Vorstellung. \tVelch großart igen Eindruck machen zum Beispiel d as sogenannte R ote Zimmer, das Grüne Zimmer (Salon), das Bischofszimmer und d as sogenannte Sekretärzimmer ! Wir sehen vornehmlich reines Ba rock, alle Spie la rten und 'ii\fechsel - formen in bester Art vertreten , es lassen sich di e zar ten Übergänge vom Spätbarock zum Rokoko gu t verfolgen . Besonders erwähnens- wert sind die herrlichen T abernakelkästen mit Chineserien, die schönen Betschemel, di e feinen Konsoltische mit Negern, die Rokokoöfen und die entzückenden Biedermeiergarnituren in den gesonderten R ä umen. Im sogenannten kleinen Speisesaal und im da nebenliegenden R oten Zimmer bewu ndern wir d ie zarten, edl en Rokokostukkos von Franz J osef Holzinger. Im R oten Zimmer sind an den Rundungen der Wände und Decke die vier 36 J a hreszeiten darges tellt. Di ese R äume sind gee ignet, vornehmsten Gästen ein entsprechendes Quar tier anzubieten. Zu den schönsten Sälen des Stiftes gehört der Festsaal im ersten Stock des langen Südtraktes. J ohann K aspa r Moel ler hat ihn mit künstlerisch hochbedeutsamen Stukkaturen geschmückt, die häufig di e Bewunderung der Gäste hervorru fen. Motiv der Darstellung sind die vier Elemente, die vier dama ls bekannten Erdtei le (1780/8 l ) . In den Hohlkehlen des Gewölbes sind reizende Landschaftsbildchen stukki ert, die naturalis tisc he Formung zeigen. Mit der Ausstattung di eses Saales war e ine fünfzigjährige Bau- period e des Stiftes abgeschlossen. D er Kr e u zga n g Von mittela lterlicher Kunst sind nur spä rli che, aber äußerst wert- volle Denkmäler vorhanden. Daz u gehör t vor a llem der vor zwanzig J a hren freigelegte Teil d es spätromanischen Kreuzganges. In der Entwicklung der roma nisc hen Ba ukunst fä llt der Bauweise der Zisterzienser eine bedeutend e Rolle zu. Obwoh l di e (ersten) Z isterz ienser nach den strengen Grundsätzen des he iligen Bernhard vo n Clairveaux j ed e äußere Prunkentfaltung ablehnten , bekun- d eten sie doch ein feines und sicheres Gefühl für schöne Raum- wirkungen. Ihr Baust il war vornehm kühl, st reng und verab- scheute a lles bloß Gefällige. Besonderen künstlerischen R eichtum wiesen Kirche und Kreuzgang sowie die and eren R egular-R äume auf. Wie heute noch ersehen werden kann, orient ierte sich a uch in \tVi lher ing di e gesamte erste K los teranlage genau nach den Vor- sc hriften des Ordens . Als kostba rer Rest blieb d as Eingangstor in den Kapitelsaal m it den zwei anliegenden Fenstern erhalten. Das spä tromani sche Tor ist zweimal abgetreppt. Im J ahre 1940 wurde es unter Anleitung und Aufsicht des La ndeskonservators vom 'ii\fiener R estaura tor Dutschker spitzbogenförmig ergänzt. Zwei Säulen zu beiden Seiten tragen j e zwei kräft ige Rundstä be. Zwischen ihnen sehen wir a uf einem sich verbreiternden Mauer- stück 'i!\Tappen mit ve rschiedenen, zum Teil schwer leserlichen Inschriften . Die Säulen selbst haben a tti sche Basen mit zwei Wülsten und einer d azwischen liegenden Ho hlkehle. Sie ruhen a uf e iner mit zarten Eckblä ttchen geschmückten Pli nthe. Knospen- kap itä le sind von einer rundprofilierten Deckplatte bedeckt . Auf ihnen liegen einfache, nach oben abgekrag te K ämpfersteine. Zu beiden Seiten stehen auf j e einen Meter hohem Mauerstück die beiden Fenster. Die Fensterbögen, e in ä ußere r spitzbogiger und ein mittlerer runder, werden von Säulen getragen, vo n d enen je drei eine zierliche Gruppe bilden. Ihre Basen und K apitelle sind ebenfalls verbunden. Die Säulen d es ä lteren nördlichen Fensters ruhen a uf gleichen Basen wie das Portal. Die Kapitelle tragen ein Palmettenornament und lassen noch d eutl ich den romanisc hen Würfel erkennen. Die Bände rführungen zeigen sich miteinander banda rtig verschlungen . Der Wu lst unter dem Kap itell ist bei einer Säu lengruppe gedreht. Di e Deckplatte ist ä hnlich der des Portals. Die Säulen des jüngeren süd lichen Fensters zeigen einen gewissen Fortschritt, da nämlich bei einer Säu le schon das frühgotische Knospenkapitell a uferscheint (20x23 cm) . Ansonsten gleicht sie denen des nördlichen Fensters. Sehr interessant ist auch das strenge, äußerst sch lichte Spitzbogen- portal, das entweder Ostdurchgang war oder in d as sogenannte ,,auditorium iuxta capitulum" führte.

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