(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 9. Jahrgang, Heft 1/2, 1959

Bild auf der Vorderseite: Fahrt mit der Dachsteinseilbahn zur Schönbergalpe mit Tiefblick auf Obertraun Bild nebenstehend: Ein unvergeßliches Erlebnis vermittelt ein Besuch der Dachsteineishöhlen. Beide Photos von Wilhelm Fettinger Selbstverständlich entsprechen die Sicherheitseinrichtungen der Dachsteinseilbahn den modernsten Erfordernissen. So sind u. a . auf den Stationen und auf den Stützen automa- tische Windwarnanlagen angebracht, schwere Dieselaggre- gate ermöglichen es, daß bei Stromausfall der Betrieb mit nur geringen Geschwindigkeitsverringerungen klaglos wei- tergeführt werden kann. UKW-Geräte und -Anlagen gewähr- leisten bei allen Witterungslagen die Sprechverbindung zwischen den Stationen, dem Führerstand und den Kabinen. Wie ein Zauberwerk der Elektrotechnik mutet es an, daß es ermöglicht wurde, über die normale Hauszentrale voll- kommen automatisch den Übergang von der auswärtigen Telephonverbindung zum UKW-Betrieb zum Krippenstein herzustellen. Auch andere Probleme der Hochgebirgslage hatte die Dachstein-AG zu lösen: Das Gebäude der Bergstation Krippenstein konnte nicht mit den sonst üblichen Bau- materialien umkleidet werden, sondern es wurde _eine Kunststeinverkleidung angebracht, die für alle klimatischen Verhältnisse geeignet ist. Diese Steinverkleidung hat Tem- peraturschwankungen bis über hundert Grad standzuhalten. Durch die Beschaffung von besonders konstruierten Groß- fenstern war es möglich, die gegen das Dachsteinpanorama gerichtete Stirnfront des Speisesaales im Krippenstein- Berghaus (mit Ausnahme von zwei Mittelpfeilern) ganz in Glas aufzulösen. Diese Fenster, die einen herrlichen Berg- blick freigeben, sind aus je drei Spezial-Thermogläsern zusammengesetzt und halten dem stärksten Sturm und Hagel stand. Eine besondere Erschwernis für den Betrieb des Hotels am Krippenstein bedeutet die Wasserversorgung. Am Gipfel eines Karstberges fehlen die natürlichen Quellen und so muß die Dachstein-AG das gesamte Trinkwasser mit den Kabinen von der Mittelstation auf den Krippenstein führen. Für den Wassertransport ist an jeder Kabine ein Wasser- behälter mit einem Fassungsvermögen von 1,5 Kubikmeter angehängt, und entsprechende Rohrleitungen und Füll- vorrichtungen machen eine rasche und von der Sanitäts- behörde als hygienisch einwandfrei erklärte Füllung des Großwasserbehälters am Krippenstein möglich. Da auch das Nutzwasser zu Berg gebracht werden muß, wurde eine spezielle Möglichkeit der Nutzwassergewinnung am Krippen- stein selbst geschaffen: Über dem Restaurationstrakt des Hotels wurde ein Flachdach ausgebildet, das durch ent- sprechende Neigung zur Dachmitte zu ein Auffangfeld für Niederschläge und Schmelzwasser bildet, von dem durch eigene Abflußrohre das Nutzwasser (nur für Toiletten) in den Keller in ein separates Auffangbecken geleitet wird. Es ist damit möglich, im Laufe eines Jahres etwa 500 bis 600 Kubikmeter Wasser auf natürliche Weise zu gewinnen, was etwa einem Fünftel des durchschnittlichen Nutzwasser- bedarfes entspricht. Nach Inbetriebnahme der zweiten Teilstrecke erhöhte sich die jährliche Besucherzahl der Dachsteinseilbahn von anfangs 100.000 auf 180.000 und nahezu 200.000 Gäste. Die Dach- steinseilbahn zählt damit zu den drei stärkstfrequentierten Seilbahnen Österreichs. Besondere Bedeutung bekam der Winterbetrieb, der mit 1. Februar 1957 aufgenommen wurde und nun ein neues Wintersportparadies in Oberösterreich erschließt. Durch den Ausbau mehrerer Abfahrtspisten und Errichtung von Skischleppliften auf den Übungshängen am Krippen- stein erhielt dieses ausgedehnte Skigebiet bald internationale Bedeutung. In der „Skischule Dachstein" werden unter fachlicher Leitung die ersten Schwünge erlernt und die · Fortgeschrittenen werden mit den neuesten Fahrstil ver- traut gemacht. Bestens markiert sind die Abfahrtspisten Krippenstein- Gjaidalm, die acht Kilometer lange Abfahrt Krippenstein- Imisl-Talstation, die 1500 Meter Höhenunterschied über- windet, und die FIS-Strecke Krippenstein-Schönbergalm, wo der Internationale Krippenstein-Riesentorlauf ausgetra- gen wird. Darüber hinaus gibt es eine unerschöpfliche Fülle von lohnenden Halbtags- und Tagesskiwanderungen, wie zum Zwölferkogel, zum Wiesberghaus, zum Heilbronner- kreuz oder in die weiten Gletscherregionen des Hohen Dach- steins. Gäste aus allen Teilen Österreichs, aus Westdeutsch- land, Holland, England und den skandinavischen Staaten kommen heute im Sommer und Winter d ank einer gezielten Werbung auf den Krippenstein. Das Berghaus Krippenstein bietet mit seinen zentralgeheitzten Zimmern mit fließendem Kalt- und Warmwasser und seinem Hotelbetrieb jeden Komfort. Im Sommer und im Herbst ist der Krippen- stein und die Schönbergalm ein reizvolles Wander- und Ausflugsgebiet, dessen seltene Flora immer neue Bewunderer findet. Unter großzügiger Förderung der oberösterreichi- schen Landesbaudirektion wurden am Krippenstein kilo- meterweite, bequeme Wanderwege angelegt, die rings .um den Krippensteingipfel führen, und von einem eigens ge- schaffenen Aussichtsplateau gleitet der Blick bis in weite Fernen. Tief drunten liegt in erhabener Stille der dunkle Fjord des Hallstätter Sees mit dem idyllisch am Berg ange- schmiegten uralten Salzbergort Hallstatt, dahinter grüßt Bad Goisern und bis zum fernen Böhmerwald, der an klaren Tagen sichtbar wird, reiht sich Berg an Berg. Umgeben von den gewaltigen Felsriesen des Koppenkar- steins, des Hohen Gjaidsteins, der Dirndeln und des Hohen Kreuzes (alle um die 2800 Meter hoch) , ragt die steile Felspyramide des Hohen Dachsteins aus den gleißenden Firnfeldern. Am nördlichen Ausläufer des Hallstätter Gletschers, unmittelbar am Fuße des zuckerhutähnlichen Schöberls, erkennt man die Simonyhütte mit der Bergkapelle. Gipfel an Gipfel reihen sich rund um das Dachsteinmassiv und bilden eine endlose Kette. Rundum gleitet der Blick 17

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